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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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existieren. Die Wirklichkeit verlangt vom Menschen, in seinem eigenen rationalen Interesse zu handeln, während eure Waffe von ihm verlangt, dagegen zu handeln. Die Wirklichkeit bedroht den Menschen, wenn er nicht in Übereinstimmung mit seinem rationalen Urteil handelt, mit dem Tod; doch ihr bedroht ihn mit dem Tod, wenn er es tut. Ihr versetzt ihn in eine Welt, in der er sein Leben durch Aufgabe aller Tugenden, die das Leben verlangt, erkaufen muss – und ein langsamer Tod ist das Einzige, was ihr mit eurem zerstörerischen System erreichen werdet, wenn der Tod zur herrschenden Macht erhoben wird, zum schlagenden Argument in einer menschlichen Gesellschaft.
    Ob ein Straßenräuber einen Reisenden vor die Wahl ‚Geld oder Leben‘ stellt oder ob ein Politiker ein Land vor die Wahl ‚Eurer Kinder Ausbildung oder euer Leben‘ stellt, in beiden Fällen lautet die Wahl letztendlich: ‚Euer Verstand oder euer Leben‘ – und für den Menschen ist keines von beiden ohne das andere möglich.
    Wenn es Abstufungen des Bösen gibt, dann lässt sich kaum sagen, wer verächtlicher ist: der Wüstling, der sich das Recht anmaßt, den Verstand anderer gewaltsam zu beugen, oder der moralisch Degenerierte, der anderen das Recht zubilligt, seinen Verstand gewaltsam zu beugen. Das ist das moralisch Absolute, das nicht zur Debatte stehen darf. Mit jemandem, der sich anschickt, mich meiner Vernunft zu berauben, gehe ich nicht vernünftig um. Ich lasse mich mit Menschen, die glauben, sie könnten mir das Denken verbieten, nicht auf ein Gespräch ein. Ich verweigere dem Wunsch eines Mörders, mich zu töten, die moralische Billigung. Unternimmt jemand den Versuch, mir mit Gewalt zu begegnen, reagiere ich – mit Gewalt.
    Gewalt darf nur in Form von Vergeltung angewendet werden und nur gegen denjenigen, der damit begonnen hat. Nein, ich ahme weder sein böses Verhalten nach, noch lasse ich mich zu seiner Moralvorstellung herab. Ich gewähre ihm lediglich das, wofür er sich entschieden hat: Zerstörung, die einzige Zerstörung, für die er das Recht hatte, sich zu entscheiden: seine eigene. Er wendet Gewalt an, um sich eines Wertes zu bemächtigen; ich wende sie nur an, um Zerstörung zu zerstören. Ein bewaffneter Räuber will sich bereichern, indem er mich tötet; ich hingegen werde durch das Töten eines bewaffneten Räubers nicht reicher. Weder wende ich Böses an, um Werte zu erzielen, noch gebe ich meine Werte auf, wenn mir Böses angedroht wird.
    Im Namen all der Produzenten, die euch am Leben erhalten haben und im Gegenzug von euch mit dem Tod bedroht wurden, stelle ich euch jetzt vor eine einzige Wahl: unsere Arbeit oder eure Waffen. Ihr habt die Wahl, doch beides zusammen könnt ihr nicht haben. Wir zetteln weder Gewalt gegen andere an, noch ergeben wir uns ihrer Gewalt. Wenn ihr jemals wieder in einer Industriegesellschaft leben möchtet, dann nur auf der Grundlage unserer moralischen Begriffe. Unsere Begriffe und unsere Antriebskraft sind das Gegenteil der euren. Ihr benutzt Angst als Waffe und zahlt den Menschen ihre Ablehnung eurer Moral mit dem Tod heim. Wir bieten ihnen das Leben als Lohn für die Anerkennung unserer Moral.
    Ihr, die ihr die Null anbetet, ihr habt nie verstanden, dass die Verwirklichung des Lebens mehr ist als die Vermeidung des Todes. Freude ist nicht die Abwesenheit von Schmerz, Intelligenz ist nicht die Abwesenheit von Dummheit, Licht ist nicht die Abwesenheit von Dunkelheit, eine Entität ist nicht die Abwesenheit einer Nichtentität. Ein Gebäude wird nicht erbaut, indem man keinen Abriss vornimmt; indem ihr jahrhundertelang dasitzt und untätig abwartet, wird kein einziger Träger aufgestellt, von dessen Abriss ihr absehen könntet – und jetzt könnt ihr mich, den Erbauer, nicht mehr auffordern: ‚Produziere und ernähre uns im Gegenzug dafür, dass wir das, was du schaffst, nicht zerstören.‘ Im Namen all eurer Opfer antworte ich euch: Krepiert mitsamt und in eurer eigenen Leere. Existenz ist nicht die Negation von Negativa. Das Böse – nicht der Wert – ist Mangel und Negation; das Böse ist ohnmächtig und besitzt nur die Kraft, die wir es uns abnötigen lassen. Krepiert, denn wir haben gelernt, dass eine Null kein Pfandrecht auf das Leben erkaufen kann.
    Ihr wollt dem Schmerz entkommen. Wir hingegen streben nach Glück. Ihr existiert, um Strafen zu entgehen. Wir hingegen existieren, um Lohn zu verdienen. Drohungen werden uns nicht zum Arbeiten bringen; Angst ist nicht unsere

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