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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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anständige Sachen zu nähen. Ich will, dass Sie sich an das Beste gewöhnen. Sie sollen sich wohlfühlen und … Übrigens“, fragte er ein wenig zu beiläufig, „haben Sie Familie? Irgendwelche Angehörigen, die Sie gerne sehen würden?“
    „Nein.“
    „Irgendwelche Freunde?“
    „Nein.“
    „Haben Sie eine Liebste?“
    „Nein.“
    „Ich möchte nur nicht, dass Sie sich einsam fühlen. Sie dürfen Besucher empfangen, wen auch immer, falls es irgendjemanden gibt, der Ihnen etwas bedeutet.“
    „Es gibt niemanden.“
    Mr. Thompson blieb an der Tür stehen, drehte sich einen Augenblick lang nach Galt um und schüttelte den Kopf. „Ich werde aus Ihnen nicht klug“, sagte er. „Sie sind mir schlichtweg ein Rätsel.“
    Galt lächelte, zuckte mit den Schultern und antwortete: „Wer ist John Galt?“
    *
    Eine dichte Graupelwolke hing über dem Eingang des Wayne-Falkland-Hotels, und die bewaffneten Wachposten wirkten merkwürdig traurig und hilflos im Lichtschein: Sie standen mit hochgezogenen Schultern da, ließen die Köpfe hängen und klammerten sich an ihre Gewehre, wie um sich zu wärmen – als würde auch das Abfeuern der geballten Ladung ihrer Kugeln in das Unwetter ihren Körpern keine Behaglichkeit verschaffen.
    Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachtete der Gemeinschaftsgeistbeauftragte Chick Morrison auf dem Weg zu einer Konferenz im neunundfünfzigsten Stock, dass die wenigen lethargischen Passanten sich weder die Mühe machten, die Wachposten anzusehen, noch die Schlagzeilen auf einem Stoß durchnässter, unverkaufter Zeitungen am Stand eines zerlumpten, zitternden Verkäufers: „John Galt verspricht Wohlstand.“
    Chick Morrison schüttelte beunruhigt den Kopf: Seit sechs Tagen waren die Berichte über die Anstrengungen der Führungsriege des Landes, gemeinsam mit John Galt eine neue politische Linie auszuarbeiten, auf den Titelseiten, doch ohne Erfolg. Die Menschen bewegten sich, als wäre ihnen alles um sie herum gleichgültig, bemerkte er. Niemand nahm Notiz von ihm, als er sich den Lichtern des Hoteleingangs näherte, außer einer in Lumpen gekleideten alten Frau, die ihm wortlos ihre Hand hinstreckte. Er eilte an ihr vorbei, sodass nur einige Graupeln auf die schwielige nackte Handfläche fielen.
    Seine Erinnerung an die Straßen verlieh Chick Morrisons Stimme einen ungleichmäßigen Klang, als er in Mr. Thompsons Zimmer im neunundfünfzigsten Stock eine Runde von Gesichtern ansprach. Der Ausdruck auf den Gesichtern entsprach dem Klang seiner Stimme.
    „Es funktioniert offenbar nicht“, sagte er und zeigte auf einen Stapel Berichte seiner Meinungsforscher. „Offenbar bringen die vielen Pressemeldungen über unsere Zusammenarbeit mit John Galt nichts. Sie sind den Menschen egal. Sie glauben kein Wort davon. Manche sagen, er werde nie mit uns zusammenarbeiten. Die meisten glauben nicht einmal, dass wir ihn haben. Ich weiß nicht, was mit den Leuten los ist. Sie glauben nichts mehr.“ Er seufzte. „Vorgestern haben in Cleveland drei Fabriken den Betrieb eingestellt. Gestern haben in Chicago fünf Fabriken ihre Pforten geschlossen. In San Francisco …“
    „Ich weiß, ich weiß“, fuhr Mr. Thompson ihn an und zog dabei den dicken Schal enger um seinen Hals. Die Heizung war ausgefallen. „Es gibt keine andere Möglichkeit: Er muss nachgeben und das Ruder übernehmen. Er muss es tun!“
    Wesley Mouch schaute zur Decke. „Bitten Sie mich nicht, noch einmal mit ihm zu sprechen“, sagte er schaudernd. „Ich habe es versucht. Man kann mit diesem Menschen nicht sprechen.“
    „Ich … ich kann es nicht, Mr. Thompson!“, rief Chick Morrison, als Mr. Thompsons umherschweifender Blick bei ihm stehen blieb. „Ich werde mein Amt niederlegen, wenn Sie das von mir verlangen! Ich kann nicht noch einmal mit ihm sprechen! Zwingen Sie mich nicht dazu!“
    „Niemand kann mit ihm sprechen“, sagte Dr. Floyd Ferris. „Es ist reine Zeitverschwendung. Er hört kein Wort von dem, was man ihm sagt.“
    Fred Kinnan kicherte. „Sie meinen wohl, er hört zu viel, nicht wahr? Und was noch schlimmer ist: Er antwortet darauf.“
    „Warum versuchen Sie es denn nicht noch einmal?“, fuhr Mouch ihn an. „Ihnen hat es offenbar Spaß gemacht. Weshalb versuchen Sie nicht, ihn zu überreden?“
    „So dumm bin ich nicht“, sagte Kinnan. „Machen Sie sich nichts vor, mein Freund. Niemand kann ihn überreden. Ich werde es kein zweites Mal probieren. … Ob es mir Spaß gemacht hat?“, fügte

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