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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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Schwäche verriet. „Woher soll ich wissen, ob ich Ihnen glauben kann? Wer soll mir das sagen, wenn das Telefon nicht funktioniert? Wer bin ich schon, dass ich wissen könnte, was zu tun ist?“
    „Das ist Ihr Problem, nicht meines.“
    „Ich glaube Ihnen nicht!“ Seine Stimme war zu laut, um überzeugend zu klingen. „Ich glaube nicht, dass die Regierung Ihnen eine Mission übertragen würde, wo Sie doch einer der verschwundenen Verräter und Freunde von John Galt sind, der …“
    „Aber haben Sie es noch nicht gehört?“
    „Was?“
    „John Galt hat mit der Regierung eine Übereinkunft getroffen und uns alle zurückgeholt.“
    „Oh, Gott sei Dank!“, rief der jüngste unter den Wächtern.
    „Halt den Mund! Du hast keine politische Meinung zu haben!“, fuhr der Chef ihn an und drehte sich dann rasch wieder Rearden zu. „Weshalb ist das nicht im Radio bekannt gemacht worden?“
    „Maßen Sie sich eine Meinung darüber an, wann und wie die Regierung ihre Politik bekannt zu machen hat?“
    In dem langen Schweigen, das nun eintrat, war das Rascheln der Tiere zu hören, die mit den Krallen an den Stäben ihrer Käfige kratzten.
    „Ich glaube, ich sollte Sie daran erinnern“, sagte Rearden, „dass Ihre Aufgabe nicht darin besteht, Befehle infrage zu stellen, sondern sie zu befolgen, dass Sie die Vorgehensweise Ihrer Vorgesetzten weder kennen noch verstehen müssen, dass Ihnen weder ein Urteil noch eine Wahl oder Zweifel zustehen.“
    „Aber ich weiß nicht, ob ich Ihre Befehle zu befolgen habe!“
    „Wenn Sie sich weigern, werden Sie die Konsequenzen tragen müssen.“
    Der Chef drückte sich an den Tisch und schaute Rearden zuerst langsam und abwägend ins Gesicht und warf dann den beiden bewaffneten Wächtern in den Ecken nacheinander einen Blick zu. Sie richteten mit einer kaum merklichen Bewegung ihre Pistolen präziser aus. Ein nervöses Rascheln ging durch den Raum. In einem der Käfige kreischte ein Tier schrill.
    „Ich glaube, ich sollte Ihnen außerdem sagen“, sagte Rearden mit etwas härterer Stimme, „dass ich nicht alleine bin. Meine Freunde warten draußen.“
    „Wo?“
    „Das Labor ist umzingelt.“
    „Wie viele?“
    „Das werden Sie noch früh genug erfahren – so oder so.“
    „Ach, Chef“, stöhnte einer der Wächter mit zittriger Stimme, „wir wollen keinen Ärger mit diesen Leuten. Sie sind …“
    „Halt die Klappe!“, brüllte der Chef, indem er aufsprang und den Wächter mit der Waffe bedrohte. „Von euch zieht keiner den Schwanz ein, ihr Mistkerle!“ Er schrie, um nicht wahrhaben zu müssen, dass es bereits zu spät war. Er war selbst im Begriff, in Panik zu verfallen, und weigerte sich zu sehen, dass irgendetwas seine Männer eingeschüchtert hatte. „Es gibt nichts zu fürchten!“ Er redete es sich selbst ein und versuchte verzweifelt, seine Sicherheit wiederzuerlangen, indem er zu dem einzigen Mittel griff, das er kannte: Gewalt. „Nichts und niemanden! Ich werde es euch beweisen.“ Er drehte sich mit ausgestrecktem Arm und zitternder Hand rasch um und schoss auf Rearden.
    Einige der Wächter sahen, wie Rearden taumelte und mit der rechten Hand nach seiner linken Schulter griff. Andere sahen im gleichen Augenblick, wie ihrem Chef die Waffe aus der Hand fiel und auf den Boden prallte, während er schrie und Blut aus seinem Handgelenk spritzte. Dann waren alle Augen auf Francisco d’Anconia gerichtet, der in der linken Tür stand und dessen lautlose Pistole noch immer auf ihren Chef gerichtet war.
    Sie waren alle aufgestanden und hatten ihre Waffen gezogen, aber nicht gewagt, sofort zu schießen.
    „Ich würde es an Ihrer Stelle unterlassen“, sagte Francisco.
    „Herrgott!“, keuchte einer der Wächter und suchte nach einem Namen, der ihm entfallen war. „Das … das ist der Kerl, der weltweit alle Kupferminen in die Luft gejagt hat!“
    „Stimmt“, sagte Rearden.
    Unwillkürlich waren sie alle vor Francisco zurückgewichen; sie wandten sich um und sahen, dass Rearden noch immer in der Eingangstür stand und mit der rechten Hand eine Waffe auf sie richtete, während sich auf seiner linken Schulter ein dunkler Fleck ausbreitete.
    „Schießt, ihr Mistkerle!“, schrie der Chef seine unschlüssigen Männer an. „Worauf wartet ihr? Schießt sie nieder!“ Er stützte sich mit einem Arm am Tisch ab, während aus dem anderen Blut strömte. „Ich werde über jeden Mann, der nicht kämpft, Meldung erstatten! Ich werde ihn dafür zum Tode verurteilen

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