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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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„Ich persönlich glaube, dass ein Chancengleichheitsgesetz für die Literatur die richtige Lösung wäre.“
    „Ach, dann sind Sie auch mit dem Gesetz für die Industrie einverstanden? Ich bin nicht sicher, was ich davon halten soll.“
    „Natürlich bin ich mit ihm einverstanden. Unsere Kultur ist in einem Sumpf des Materialismus versunken. Die Menschen haben in ihrem Streben nach materieller Produktion und technischen Spielereien alle geistigen Werte verloren. Sie lassen es sich zu gut gehen. Sie werden zu einem edleren Leben zurückkehren, wenn wir sie lehren, Entbehrungen hinzunehmen. Daher sollten wir ihrer materiellen Gier eine Grenze setzen.“
    „So habe ich das noch nie gesehen“, sagte die Frau entschuldigend.
    „Aber wie wollen Sie ein Chancengleichheitsgesetz für die Literatur umsetzen, Ralph?“, fragte Mort Liddy. „Die Idee ist mir neu.“
    „Mein Name ist B alph“, sagte Eubank verärgert. „Und die Idee ist Ihnen neu, weil es meine eigene ist.“
    „Schon gut, ich will nicht streiten. Ich habe nur gefragt.“ Mort Liddy lächelte. Er verbrachte die meiste Zeit damit, unsicher zu lächeln. Er war ein Komponist, der altmodische Filmmusik und moderne Sinfonien für ein spärliches Publikum schrieb.
    „Es würde ganz einfach funktionieren“, sagte Balph Eubank. „Es sollte ein Gesetz geben, das die Verkaufszahl jedes Buches auf zehntausend Stück begrenzt. Das würde den Literaturmarkt wieder für neue Talente, frische Ideen und nichtkommerzielles Schreiben öffnen. Wenn es den Leuten untersagt würde, eine Million Exemplare desselben Schundes zu kaufen, wären sie gezwungen, bessere Bücher zu lesen.“
    „Das ist sicher eine gute Idee“, sagte Mort Liddy, „aber wäre das nicht ein harter Schlag für die Bankkonten der Schriftsteller?“
    „Umso besser. Nur jenen, deren Motivation nicht im Geldverdienen besteht, sollte es erlaubt sein zu schreiben.“
    „Aber Mr. Eubank“, fragte das junge Mädchen im weißen Kleid, „was ist, wenn mehr als zehntausend Menschen ein bestimmtes Buch kaufen wollen?“
    „Zehntausend Leser sind ausreichend für jedes Buch.“
    „Das meine ich nicht. Ich meine, was ist, wenn sie es haben wollen?“
    „Das ist nicht relevant.“
    „Aber wenn ein Buch eine gute Geschichte erzählt, die …“
    „Handlung ist in der Literatur etwas Primitives und Vulgäres“, sagte Balph Eubank verächtlich.
    Dr. Pritchett, der auf dem Weg zur Bar am anderen Ende des Raumes war, blieb stehen und sagte: „Richtig. Genau wie die Logik in der Philosophie etwas Primitives und Vulgäres ist.“
    „Genau wie Melodie in der Musik etwas Primitives und Vulgäres ist“, sagte Mort Liddy.
    „Was ist das hier für ein Geschrei?“, fragte Lillian, die sich in ihrem glitzernden Gewand zu ihnen gesellte.
    „Lillian, mein Engel“, sagte Balph Eubank gedehnt, „habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich meinen neuen Roman Ihnen widmen werde?“
    „Wirklich? Danke, mein Lieber.“
    „Wie lautet der Titel Ihres neuen Romans?“, fragte die wohlhabende Frau.
    „Das Herz ist ein Milchmann.“
    „Worum geht es darin?“
    „Enttäuschung.“
    „Aber Mr. Eubank“, fragte das junge Mädchen in dem weißen Kleid mit hochrotem Gesicht, „wenn alles Enttäuschung ist, wofür lohnt es sich dann zu leben?“
    „Nächstenliebe“, sagte Balph Eubank grimmig.
    Bertram Scudder stand lässig an die Bar gelehnt. Sein langes, dünnes Gesicht sah aus, als wäre es zusammengeschrumpft, nur sein Mund und seine Augäpfel ragten wie drei weiche Ausbuchtungen daraus hervor. Er war der Herausgeber eines Magazins, das The Future hieß, und er hatte einen Artikel über Hank Rearden mit dem Titel „Der Krake“ geschrieben.
    Bertram Scudder ergriff sein leeres Glas und schob es wortlos dem Barkeeper hin, damit er es auffüllte. Er nahm einen Schluck von seinem neuen Drink, bemerkte das leere Glas von Philip Rearden, der neben ihm stand, und gab dem Barkeeper eine stille Anweisung, indem er mit dem Daumen darauf zeigte. Er ignorierte das leere Glas von Betty Pope, die an Philips anderer Seite stand.
    „Schauen Sie, mein Freund“, sagte Bertram Scudder, und seine Augäpfel blickten ungefähr in Philips Richtung, „ob es Ihnen gefällt oder nicht, das Chancengleichheitsgesetz ist ein großer Schritt nach vorne.“
    „Was veranlasst Sie zu der Annahme, dass es mir nicht gefällt, Mr. Scudder?“, fragte Philip demütig.
    „Nun, es wird schon ein bisschen pieksen, nicht? Der lange Arm der

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