Der Streik
Freunden?“
„Selbstverständlich nicht.“
Die scharfe Ablehnung war echt.
„Warum hast du ihn dann eingeladen?“
„Nun ja, man kann keine Gesellschaft geben – zumindest keine, die zählt –, ohne ihn einzuladen, wenn er sich im Land befindet. Es ist ärgerlich, wenn er kommt, und ein gesellschaftlicher Flop, wenn nicht.“
Rearden lachte. Sie hatte ihre Deckung fallen lassen, normalerweise würde sie solche Dinge nicht zugeben. „Hör zu“, sagte er erschöpft, „ich möchte dir deine Gesellschaft nicht verderben. Aber halte diesen Mann von mir fern. Stell ihn mir nicht vor. Ich will ihn nicht kennenlernen. Ich weiß nicht, wie du das anstellen wirst, aber du bist eine perfekte Gastgeberin, also sorge dafür.“
Dagny erstarrte, als sie Francisco herankommen sah. Er verbeugte sich vor ihr, als er vorbeiging. Er blieb nicht stehen, aber sie wusste, dass er in Gedanken einen Augenblick angehalten hatte. Sie sah, wie er leicht lächelte, um das zu unterstreichen, was er verstanden und beschlossen hatte, nicht zur Kenntnis zu nehmen. Sie wandte sich ab. Sie hoffte, ihm für den Rest des Abends aus dem Weg gehen zu können.
Balph Eubank hatte sich zu der Gruppe um Dr. Pritchett gesellt und sagte eben trotzig: „… nein, Sie können nicht erwarten, dass die Leute die höheren Sphären der Philosophie verstehen. Die Kultur sollte den Dollarjägern aus den Händen genommen werden. Wir brauchen staatliche Subventionen für Literatur. Es ist eine Schande, dass Künstler wie Hausierer behandelt und Kunstwerke wie Seife verkauft werden müssen.“
„Sie meinen, Sie beklagen sich darüber, dass sie sich eben nicht wie Seife verkaufen?“, fragte Francisco d’Anconia.
Sie hatten nicht bemerkt, dass er sich genähert hatte. Die Unterhaltung brach mit einem Schlag ab. Die meisten von ihnen waren ihm nie begegnet, doch sie erkannten ihn alle sofort.
„Ich meinte …“, begann Balph Eubank verärgert und machte den Mund wieder zu. Er sah das neugierige Interesse in den Mienen seiner Zuhörer, aber es war kein Interesse an Philosophie mehr.
„Oh, hallo, Professor!“, sagte Francisco und verbeugte sich vor Dr. Pritchett.
Dr. Pritchetts Gesicht zeigte keine Freude, als er den Gruß erwiderte und ihm einige der Gäste vorstellte.
„Wir haben eben ein sehr interessantes Thema diskutiert“, sagte die ernste ältere Dame. „Dr. Pritchett war dabei, uns zu erklären, dass alles nichts sei.“
„Darüber sollte er zweifellos besser Bescheid wissen als jeder andere“, antwortete Francisco ernst.
„Ich hätte nicht vermutet, dass Sie Dr. Pritchett so gut kennen, Señor d’Anconia“, sagte sie und wunderte sich, warum der Professor über ihre Bemerkung verstimmt zu sein schien.
„Ich bin ein ehemaliger Student der großen Hochschule, an der Dr. Pritchett zurzeit beschäftigt ist, der Patrick-Henry-Universität. Ich habe jedoch bei einem seiner Vorgänger studiert – Hugh Akston.“
„Hugh Akston!“, schnappte die junge attraktive Frau nach Luft. „Aber das kann nicht möglich sein, Señor d’Anconia! Sie sind nicht alt genug. Ich dachte, er sei einer der großen Namen des … des letzten Jahrhunderts.“
„Vielleicht im Geiste, Madam. Nicht in Wirklichkeit.“
„Aber ich dachte, er sei vor Jahren gestorben.“
„Nun, das stimmt nicht. Er lebt noch.“
„Aber warum hören wir dann nie etwas von ihm?“
„Er hat sich zur Ruhe gesetzt, vor neun Jahren.“
„Ist das nicht merkwürdig? Wenn sich ein Politiker oder Filmstar zur Ruhe setzt, liest man Titelgeschichten über sie. Aber wenn ein Philosoph sich zurückzieht, merken es die Leute gar nicht.“
„Das tun sie. Früher oder später.“
Ein junger Mann sagte erstaunt: „Ich dachte, Hugh Akston sei einer jener Klassiker, mit denen sich außer Philosophiehistorikern niemand mehr beschäftigt. Ich habe kürzlich einen Artikel über ihn gelesen, in dem er als einer der letzten großen Verfechter der Vernunft bezeichnet wurde.“
„Was hat Hugh Akston eigentlich gelehrt?“, fragte die ernste ältere Dame.
Francisco antwortete: „Er lehrte, dass alles etwas ist.“
„Ihre Loyalität Ihrem Lehrer gegenüber ist löblich, Señor d’Anconia“, sagte Dr. Pritchett trocken. „Können wir davon ausgehen, dass Sie ein Beispiel für die praktischen Folgen seiner Lehre sind?“
„Das bin ich.“
James Taggart hatte sich der Gruppe angeschlossen und wartete darauf, bemerkt zu werden.
„Hallo, Francisco.“
„Guten Abend,
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