Der Streik
James.“
„Was für ein netter Zufall, dich hier zu treffen. Ich wollte dich unbedingt sprechen.“
„Das ist etwas Neues. Das war durchaus nicht immer so.“
„Jetzt machst du Witze, wie in alten Zeiten.“ Taggart bewegte sich wie zufällig langsam weg von der Gruppe, in der Hoffnung, Francisco mit sich zu ziehen. „Weißt du eigentlich, dass es in diesem Raum keine einzige Person gibt, die nicht mit dir sprechen möchte?“
„Wirklich? Ich wäre eher geneigt, das Gegenteil anzunehmen.“ Francisco war ihm gehorsam gefolgt, blieb aber in Hörweite der anderen stehen.
„Ich habe alles in Bewegung gesetzt, um mit dir in Verbindung zu treten“, sagte Taggart, „aber … aber die Umstände haben es nicht zugelassen.“
„Versuchst du die Tatsache vor mir zu verbergen, dass ich es abgelehnt habe, dich zu treffen?“
„Nun, das ist … ich meine … Warum hast du abgelehnt?“
„Ich konnte mir nicht vorstellen, worüber du mit mir sprechen wolltest.“
„Über die San-Sebastián-Minen natürlich!“ Taggarts Stimme hob sich ein wenig.
„Warum? Was ist mit ihnen?“
„Aber … Hör zu, Francisco, das ist eine ernste Sache. Es ist eine Katastrophe … eine noch nie dagewesene Katastrophe – und niemand kann sie sich erklären. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich verstehe es einfach nicht. Ich habe ein Recht, es zu erfahren.“
„Ein Recht? Bist du hier nicht etwas altmodisch, James? Aber was genau möchtest du wissen?“
„Na ja, vor allen Dingen diese Verstaatlichung … Was wirst du dagegen unternehmen?“
„Nichts.“
„Nichts?!“
„Aber du möchtest doch sicher auch nicht, dass ich etwas dagegen unternehme. Meine Minen und deine Eisenbahnlinie wurden enteignet, weil es der Wille des Volkes war. Du würdest doch nicht wollen, dass ich mich dem Willen des Volkes widersetze, oder?“
„Francisco, das hier ist kein Spaß!“
„Davon bin ich auch nie ausgegangen.“
„Ich habe das Recht auf eine Erklärung. Du schuldest deinen Aktionären einen Bericht über die ganze schändliche Angelegenheit! Warum hast du eine wertlose Mine ausgesucht? Warum hast du all die Millionen verschwendet? Was für ein fauler Schwindel war das?“
Francisco sah ihn mit höflichem Erstaunen an. „Aber ich dachte, du würdest es gutheißen, James“, sagte er.
„Gutheißen?!“
„Ich dachte, du betrachtetest die San-Sebastián-Minen als die praktische Umsetzung eines Ideals von höchstem moralischem Rang. Nachdem wir, wie ich mich erinnere, in der Vergangenheit so oft nicht einer Meinung waren, dachte ich, du wärst erfreut zu sehen, dass ich im Einklang mit deinen Prinzipien handle.“
„Wovon sprichst du?“
Francisco schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich weiß nicht, warum du mein Verhalten als ‚faul‘ bezeichnest. Ich dachte, du würdest es als eine ehrliche Bemühung anerkennen, das umzusetzen, was die ganze Welt predigt. Glaubt nicht jeder, dass es schlecht sei, eigennützig zu sein? Ich war in Bezug auf das San-Sebastián-Projekt völlig uneigennützig. Ist es nicht schlecht, ein persönliches Interesse zu verfolgen? Ich hatte keinerlei persönliches Interesse daran. Ist es nicht schlecht zu arbeiten, um Gewinn zu machen? Ich habe nicht für Gewinn gearbeitet – ich habe einen Verlust eingesteckt. Sind nicht alle einer Meinung, dass ein Industrieunternehmen seinen Zweck und seine Berechtigung nicht in der Produktion hat, sondern darin, den Lebensunterhalt seiner Angestellten zu sichern? Die San-Sebastián-Minen waren das bei Weitem erfolgreichste Projekt der Industriegeschichte: Sie haben keinen Kupfer hervorgebracht, aber den Lebensunterhalt von Tausenden von Menschen sichergestellt, die in ihrem ganzen Leben nicht so viel verdient hätten, wie sie für einen Tag Arbeit bekommen haben, die sie nicht erbringen konnten. Ist es nicht die allgemeine Ansicht, dass ein Besitzer ein Parasit und ein Ausbeuter ist und dass es die Angestellten sind, die die ganze Arbeit erledigen und das Produkt erst möglich machen? Ich habe niemanden ausgebeutet. Ich habe die San-Sebastián-Minen nicht mit meiner sinnlosen Anwesenheit belästigt. Ich habe sie in den Händen der Männer gelassen, auf die es ankommt. Ich habe kein Urteil über den Wert dieses Besitzes gefällt. Ich habe das einem Bergbaufachmann überlassen. Er war kein besonders guter Fachmann, aber er hat die Stelle dringend gebraucht. Teilen nicht alle die Auffassung, dass es bei der Besetzung einer Stelle nicht darauf ankommt,
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