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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Körpers ab; Leukozyten sind eine Art weißer
     Blutzellen. Gibt es einen Grund für die Annahme, daß die Fähigkeit
     dieses Mannes, Leukozyten zu produzieren, reduziert oder irgendwie
     eingeschränkt ist?«   
    »Tja - wie könnte
     es denn zu so etwas kommen?«
    »Es gibt ein paar
     Medikamente, die das bewirken. Und oft ist es auch eine Folge von
     Strahlenbehandlung.«
    »Ich weiß über
     die Einzelheiten seiner Behandlung nicht Bescheid.«
    »Nun ja, ich kann mir
     keine Standardbehandlung vorstellen, die solche Dinge notwendig machen würde.«
    »Er liegt auf einer
     Versuchsstation.«
    Mein Gegenüber runzelte
     die Stirn. »Wer weiß, auf was für Ideen einige dieser
     Leute kommen? Aber ich muß schon sagen, für mich klingt die
     Sache nicht ganz koscher. Sind Sie sicher, daß der Patient derjenige
     ist, der nicht angesteckt werden soll?«
    »Was wollen Sie damit
     sagen?«
    »Nun, Ihrer Schilderung
     nach handelt es sich um das Labor einer Pharmagesellschaft.
     Vielleicht haben sie Angst, daß er ansteckend sein könnte, daß
     er die Besucher mit irgend etwas infizieren könnte.«
    »Daran habe ich noch
     gar nicht gedacht.«
    »Tja.« Er zuckte
     bedeutungsvoll die Achseln. »Nach dem, was Sie sagen, könnte es
     sich durchaus lohnen, einmal darüber nachzudenken.«

 
    5
    Auf dem Weg in die Stadt
     dachte ich darüber nach. Ich blieb nicht einmal stehen, um mir das
     Baseballspiel anzusehen, das neben dem Krankenhaus stattfand. Und je länger
     ich über die Sache nachdachte, desto weniger gefiel sie mir. Ich
     machte an einem Drugstore halt, um eine Tasse Kaffee zu trinken, und
     brachte meine Notizen auf den neuesten Stand. Dann kramte ich ein
     Zehncentstück und einen Namen hervor und ging zu dem Telefon im
     hinteren Teil des Raumes. Der Name war Walter Weston, John Pighees Anwalt.
     Seine Sekretärin schien nicht geneigt zu sein, sich darauf
     festzulegen, daß er mich empfangen würde, wenn ich gleich
     vorbeikäme, aber ich entnahm ihren Abwimmelungsversuchen, daß
     er da war. Bevor ich auflegte, erwähnte ich vorsichtshalber noch John
     Pighees Namen. Mrs. Thomas zufolge waren sie im College miteinander durch
     dick und dünn gegangen, und ich hoffte, daß diese Tatsache ihm
     etwas bedeutete.
    Aus welchem Grunde auch
     immer, ich bekam Weston jedenfalls zu sehen, sobald ich seine Kanzlei
     betrat, die in einem relativ vornehmen Teil der unvornehmen näheren
     Eastside gelegen war. Es war etwa Viertel vor vier.
    »Ein Privatdetektiv«,
     sagte er, als ich mich auswies. »Und?« Er war ein sehr kleiner
     und zierlicher Mann, mit strähnigem, schwarzem Haar, das ihm in die
     Stirn und fast bis in die Augen fiel.
    »Mrs. Dorothea Thomas
     hat mich gebeten, herauszufinden, warum…«
    Er unterbrach mich. »Warum
     sie ihren Bruder John nicht besuchen darf. Sie läßt nicht
     locker, wie?« Er warf den Kopf zur Seite, um sich die Haare aus den
     Augen zu schütteln. Es funktionierte nicht.
    »Jetzt komme ich mir
     ein bißchen dumm vor«, sagte ich. »Als wäre es gar
     kein echtes Problem. Aber für Mrs. Thomas ist es ernst genug.«
    »Sie hat mir im Frühling
     einmal deswegen zugesetzt. Hat mich abgefangen, als ich gerade von Mrs.
     Pighee kam, und wollte mich nicht wieder weglassen. Es hat angefangen zu
     regnen, aber sie war ausgesprochen hartnäckig.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht,
     was zum Teufel sie eigentlich will. Der arme John liegt im Koma; es gibt
     nichts, was sie für ihn tun könnte.«
    »Sie hat das Recht,
     sich dafür zu interessieren«, sagte ich. »Ich war heute
     morgen selbst in der Loftus-Klinik, und der Empfang, den man mir dort
     bereitet hat, war alles andere als beruhigend.«
    »Wirklich?«
    »Eine
     Nichts-zu-machen-Schwester am Empfang und ein hauseigener Rausschmeißer.
     Warum können die nicht einfach sagen: ›Tut mir leid, Anordnung
     des Arztes‹ und einen als Trostpreis mitleidig anlächeln?«
    »Und was soll ich in
     dieser Angelegenheit tun?«
    »Na schön«,
     sagte ich. »Sie waren ein Freund von John Pighee?«
    »Ich bin es immer noch.«
    »Was genau ist ihm
     zugestoßen?«
    Er runzelte die Stirn.
     »Wie meinen Sie das?«
    »Pighee war - ist -
     Vertreter. Was hatte er in einem Forschungsgebäude zu suchen, mit dem
     er dann in die Luft geflogen ist?«
    »Ich weiß es
     nicht, nicht genau«, sagte er vorsichtig, aber nicht so, als
     interessiere es ihn wirklich.
    »Sie waren - sind -
     sein Anwalt?«
    »Und der Anwalt seiner
     Frau. Und der

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