Der stumme Handlungsreisende
Körpers ab; Leukozyten sind eine Art weißer
Blutzellen. Gibt es einen Grund für die Annahme, daß die Fähigkeit
dieses Mannes, Leukozyten zu produzieren, reduziert oder irgendwie
eingeschränkt ist?«
»Tja - wie könnte
es denn zu so etwas kommen?«
»Es gibt ein paar
Medikamente, die das bewirken. Und oft ist es auch eine Folge von
Strahlenbehandlung.«
»Ich weiß über
die Einzelheiten seiner Behandlung nicht Bescheid.«
»Nun ja, ich kann mir
keine Standardbehandlung vorstellen, die solche Dinge notwendig machen würde.«
»Er liegt auf einer
Versuchsstation.«
Mein Gegenüber runzelte
die Stirn. »Wer weiß, auf was für Ideen einige dieser
Leute kommen? Aber ich muß schon sagen, für mich klingt die
Sache nicht ganz koscher. Sind Sie sicher, daß der Patient derjenige
ist, der nicht angesteckt werden soll?«
»Was wollen Sie damit
sagen?«
»Nun, Ihrer Schilderung
nach handelt es sich um das Labor einer Pharmagesellschaft.
Vielleicht haben sie Angst, daß er ansteckend sein könnte, daß
er die Besucher mit irgend etwas infizieren könnte.«
»Daran habe ich noch
gar nicht gedacht.«
»Tja.« Er zuckte
bedeutungsvoll die Achseln. »Nach dem, was Sie sagen, könnte es
sich durchaus lohnen, einmal darüber nachzudenken.«
5
Auf dem Weg in die Stadt
dachte ich darüber nach. Ich blieb nicht einmal stehen, um mir das
Baseballspiel anzusehen, das neben dem Krankenhaus stattfand. Und je länger
ich über die Sache nachdachte, desto weniger gefiel sie mir. Ich
machte an einem Drugstore halt, um eine Tasse Kaffee zu trinken, und
brachte meine Notizen auf den neuesten Stand. Dann kramte ich ein
Zehncentstück und einen Namen hervor und ging zu dem Telefon im
hinteren Teil des Raumes. Der Name war Walter Weston, John Pighees Anwalt.
Seine Sekretärin schien nicht geneigt zu sein, sich darauf
festzulegen, daß er mich empfangen würde, wenn ich gleich
vorbeikäme, aber ich entnahm ihren Abwimmelungsversuchen, daß
er da war. Bevor ich auflegte, erwähnte ich vorsichtshalber noch John
Pighees Namen. Mrs. Thomas zufolge waren sie im College miteinander durch
dick und dünn gegangen, und ich hoffte, daß diese Tatsache ihm
etwas bedeutete.
Aus welchem Grunde auch
immer, ich bekam Weston jedenfalls zu sehen, sobald ich seine Kanzlei
betrat, die in einem relativ vornehmen Teil der unvornehmen näheren
Eastside gelegen war. Es war etwa Viertel vor vier.
»Ein Privatdetektiv«,
sagte er, als ich mich auswies. »Und?« Er war ein sehr kleiner
und zierlicher Mann, mit strähnigem, schwarzem Haar, das ihm in die
Stirn und fast bis in die Augen fiel.
»Mrs. Dorothea Thomas
hat mich gebeten, herauszufinden, warum…«
Er unterbrach mich. »Warum
sie ihren Bruder John nicht besuchen darf. Sie läßt nicht
locker, wie?« Er warf den Kopf zur Seite, um sich die Haare aus den
Augen zu schütteln. Es funktionierte nicht.
»Jetzt komme ich mir
ein bißchen dumm vor«, sagte ich. »Als wäre es gar
kein echtes Problem. Aber für Mrs. Thomas ist es ernst genug.«
»Sie hat mir im Frühling
einmal deswegen zugesetzt. Hat mich abgefangen, als ich gerade von Mrs.
Pighee kam, und wollte mich nicht wieder weglassen. Es hat angefangen zu
regnen, aber sie war ausgesprochen hartnäckig.«
»Und?«
»Ich weiß nicht,
was zum Teufel sie eigentlich will. Der arme John liegt im Koma; es gibt
nichts, was sie für ihn tun könnte.«
»Sie hat das Recht,
sich dafür zu interessieren«, sagte ich. »Ich war heute
morgen selbst in der Loftus-Klinik, und der Empfang, den man mir dort
bereitet hat, war alles andere als beruhigend.«
»Wirklich?«
»Eine
Nichts-zu-machen-Schwester am Empfang und ein hauseigener Rausschmeißer.
Warum können die nicht einfach sagen: ›Tut mir leid, Anordnung
des Arztes‹ und einen als Trostpreis mitleidig anlächeln?«
»Und was soll ich in
dieser Angelegenheit tun?«
»Na schön«,
sagte ich. »Sie waren ein Freund von John Pighee?«
»Ich bin es immer noch.«
»Was genau ist ihm
zugestoßen?«
Er runzelte die Stirn.
»Wie meinen Sie das?«
»Pighee war - ist -
Vertreter. Was hatte er in einem Forschungsgebäude zu suchen, mit dem
er dann in die Luft geflogen ist?«
»Ich weiß es
nicht, nicht genau«, sagte er vorsichtig, aber nicht so, als
interessiere es ihn wirklich.
»Sie waren - sind -
sein Anwalt?«
»Und der Anwalt seiner
Frau. Und der
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