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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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einer.
    Aber es war niemand da, und
     ein Anruf bei meinem Telefonservice erwies, daß mein Telefon sich
     den ganzen Morgen freigenommen hatte, während ich außer Haus
     war, um zu arbeiten.
    »Es tut mir leid, daß
     ich angerufen habe, um nachzufragen«, sagte ich.
    »Ich wünschte
     wirklich, jemand hätte angerufen, Mr. Samson«, sagte Dorrie,
     die Telefondienststimme. »Wirklich.«
    Wie nett. Sie machte sich
     Sorgen um mich. Da hatten wir etwas gemeinsam. Ich konnte den Fall meines
     komatösen Vertreters vielleicht einen Tag lang hinziehen, aber ich
     war bereits kurz vor dem Punkt, an dem ich mir überlegen mußte,
     ob ich die ganze Sache nicht vernünftigerweise abbrechen sollte.
    Ich aß eine Dose Bohnen
     in Tomatensauce und zählte mein Geld.
    Auf dem Weg nach draußen
     fand ich einen Brief im Korb. Sonderzustellung. Ich wußte, von wem
     er kam. Meine Tochter ist der einzige Mensch, den
     ich kenne, der sich eine Sonderzustellung leisten konnte.
    In dem Brief stand, daß
     sie in einer Woche zu Besuch kommen würde. »Mein Gott«,
     sagte ich zum Treppenhaus. »Mein Gott.«
    *
    Ich ging hinaus auf die Straße
     und zögerte. Die Frage war, ob ich Lust hatte, mich anschreien zu
     lassen oder nicht. Ich hatte keine Lust, also ging ich dorthin, wo es
     still war, in die Bibliothek.
    Ich suchte die medizinische
     Abteilung und fand sie, ohne meinen ganzen Berufsstand zu blamieren. Ein
     wuschelköpfiges Mädchen in einem Maxirock und einer Minibluse
     stand haargenau in der Mitte der Abteilung und schien sich die gesamte
     Welt der Medizin auf einmal vorknöpfen zu wollen.
    »Glauben Sie, Sie könnten
     mir vielleicht helfen?« fragte ich.
    »Klar«, sagte sie
     und drehte ihr Gesicht zu mir um. Der Rest ihres Körpers folgte kurz
     darauf, obwohl es eine ganze Weile dauerte, bis er sich mit seiner neuen
     Kompaßpeilung zurechtfand.
    »Ich brauche ein paar
     Informationen über die Behandlung von Opfern schwerer Unfälle.«
    »Schwere Unfälle?
     Sie meinen so etwas wie Autounfälle?«
    »Ja. Explosionen.«
    »Hm«, sagte sie.
     »Ich weiß nicht. Hm.« Etwas ruckartigroboterhaft drehte
     sie sich wieder zu den Regalen um. »Es gibt da ein paar Bücher,
     in denen auch von verschiedenen Arten von physikalischen Traumata die Rede
     ist, aber es hört sich so an, als suchten Sie da etwas ziemlich
     Spezielles. Hier gibt es nicht besonders viel. Sie könnten es mit ein
     paar von den neueren Zeitschriften versuchen. In den Krankenhäusern
     von Nordirland gab es viele solche Fälle. All die Soldaten und
     Zivilisten, die da immer in die Luft fliegen! Sie haben so viele solcher Fälle,
     daß sie einige neue Behandlungsmethoden ausprobieren konnten. Das
     ist aber auch alles, was mir einfällt.«
    »Sehr interessant.
     Vielen Dank.«
    »Man kann Ihnen
     wahrscheinlich einige Zeitschriften besorgen. Wenn Sie irgendwo einen der
     Bibliothekare finden, wird er Ihnen sicher helfen.«
    »Sind Sie denn keine
     Bibliothekarin?«
    »Ich? Puh, nein«,
     sagte sie und lächelte. »Ich gehe noch zur High-School.«
    Und liest medizinische Bücher
     in den Sommerferien! »Sie wollen wohl mal Ärztin werden?«
    »Na ja…
     vielleicht. Ich weiß nicht. Vor ein paar Jahren bin ich
     hierhergekommen, um nachzusehen, ob es hier irgendwelche Bücher gibt,
     die mir bei meinen Haaren helfen können. Und irgendwie habe ich dann
     angefangen, mich dafür zu interessieren.« Sie schüttelte
     ihren Haarschopf, obwohl dieser kaum einer Ermutigung bedurfte. »Ist
     das nicht der scheußlichste Mop, den Sie je gesehen haben?«
    »Lieber Himmel, nein«,
     sagte ich schnell. »Ich habe schon viel Schlimmeres gesehen.«
     Am Ende langer Holzstiele. »Außerdem ist es doch im Augenblick
     sehr modern, oder?«
    »Ja. Habe ich doch mal
     wieder Glück gehabt«, sagte sie.
    Ich verabschiedete mich von
     ihr, machte mich aber nicht auf die Suche nach einem Bibliothekar. Ich
     hatte nicht das Gefühl, daß ich Zeit hatte, mich durch
     irgendwelche medizinischen Zeitschriften zu graben; das Ganze war ohnehin
     ein reines Glücksspiel gewesen - ein Besuch hier gegen die Chance,
     ein Buch zu finden, in dem alles stand, was ich wissen wollte. Mir war auf
     meine laienhafte Weise klar, daß Pighees Zustand sehr kritisch war,
     aber ich wollte mehr Einzelheiten und auch mehr Sachkundigkeit, als ich
     selbst besaß. Also ging ich von der Bibliothek aus zu meinem Arzt.
     Und wurde prompt angemotzt. Er hatte schlechte Laune.
    Seine Frau ließ

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