Der stumme Handlungsreisende
seines Milchmanns. Ja.«
»Und obwohl er einen
schweren Unfall hatte, wissen Sie nicht genau, was ihm zugestoßen
ist?«
Weston holte tief Luft und
sagte: »Sie kennen John nicht.«
Das konnte ich nicht
bestreiten.
»John war« - er lächelte
und korrigierte sich - »ist ein Mann mit großem Elan. Und persönlichem
Ehrgeiz. Er hat im College Chemie studiert, wußten Sie das?«
»Nein.«
»Er war seit fünf
Jahren bei Loftus. Hat einen Job in der Verkaufsabteilung angenommen, weil
er im wissenschaftlichen Bereich nichts bekommen konnte und weil es ihm
wichtiger war, im Leben voranzukommen als in der Wissenschaft.«
»Aber Sie haben sich um
die rechtliche Seite der Angelegenheit gekümmert?«
Er zögerte und wählte
seine Worte sehr vorsichtig. »Ich habe Mrs. Pighees Seite des Entschädigungsarrangements
geregelt.«
»Entschädigung?
Und das alles, bevor Sie wissen, ob der Bursche leben oder sterben wird?«
»Entschädigung für
die Verletzung. Mit einer Vielzahl von Zusatzklauseln für alle
Eventualitäten.«
»Aber Sie haben für
die Pighees mit der Versicherungsgesellschaft verhandelt?«
»Nein. Ich glaube, ich
nähere mich langsam den Grenzen dessen, was ich Ihnen ohne Mrs.
Pighees ausdrückliche Erlaubnis erzählen darf, aber ich sagte,
daß ich ›Mrs. Pighees Seite des Entschädigungsarrangements
geregelt hätte‹. Es war keine Versicherungsgesellschaft
beteiligt.«
»Keine Versicherung?
Das verstehe ich nicht. Es muß doch irgendeine Versicherung gegeben
haben.«
»Wie Loftus letztlich
mit seinen Haftungsverpflichtungen umgeht, ist nicht mein Problem.«
»Aber das heißt
ja, daß es keine Nachforschungen seitens einer Versicherung gegeben
hat.«
»Wie ich Ihnen bereits
sagte…«
»Aber Sie haben
jedenfalls nie das Ergebnis irgendwelcher Versicherungsermittlungen zu
Gesicht bekommen?«
»Mr. Samson. Die
angebotenen Bedingungen sowie die finanziellen Einzelheiten für alle
Eventualitäten sind akzeptiert worden. Und sie sind den Umständen
angemessen. Aber es ist nicht meine Aufgabe, Sie in die entsprechenden
Überlegungen einzuweihen. Die gehen Sie entschieden nichts an.«
Er hatte mich wieder auf den
Teppich geholt. Ich sagte: »Schon gut, aber können Sie mir
nicht klipp und klar sagen, warum seine Schwester nicht einen Blick auf
John Pighee werfen darf, wenn sie das möchte?«
»Weil das Besuchsrecht
vollständig in den Händen von Loftus liegt und weil deren Arzte
vermutlich glauben, daß es für John besser ist, wenn er keinen
Besuch bekommt. Wie auch immer, Mrs. Pighee war einverstanden, alles
Medizinische der Gesellschaft zu überlassen. Dasselbe sollten Sie
auch tun. Es ist keine rechtliche Frage.« Er machte deutlich, daß
seine Bereitschaft, mit mir zu reden, sich ihrem Ende neigte.
»Nur noch eine Frage«,
sagte ich. »Sie sagen, Sie wüßten nicht, was John Pighee
tat, als es zu dem Unfall kam. Ist es möglich, daß er sich
dabei infiziert hat - wahrscheinlich mit etwas, woran im Labor gearbeitet
wurde -und daß er immer noch ansteckend ist und aus diesem Grund
keinen Besuch haben darf?«
Zum ersten Mal schien Weston
sich über irgend etwas zumindest ansatzweise Gedanken zu machen.
»Das wäre denkbar«, sagte er kühl.
»Aber Sie machen sich
keine Sorgen deswegen?«
»Sie haben Ihre Frage
gestellt«, sagte er. »Und wenn es so wäre, wäre das
doch wohl ein ziemlich guter Grund, niemanden zu ihm zu lassen, oder?«
6
»Eine Woche!«
sagte meine Mutter. »Was für eine Vorwarnzeit ist eine Woche?«
»Das mußt du
nicht mich fragen«, sagte ich.
»Aber ich frage dich.«
Dann nickte sie wissend. »Du mußt es ihnen gesagt haben. Klipp
und klar mußt du ihnen gesagt haben, daß sie ruhig kurzfristig
Bescheid geben können. Genau das hast du doch getan, oder?«
Mom betreibt eine Imbißstube
namens Bud’s Dugout auf der Virginia Avenue. Im Südosten von
Indianapolis, kein großer Umweg auf der Fahrt von Walter Weston nach
Beech Grove zu meiner Klientin. Die Mitteilung, daß ich meine
Tochter Marianne erwartete, schien mir nicht mehr und nicht weniger als
Sohnespflicht zu sein. Marianne war zwar nicht ihr einziges Enkelkind,
aber dasjenige, das sie am wenigsten zu Gesicht bekam.
»Wie lange bleibt sie?«
»Ich weiß nicht«,
sagte ich. »Davon hat sie nichts geschrieben.«
»Kann nicht sehr lange
sein«, sinnierte Mom. »Sie muß im
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