Der stumme Handlungsreisende
normalerweise auf der Stelle gestorben, aber es ist auf dem Gelände
der Gesellschaft passiert, und sie haben ihn, so schnell es ging, in ihre
phantastische Abteilung da im Krankenhaus gebracht. John lebt jedenfalls
noch, und weil er irgendwie in ihre Forschung hineinpaßt oder so
etwas, begleichen sie alle Arztrechnungen. Sie zahlen mir seinen Lohn aus,
und wenn er an den Folgen des Unfalls stirbt, bekomme ich eine Art Entschädigung.
Es ist alles über einen Rechtsanwalt gegangen, und der sagt, es wäre
so, wie John es haben wollte, und es sei okay. Niemand versucht, mich
finanziell übers Ohr zu hauen. Also keine Klagen über die
Gesellschaft, wenn es das ist, was Sie interessiert.«
»Wie oft besuchen Sie
ihn?« fragte ich und versuchte, möglichst ahnungslos
auszusehen.
»Gar nicht. Es geht mir
doch die ganze Zeit ziemlich mies, und er ist bewußtlos - also, was
soll’s?«
»Es muß eine
ziemlich schlimme Erfahrung für Sie gewesen sein«, sagte ich.
»Ich hätte auch
gedacht, daß ich mittlerweile darüber hinweg wäre. Mich
daran gewöhnt hätte. Aber ich fühle mich so lausig und
schwach, so als wäre ich nicht wirklich lebendig. Ich hätte
nicht gedacht, daß es mir soviel ausmachen würde, aber ich
nehme an, es wird mir erst wieder gut gehen, wenn John entweder gestorben
ist oder es ihm besser geht.«
»Darf ich fragen, wie
lange Sie verheiratet sind?«
»Seit ich siebzehn bin.
Letzte Woche bin ich achtundzwanzig geworden.«
»Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke«, sagte
sie und nahm einen Schluck.
»Ich habe selbst auch
bald Geburtstag«, sagte ich.
»Wie alt werden Sie? Fünfzig?«
»Einundvierzig.«
»Sie arbeiten wohl zu
schwer.«
Ich lächelte. Gemeinsam
schwiegen wir eine Weile. Es war an der Zeit für mich, mit dem, was
ich erfahren hatte, zu verschwinden oder selbst eine Kleinigkeit zu
unserem Gespräch beizusteuern. Ich mochte sie. Also steuerte ich bei.
»Ich bin Privatdetektiv«,
sagte ich.
»Und weiter?«
»Ihre Schwägerin,
Mrs. Thomas, hat mich engagiert, damit ich herausfinde, warum man ihr
nicht erlaubt, ihren Bruder zu besuchen. Gibt es Ihres Wissens dafür
einen Grund?«
»Nein«, sagte
sie. »Einen Detektiv hat sie engagiert, ja? Typisch.«
»Gleich werden Sie mir
auf die Füße treten.«
»Ich hätte nicht
gedacht, daß Sie so empfindsame Füße haben.«
»Jetzt haben Sie mein Hühnerauge
erwischt«, sagte ich.
»Traurig«, sagte
sie ohne Trauer. »Und wie gefällt Ihnen meine Schwägerin?«
»Ich kenne sie kaum.
Sie scheint da eine vernünftige Frage wegen dieser Besucherei zu
haben. Aber an ihrer Stelle hätte ich wahrscheinlich direktere
Methoden gewählt, als mich zu engagieren.«
»Gleich treten Sie sich
selbst auf den Fuß.«
Ich nickte.
»Sie ist keine sehr
direkte Person, diese Dorothea Thomas. Darin unterscheiden wir uns.«
Ich wartete.
»Und sie betet ihren
verdammten Bruder an. Noch ein Punkt, in dem wir uns unterscheiden.«
»Und sie findet, Sie
sollten das auch tun?«
»Sie denkt, daß
ich mir, weil es John so schlecht geht, einen schwarzen Schleier kaufen
und im Krankenhaus vor seiner Tür campieren sollte. Nicht mein Stil.«
»Wenn Sie dagegen um
ihn herumscharwenzeln, würde sie glauben, Sie wollten mit ihr
konkurrieren und versuchen, sie in puncto Hingabe auszustechen?«
»Mein lieber
Detektivfreund, jetzt funken Sie genau auf der richtigen Wellenlänge.
Ich glaube, ich würde gern Ihren Namen erfahren.«
»Albert Samson.«
»Und spürt ein Mädchen
bei Ihnen dieses gewisse Prickeln, wenn Sie es küssen, Albert?«
»Nur eins von zehn.«
»Die Glückliche«,
sagte sie und verfiel wieder ins Grübeln. Auch ich grübelte.
»Ich war nicht immer so«, sagte sie. »Jedenfalls früher
nicht.«
»Und was für ein
Mensch ist John Austin Pighee? Siebzehn ist ziemlich jung für ein Mädchen,
das sich Hals über Kopf verliebt und elf Jahre später immer noch
da ist.«
»Er ist der Typ Mann,
der kurz vorm College steht und einem Mädchen, das noch ein Jahr
High-School vor sich hat, ein Kind macht. Er heiratet sie und geht dann
trotzdem zum College, weil er seiner Schwester das Geld aus der Tasche
ziehen konnte - und die kommt, um mit der jungen Familie zu leben.«
»Ich wußte nicht,
daß Sie Kinder haben«, sagte ich.
»Nicht der Typ, wie?«
»So war’s nicht
gemeint. Ich hatte nur bisher nichts von irgendwelchen
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