Der stumme Handlungsreisende
sehen.«
»Ich erwarte auch
nicht, daß irgend etwas schnell geschieht«, sagte sie. »Das
tut es nie.«
»Die meisten Leute
erwarten ihre Ergebnisse möglichst gestern. Ich weiß Ihre
Einstellung zu schätzen.«
Sie gab mir keine Antwort.
»Wer Ihren Bruder
besuchen darf, bestimmen die Ärzte der Gesellschaft, weil er in der
Versuchsstation des Krankenhauses liegt, die der Gesellschaft untersteht.«
»Das habe ich Ihnen erzählt«,
sagte sie scharf.
»Sie haben mir nur
gesagt, wo er liegt. Sie haben mir nicht gesagt, daß die rechtliche
Kontrolle bei der Gesellschaft liegt und nicht bei der Verwaltung des
Krankenhauses.«
Sie antwortete nicht.
»Und Sie haben mir
nicht gesagt, daß er seit sieben Monaten im Koma liegt.«
»Das spielt für
mich keine Rolle.«
»Jedenfalls kann ich
nicht zu den Ärzten hingehen und sagen, daß er moralische
Unterstützung braucht.«
»Aber er könnte
vielleicht aufwachen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß er
aufwacht und niemand bei ihm ist. Und Sie können sicher sein, daß
sie nicht bei ihm sein wird.«
»Es besteht eine
erhebliche Wahrscheinlichkeit, daß er überhaupt nicht mehr
aufwachen wird, Mrs. Thomas.«
»Doch, das wird er«,
sagte sie einfach.
»Aber die Einschätzung
der Ärztin scheint in dieser Sache ausschlaggebend zu sein, und im
Augenblick ist sie entschieden abgeneigt, irgendwelche Besucher
zuzulassen.«
»Sie meinen… Sie
können da nichts machen?«
»Das habe ich nicht
gesagt«, erwiderte ich diplomatisch.
»Und?« Ein
ledriges Stirnrunzeln.
»Ich glaube, es gibt
zwei Wege, die wir einschlagen können. Wenn Ihre Schwägerin
mitmachen würde, könnten wir durch sie und das rechtliche
Arrangement, das sie mit der Gesellschaft getroffen hat, einen gewissen
Druck ausüben.«
Unverändertes
Stirnrunzeln.
»Oder wir könnten
so viel Ärger machen, daß es für sie leichter wäre,
Ihnen einen Besuch bei Ihrem Bruder zu erlauben, als sich weiter zu
widersetzen.«
»Ärger?«
fragte sie. Das interessierte sie.
»Warum sollte Ihr
Bruder keinen Besuch haben?« Eine rhetorische Frage. »Entweder
hat er sich bei der Explosion irgendeine ansteckende Krankheit zugezogen,
oder sie probieren Medikamente an ihm aus, die ihn infektionsanfälliger
machen.«
Sie sah mich verständnislos,
aber aufmerksam an.
»Wie dem auch sei, man
hat Ihnen nicht den wirklichen Grund genannt, warum man Sie von ihm fernhält.
Wir könnten damit drohen, die Presse einzuschalten.«
»Die Presse? Sie
meinen, wir sollen Reporter holen und all das?«
»Ich glaube nicht, daß
wir das letzten Endes wirklich tun müßten«, sagte ich,
»aber wenn wir damit drohen, würden wir zumindest erreichen, daß
man Ihnen bessere Gründe nennt, warum John keinen Besuch haben darf.«
Sie dachte darüber nach.
Die Sache gefiel ihr.
»Das ist doch schließlich
der entscheidende Punkt an der ganzen Angelegenheit, nicht wahr, Mrs.
Thomas? Es kommt einem doch komisch vor, daß es den Ärzten
nicht gleichgültig ist, ob Sie an seinem Bett sitzen oder nicht. Ich
habe heute mit zwei Ärzten gesprochen, und sie sagen übereinstimmend,
daß das keineswegs der allgemein üblichen Praxis entspricht.«
»Also dann«,
sagte sie, »tun Sie es.«
»Ich werde sie
aufscheuchen. Und ich glaube nicht, daß diese Leute Ihnen ohne einen
kleinen Anreiz besondere ) Aufmerksamkeit schenken würden.«
»Tun Sie, was Sie für
das Beste halten«, sagte sie.
»Würde es Ihnen
etwas ausmachen, mir noch ein paar Fragen zu beantworten?«
»Was für Fragen?«
»Ich muß sagen,
ich verstehe nicht, was Ihr Bruder in einem Forschungslabor zu suchen
hatte.«
»Oh, er hat dort
gearbeitet.«
»Gearbeitet? Ich
dachte, Sie hätten mir gesagt, er sei Vertreter?«
»Das ist er auch. Vor
allem Vertreter. Ich meine, dafür haben sie ihn eingestellt. Aber vor
ein paar Jahren hat er angefangen, zusätzlich noch ein wenig im Labor
zu arbeiten. Das war sein Studienfach auf dem College, Chemie. Und als
sich ihm die Chance bot, ein wenig in diesem Bereich zu arbeiten, hat er
sofort zugegriffen. Selbst wenn das Überstunden bedeutete und viel
zusätzliche Arbeit am Abend. Ich weiß das, weil er immer bei
mir vorbeikam, um nach mir zu sehen, wenn er von der Arbeit nach Hause
kam. Und wenn er abends arbeiten mußte, kam er her, bevor er ging.
Er war immer sehr pünktlich.«
»Das alles ist
Weitere Kostenlose Bücher