Der stumme Handlungsreisende
geworden.« Er lächelte
Sam an.
»Und wie sah es aus?«
»Fürchterlich. Die
ganze Ausrüstung zertrümmert. Glas und Holz und solche Sachen,
überall. Mr. Pighee lag auf dem Boden. Ich persönlich dachte ja,
er wäre tot.«
»Haben Sie versucht,
ihm zu helfen oder einen Krankenwagen zu rufen, oder was haben Sie getan?«
»Ich habe überhaupt
nichts getan. Ein paar Sekunden nach mir kam auch Dr. Dundree. Er hat sich
um die ganze Sache gekümmert.«
»Ist es noch während
des Tages passiert?«
»Nein, es war etwa acht
Uhr abends.«
»Wie kommt es, daß
um diese Zeit noch so viele Leute da waren?«
»In Forschungslabors
wird zu den merkwürdigsten Stunden gearbeitet. Wahrscheinlich hatten
sie noch irgend etwas zu tun.«
»Aber nicht in
demselben Labor, in dem Sie waren?«
»Nein. Ich kämpfte
mich gerade durch einen wahren Dschungel von Meßwerten auf einem
Spektrometer. Wir machten alle sechs Stunden Messungen.«
»Was für eine
Arbeit machte Pighee?«
»Weiß nicht. Ich
habe nie im Lagerraum gearbeitet, ’tschuldigung, so nennen wir
dieses Labor. Was immer da läuft, sie brauchen jedenfalls keine
Techniker dafür.«
»Ich hätte doch
gedacht, daß in einer Firma jeder vom anderen weiß, was er
tut.«
»Da drin läuft
etwas ganz Spezielles. Immer noch. Und sie gehen nicht das Risiko ein, daß
Industriespione wie ich Hinz und Kunz oder dem Burschen im Drugstore an
der Ecke was davon erzählen.«
»Sind Sie ein
Industriespion?«
»Ein Spaß, Mann.
Ein Witz. Diese Leute erzählen mir nicht, was ich ihrer Meinung nach
nicht wissen soll.«
»Ich verstehe«,
sagte ich. »Wie lange arbeiten Sie schon für Loftus?«
»Dreizehneinhalb sehr
lange Monate«, sagte er.
»Gefällt es Ihnen
nicht?«
»Sie sind was?«
fragte er. »Ein Detektiv oder so was?«
Ich nickte.
»Tja, wie würde es
Ihnen denn gefallen, herumzusitzen und die Berichte von anderen Detektiven
abzutippen und selbst nie eine Chance zu bekommen, in Ihrem Job zu
arbeiten?«
»Man strapaziert dabei
nicht gerade seine Fähigkeiten«, sagte ich.
»Man braucht doch
keinen Chemiker, um Reagenzgläser auszuwaschen, oder?«
»Ich weiß nicht«,
sagte ich, in dem Versuch, gutmütig zu sein. »Wie schwer ist es
denn, Reagenzgläser auszuwaschen?«
»Scheiße«,
sagte er. »Oh, entschuldigen Sie bitte«, sagte er mit Blick
auf Sam. »Immer heißt es nur, ich soll geduldig sein. Daß
ich mich glücklich schätzen könne, überhaupt einen Job
zu haben.«
»Ist das wahr?«
»Ich denke schon.«
»Viele
Naturwissenschaftler im Augenblick?«
»Alles, was Beine hat.
Ich bin Teil einer Schwemme. Geboren in einem Ghetto, Abschluß
gemacht in einer Schwemme.«
»Wenn Leute wie Sie auf
die kleinste Chance lauern, wie kommt es dann, daß jemand wie John
Pighee einfach daherspaziert und in einem speziellen Laborprojekt landet,
von dem nicht einmal die Techniker Genaueres wissen?«
»Keine Ahnung«,
sagte er entrüstet.
»Raymond!« rief
seine Mutter hinter der Wohnzimmertür. »Zeit für dein
Essen!«
»Ja-a«, rief er
zurück. Rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Er sah, daß
ich ihn beobachtete. »Kein Problem«, meinte er. »Fragen
Sie nur zu.«
»Wenn Sie nicht glücklich
sind bei Loftus, warum bleiben Sie dann?«
»Eine lange, traurige
Story«, sagte er. »Selbst wenn ich irgendwo anders etwas
Besseres finden könnte, ich habe mich verpflichtet, fünf Jahre
lang in Indy zu bleiben. Mann, sieht so aus, als würden das lange
Jahre werden.«
»Verpflichtet?«
Er wies mit dem Kopf auf die
Tür. »Der Familie gegenüber«, sagte er. »Und
so langsam kriege ich Platzangst hier, jawohl; ich weiß nicht, ob
ich bis zum Ende durchhalte.«
»Die Tücken des
Provinzlebens«, sagte ich.
»He, ja«, sagte
er. »Mir gefällt es, wie Sie reden. Sie sind ein komischer
Mann, Mann.« Er hielt inne und wies dann auf Sam. »Ist diese
kleine Dame… Gehört sie zu Ihnen?«
»Meine Tochter.«
»Ist sie genauso
komisch wie Sie?«
»Zum Totlachen.«
»Hätten Sie was
dagegen, wenn ich, also wenn ich sie mal mit ins Kino nehme oder so? Ich
brauche unbedingt ein paar Leute, die nicht andauernd von meiner Zukunft
reden oder darüber, wie sie Sir Jefis Vermögen noch vergrößern
können. Das Problem ist, daß all diese Mittelklasse-Miezen, mit
denen meine Mutter mich zu verkuppeln sucht, vollauf damit beschäftigt
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