Der stumme Handlungsreisende
hat mir die Sache
mit John erklärt. Sein Zustand, und wie leid es ihm tut, daß
ich ihn bisher nicht besuchen durfte.«
Späte Einsicht. Aber
besser spät als nie.
»Er sagte, daß er
ganz außer sich sei, daß ich mir die Mühe und die
Unkosten machen mußte, einen Privatdetektiv zu engagieren, um etwas
herauszufinden, was zu wissen ich als Johns Schwester jedes Recht hätte.
Dann hat er noch sehr nette Sachen über John gesagt. Mir war ja gar
nicht klar, daß sie ihn dort so zu schätzen wußten.«
Sie schwelgte in der
Aufmerksamkeit, die man ihr erwiesen hatte. Was nicht weiter verwunderlich
erschien in einem Leben, das nach dem, was ich davon zu sehen bekommen
hatte, einen ziemlich einsamen Eindruck machte. »Wenn sie sich
solche Sorgen wegen Ihrer Unkosten machen, können sie sie ja übernehmen.«
»Das hat er auch getan.«
»Er hat Ihnen Geld
gegeben? Wieviel?«
»Nun, das möchte
ich Ihnen lieber nicht sagen, für den Fall, daß Sie Ihre
Rechnung der Summe angleichen.«
Ich seufzte hörbar, aber
sie wußte ja nicht, wie schrecklich ehrlich ich bin. Na schön.
»Es war nicht sehr viel«,
fügte sie hastig hinzu. »Nur eine Geste.«
Ich glaubte ihr nicht. Ich
dachte, daß sie eine ganze Menge bekommen hatte. Und zögerte.
Zuckte die Achseln. »Also dann«, sagte ich, »wenigstens
können Sie jetzt Ihren Bruder besuchen.«
Sie sagte nichts.
»Wann werden Sie zu ihm
gehen?« fragte ich.
»Ich weiß das,
was Sie für mich getan haben, wirklich zu schätzen«, sagte
sie. »Glauben Sie nicht, daß ich das nicht täte. Aber Sie
haben wohl nicht ganz richtig verstanden, was ich eigentlich wollte.«
»Sie wollten Ihren
Bruder im Krankenhaus besuchen dürfen. Das können Sie doch jetzt
sicher.«
»Ich wollte zumindest
die Gründe dafür wissen, warum man mich von John fernhielt. Und
der Mann, der hier war, hat mir klipp und klar erklärt, warum ein
Besuch für John nicht gut wäre. Das verstehe ich jetzt. Ich bin nicht mehr so durcheinander wie
vorher. Danke für Ihre Hilfe.« Sie stand auf. »Wenn Sie
mir Ihre Rechnung schicken«, sagte sie, »werde ich mich darum
kümmern, sobald ich kann.«
»Augenblick mal, Mrs.
Thomas«, sagte ich.
»Stimmt etwas nicht,
Mr. Samson?«
»Ich möchte diese
Sache nur geklärt haben. Ein Mann ist hierhergekommen, hat Ihnen
ausgeredet, Ihren Bruder besuchen zu wollen, und Ihnen etwas Geld für
Ihre Mühe gegeben.«
»Nur eine Geste«,
sagte sie. »Eigentlich fast gar nichts, wirklich.«
»Und jetzt wollen Sie
Ihren Bruder plötzlich nicht mehr besuchen.«
Sie setzte sich wieder hin.
»Natürlich möchte ich das«, sagte sie scharf.
»Aber es wäre nicht gut für ihn. Es besteht die Gefahr
einer Infektion. Und er würde ja nicht einmal wissen, daß ich
da bin, also könnte ich ihn kaum trösten, oder? Und wenn ich mir
meinen Weg an sein Bett erzwingen würde, dann würde es nur mir
besser gehen, nicht John. Und es wäre wirklich nicht recht, wenn ich
ihn nur um meinetwillen einem zusätzlichen Risiko aussetzen würde.«
»Und damit lassen Sie
sich abspeisen?«
»Ich benötige Ihre
Dienste nicht weiter«, sagte sie.
»Zwei Dinge wüßte
ich noch gern. Wer der Mann war, der hierher gekommen ist, und wann genau
er mit Ihnen gesprochen hat.«
»Ehem«, sagte sie
und überlegte, wie sie mich abwimmeln könnte.
»War es Henry Rush?«
»Nein, ein Mr. Dundree,
Dr. Dundree. Ein promovierter Naturwissenschaftler, so wie John es hätte
werden können, aber er hatte einfach nicht die Zeit dazu. Und es war
kurz nach Mittag.«
»Wann genau? Ein Uhr?
Halb zwei?«
Sie nickte.
Ich stand auf. »Ich bin
sehr froh, daß Ihre Sehnsucht nach Ihrem Bruder jetzt etwas erträglicher
geworden ist, Mrs. Thomas«, sagte ich, als ich ging. Aber ich denke
nicht, daß sie mir glaubte. Scharfsinnig von ihr, denn ich hatte
gelogen.
Ich fuhr weg, ohne etwas in
mein Notizbuch zu schreiben. Dafür war später noch genug Zeit.
Jay Dundree hatte meine Klientin gekauft, obwohl er mir gegenüber
hatte durchblicken lassen, daß er ihrem Wunsch entsprechen würde.
Oder wenigstens dem, was sie mir als Ihren Wunsch aufgetischt hatte.
Ich fühlte mich hinters
Licht geführt. Ich kochte vor Wut. Auch wenn unschlüssige
Klienten mit einer verschwommenen Vorstellung von ihren Zielen in meiner
Branche ein Berufsrisiko sind.
In der Nähe von Bud’s
Dugout
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