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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Sicherheitsgebäude
     von Loftus. Erst als ich Russell Fincastle dort
     sah, kam es mir in den Sinn, daß er in einer anderen Schicht hätte
     arbeiten können. Vielleicht war das heute doch mein Glückstag.
    »Mr. Samson«,
     sagte er fröhlich, als er mich einließ. »Sie kommen
     sicher wegen der Liste.«
    »Ja.«
    »Ich habe für mein
     Geld gearbeitet, das kann ich Ihnen sagen. Es gibt ’ne ganze Menge
     Leute, die noch spätabends in Forschung Drei arbeiten.« Er zog
     mehrere, mit einer großen lockeren Handschrift bedeckte Blätter
     hervor.
    Ich lächelte und nickte
     und zückte meine Brieftasche. Und erinnerte mich an eine fürchterliche
     Wahrheit. Das letzte Geld, das ich ausgegeben hatte, waren vier Dollar
     achtundneunzig gewesen. »Oh, Jesus«, sagte ich. »Das ist
     heute nicht mein Tag.«
    »Was ist los?«
    »Ich habe kein Geld
     mitgebracht. Ich versuche gerade herauszufinden, wie ich dermaßen
     dumm sein konnte.«
    »Ich lasse mich nicht
     gern an der Nase rumführen«, sagte Fincastle, ohne einen
     Zweifel daran zu lassen, daß er die zwanzig Dollar bereits
     ausgegeben hatte.
    »Ich fahre nach Hause
     und hole sie«, sagte ich.
    Fincastle faltete die Liste
     demonstrativ zusammen und steckte sie in seine Tasche.
    Kopfschüttelnd ging ich
     zu meinem Wagen zurück. Ich fuhr nach Hause.
    Das Büro war ein
     einziges Chaos.
    Ich konnte es nicht glauben.
     Überall lag Papier verstreut; die Schubladen herausgezogen. Ich hatte
     gar nicht gewußt, daß ich so viel Papier in meinem Büro
     hatte. Ich habe dort nicht viel, was von Wert
     wäre. Weil es für die Allgemeinheit oifen steht.
    Ein paar Minuten lang saß
     ich auf meinem Drehstuhl. Es war ein Schock. Obwohl man wirklich sagen mußte,
     daß ein Dieb, der mich ausraubte, schon ziemlich knapp bei Kasse
     sein mußte.
    Knapp bei Kasse erinnerte
     mich daran, warum ich hergekommen war. Ich ging ins Wohnzimmer. Alles, was
     ich besaß, lag auf dem Boden.
    Ich rannte nicht, sondern
     ging zivilisiert auf den Kasten mit meinem unantastbaren Notgroschen darin
     zu. Jemand hatte ihn angetastet.
    Ich setzte mich in meinen Eßzimmersessel
     und ruhte mich aus. Sie hatten sogar das Foto meiner Herzdame mitgenommen.
    »Daddy!« Zwanzig
     Minuten später stürmte Sam herein, dicht gefolgt von Ray
     McGonigle. »Daddy, was ist passiert?«
    Ich wollte ihr gerade sagen,
     daß ich mich zu einem Frühjahrsputz durchgerungen hätte,
     aber die Worte wollten mir nicht über die Lippen kommen. Statt dessen
     seufzte ich. »Man hat uns ausgeraubt«, sagte ich.
    »Wow«, sagte
     McGonigle.

 
    24
    Ich borgte mir fünfzehn
     Dollar von Sam und fünf von McGonigle und ein paar Zehncentstücke
     aus der Tasche meiner anderen Hose. Dann fuhr ich zurück zu Russell
     Fincastle. Seine Liste war sechs Seiten stark. Ich kaufte sie und fuhr
     dann auf direktem Weg wieder nach Hause, wo ich mich wie ein ausgeleierter
     Jo-Jo in meinen Sessel fallen ließ.
    Sam und Ray hatten meine
     durcheinandergebrachten Besitztümer an einer der freien Wände
     aufgestapelt, ohne auch nur zu versuchen, sie zu sortieren oder sie an
     ihren alten Platz zurückzulegen. Sam war damit beschäftigt, uns
     ein Mittagessen zuzubereiten. Ich betrachtete mein Königreich.
     Beschloß, es bei den unordentlichen Stapeln zu belassen. Ich würde
     ohnehin bald umziehen.
    Das Mittagessen bestand aus Gänsepastete
     auf heißen Pfannkuchen.
    »Essen Sie immer so
     komische Sachen hier, Mann?« fragte Ray.
    »Ich kaufe nur die
     Sorten mit einem Witz auf der Verpackung«, sagte ich. »He,
     warum sind Sie nicht bei der Arbeit?«
    »Ich habe heute morgen
     einen Anruf vom Boss bekommen. Angeblich habe ich zu viele Überstunden
     gemacht, und da meinte er, daß ich die kompensieren und diese Woche
     Urlaub nehmen sollte.«
    »Ist das nicht ein Glücksfall,
     Daddy?«
    »Also habe ich diese
     junge Dame hier angerufen, und sie sagte, sie brauche ein paar Räder,
     und da bin ich rübergekommen.«
    »Räder?«
    »Ich mußte doch
     irgendwie ins Krankenhaus kommen, Daddy.«
    »Konntest du zu ihr?«
    Sams Gesicht wurde traurig.
     »Nein. Sie hat geschlafen. Wir haben fast eine Stunde gewartet, aber
     sie hat immer noch geschlafen.«
    »Hast du rausgefunden,
     was mit ihr los ist?«
    »Sie machen immer noch
     irgendwelche Untersuchungen. Aber sie haben gesagt, daß sie unterernährt
     ist. Sie hat ja auch die ganze Zeit hier bei uns kaum was gegessen. Ich
     habe wirklich ein schlechtes Gewissen

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