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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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deswegen.«
    »Es dauert mehr als ein
     paar Tage, um in einen solchen Zustand zu kommen«, sagte ich.
     »Es hat sich schon ewig niemand mehr um sie gekümmert, und sie
     selbst hat auch keinen großen Drang verspürt, für sich zu
     sorgen.«
    »Aber wir sorgen jetzt
     für sie, nicht wahr, Daddy?«
    »Ja, Liebes«,
     sagte ich. »Wir sorgen jetzt für sie. Wenn wir auch nur die
     geringste Chance dazu bekommen.«
    *
    Ich setzte Sam an die
     Bearbeitung der Liste von Fincastle. Sie sollte Buch führen über
     jeden der Leute, die sich in dem Kalenderjahr vor Pighees Unfall aus
     Forschung Drei abgemeldet hatten. Ich hoffte auf Muster, irgendwelche
     Gesetzmäßigkeiten. Ich selbst machte mich noch einmal auf den
     Weg zu Lieutenant Miller.
    »Aber sie haben mich
     ausgeraubt!«
    »Jemand hat dich
     ausgeraubt«, sagte er. »Du weißt nicht, wer es war.«
    »Ich glaube nicht an
     Zufälle«, sagte ich.
    »Was für Zufälle?«
    »Gestern in der
     Loftus-Klinik habe ich erwähnt, daß Pighee einen Umschlag
     hinterlassen hat, der erst nach seinem Tod geöffnet werden darf. Sie
     wirkten überrascht oder vielmehr besorgt. Ich sagte, der Umschlag sei
     in meinem Büro.«
    »War er in deinem Büro?«
    »Natürlich nicht.
     Der Anwalt der Pighees hat ihn. Aber am nächsten Tag wird mein Büro
     auf den Kopf gestellt, und aus lauter Frustration rauben sie mir
     neunhundertachtunddreißig Dollar.«
    »Das ist eine Menge
     Zeug, um es offen herumliegen zu lassen.«
    »Ich habe immer gern
     ein wenig Kleingeld zur Hand. Für den Fall, daß ich mal keine
     Lust habe, zur Bank zu gehen.«
    »Aber wer immer es war,
     er hat das Geld genommen. Also weißt du nicht, ob sie hinter etwas
     anderem her waren.«
    »Bis auf die Tatsache,
     daß alle meine Aktenordner rausgerissen wurden. Sie haben nicht die
     ganze Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich glaube nicht an Zufälle. Die
     einfachste Erklärung ist, daß die Loftus-Leute einen Burschen für
     diesen Einbruch engagiert haben. Er sollte nach dem Umschlag suchen, der
     nicht da war. Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, aber
     das ist die einfachste, also akzeptiere ich
     sie als Arbeitshypothese. Man soll die Dinge nicht unnötig
     komplizieren.«
    Er dachte darüber nach
     und sagte: »Für mich hört es sich nicht ganz so einfach
     an.«
    »Die Schlußfolgerungen
     sind kompliziert.«
    »Selbst wenn es stimmt«,
     sagte Miller, »ich verstehe nicht, was ich deiner Meinung nach in
     dieser Angelegenheit unternehmen soll.«
    »Du findest auch, daß
     das Ganze stinkt?«
    »Nicht gerade der
     Terminus technicus dafür«, aber er nickte.
    »Also, was sollen wir
     als nächstes tun?« 
    »Ich kann keinen Fall
     daraus machen, Albert. Was ist das Verbrechen, das ich aufklären
     soll? Da ist etwas Geld, für das es keine Erklärung gibt. Ein
     Einbruch in deinem Büro, das du für die Allgemeinheit offenhältst.
     Sowie eine gewisse Widerwilligkeit seitens der Ärzte,
     Verwandtenbesuche bei einem Mann zuzulassen, der schon tot wäre, wenn
     sie sich nicht so gut um ihn gekümmert hätten. Da ist ein
     kleines Geheimnis, was seine Arbeit betrifft - was war so gefährlich
     an dem, was er tat?« Er breitete die Hände aus und zog die
     Achseln so hoch, wie er nur konnte. »Aber wo ist der Hebel, mit dem
     ich ansetzen soll? Ich bin für Mord und Raub zuständig. Ich weiß
     wahrhaftig nicht, wie ich da hineinpasse.«
    »Selbst inoffiziell?«
    »Aber was denn? Was
     soll ich tun? Wie die Dinge liegen, kann ich die Sache mit dem Geld an die
     Steuerleute weiterleiten, und die werden sagen, daß er eine ihnen
     unbekannte Einkommensquelle gehabt haben muß. Dann werden sie das Geld nehmen und auf
     eine Erklärung warten, bis er aufwacht.«
    »Nur daß es sehr
     unwahrscheinlich ist, daß er aufwachen wird.«
    »Ich kann die
     Sicherheitsleute bitten, die Unterlagen aller Unfälle in den
     Loftus-Laboratorien durchzuchecken. Ich meine, Teufel, Albert! Was kann
     ich denn noch tun? Du lieferst mir absolut keine Handhabe.«
    Also beschloß ich, ihm
     eine zu besorgen.
    *
    Während ich mit dem Lift
     nach unten fuhr, begann ich aus den Fakten, die ich hatte, einfache Schlüsse
     zu ziehen. Wie zum Beispiel das Geld in dem Umschlag. Angenommen, es kam
     von der unbekannten, aber gefährlichen Arbeit, die Pighee in
     Forschung Drei tat. Eine Arbeit, die explodiert war? Was für Dinge
     explodieren?
    Und er hatte das Geld Marcia
     Merom hinterlassen. Schlußfolgerung: Er mochte

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