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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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vergibt die Lizenzen. Ihr könnt vielleicht Listen führen,
     aber…«
    »Ehrlich, Al. Akten.«
    »Über Leute mit
     verdächtigen Berufen, ja? Eine inoffizielle Akte? Oder vielleicht führt
     ihr ja Akten über alle verdächtigen Leute.«
    »Nun ja«, sagte
     er, »sozusagen.«
    »Maoisten,
     Fremdenlegionäre und Albert Samson?«
    »Du machst aus einer Mücke
     einen Elefanten. An unserer Stelle würdest du auch Zugang zu
     Informationen über - nun ja, interessante Leute hier in der Stadt
     haben wollen. In Wirklichkeit handelt es sich um Akten über Leute,
     die vielleicht irgend etwas wissen, Leute, die uns schon früher mal
     geholfen haben oder…«
    »Nixon hatte seine Haßliste.
     Ich wäre gar nicht überrascht, wenn ihr eure hättet. Nach
     dem, was ich im Star darüber gelesen habe.«
    Er ließ mir diese
     Bemerkung ohne Erwiderung durchgehen. Zum Ausgleich. Der Star mußte
     sich monatelang abstrampeln, um zu beweisen, daß er recht gehabt
     hatte: Die Polizei von Indianapolis hatte tatsächlich ihre
     Schmiergeldquote gewaltig überschritten. Eine Weile sah es so aus,
     als würden die beiden betroffenen Reporter wegen falscher
     Anschuldigung im Gefängnis landen. Aber die Gerechtigkeit siegte.
     Zumindest ein Teil der Gerechtigkeit. Der Polizei wurden Planstellen
     gestrichen, und der Rest der korrupten Infrastruktur erhielt eine
     geziemende Verwarnung, auch in wirtschaftlich harten Zeiten vorsichtig zu
     sein. Richter und solche Leute.
    »Ich sitze zwischen
     zwei Stühlen, Al.«
    »Du brichst mir das
     Herz. Und nun weiter im Text. Pighee, der FBI-Mann.«
    »Warum machst du es mir
     so schwer? Ich dachte, wir wären Freunde.«
    »Wo hast du das denn
     gelesen?«
    »Na schön! Hör
     zu. Gartland sagt, du sollst dich aus dem Pighee-Fall raushalten. Pighee
     und einige der anderen Leute da sind vom FBI, und du sollst sie in Ruhe
     lassen.«
    »Und wenn ich das nicht
     tue?«
    »Du scheinst die
     Situation nicht zu verstehen, Al.«
    »Und ob ich das tue.«
    »Gartland wollte direkt
     Vorgehen, aber ich sagte, es wäre besser, wenn ich mit dir spreche,
     und daß du ein vernünftiger Bursche bist. Daß man dich
     überzeugen könnte, wenn es einen guten Grund dafür gibt,
     deine Nase irgendwo nicht hineinzustecken. Du gibst doch zu, daß es
     Dinge auf der Welt gibt, die zu wissen du kein Recht hast, oder?«
    »Ich nehme es an.«
    »Nun, das ist eins
     davon. Aber du brauchst nicht mit mir darüber zu reden. Sprich mit
     Gartland.«
    Ich dachte einen Augenblick
     nach. Und fragte dann: »Wie meinst du das, Gartland wollte ›direkt‹
     Vorgehen? Was heißt ›direkt‹?«
    »Frag ihn das. Und
     jetzt komm.«
    »Jetzt?«
    »Jetzt.« Er stand
     auf und ging voran. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu
     folgen.
    *
    Vom Aufenthaltsraum der
     Polizisten aus gesehen, war das Büro des Chefs der Mordkommission das
     erste hinter der Rezeption. Gartland, ein Berufsoffizier von Ende Fünfzig,
     genoß, als Miller mich hineinführte, gerade den Ausblick aus
     dem dritten Stock über die Dächer der städtischen
     Markthallen. 
    »Soll ich bleiben?«
     fragte Miller.
    Gartland drehte sich um und
     winkte mich zu einem Sitzplatz. »Im Gebäude, Miller, aber nicht
     im Zimmer«, sagte er.
    Miller schloß die Tür
     hinter sich.
    »Nun, was ist das für
     eine Geschichte?« fragte Gartland.
    Er versuchte, mich aus dem
     Gleichgewicht zu bringen. Nachdem er mich hatte zu sich bringen lassen,
     tat er nun so, als wäre ich derjenige, der etwas von ihm wollte. Ich
     sagte gar nichts, sondern setzte mich nur.
    Nach einer Weile grinste er
     und wandte sich einer der oberen Schubladen seines Schreibtischs zu.
     »Raucher?«
    »Nein.«
    Er nahm eine Zigarette aus
     der Schublade, zündete sie bedächtig mit einem Taschenfeuerzeug
     an, inhalierte tief und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Lieutenant
     Miller hat Sie ins Bild gesetzt?«       
    »Er sagt, Sie wollen,
     daß ich eine vollkommen legale Nachforschung, für die man
     mich engagiert hat, beenden soll.«
    »Sie sind alte Freunde,
     wenn ich recht verstanden habe.«
    »Außerhalb der
     Geschäftsstunden.«
    »Was doch heißen
     sollte, daß Sie ein gewisses Vertrauen in sein Urteil haben?«
    »Bis zu einem
     bestimmten Punkt.«
    »Miller ist ein guter
     Beamter, finde ich«, sagte Gartland.
    »Er ist nicht besser
     als irgend jemand sonst, wenn es darum geht, ohne vernünftige
     Informationen Entscheidungen zu treffen. Mein Eindruck ist,

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