Der stumme Handlungsreisende
vergibt die Lizenzen. Ihr könnt vielleicht Listen führen,
aber…«
»Ehrlich, Al. Akten.«
Ȇber Leute mit
verdächtigen Berufen, ja? Eine inoffizielle Akte? Oder vielleicht führt
ihr ja Akten über alle verdächtigen Leute.«
»Nun ja«, sagte
er, »sozusagen.«
»Maoisten,
Fremdenlegionäre und Albert Samson?«
»Du machst aus einer Mücke
einen Elefanten. An unserer Stelle würdest du auch Zugang zu
Informationen über - nun ja, interessante Leute hier in der Stadt
haben wollen. In Wirklichkeit handelt es sich um Akten über Leute,
die vielleicht irgend etwas wissen, Leute, die uns schon früher mal
geholfen haben oder…«
»Nixon hatte seine Haßliste.
Ich wäre gar nicht überrascht, wenn ihr eure hättet. Nach
dem, was ich im Star darüber gelesen habe.«
Er ließ mir diese
Bemerkung ohne Erwiderung durchgehen. Zum Ausgleich. Der Star mußte
sich monatelang abstrampeln, um zu beweisen, daß er recht gehabt
hatte: Die Polizei von Indianapolis hatte tatsächlich ihre
Schmiergeldquote gewaltig überschritten. Eine Weile sah es so aus,
als würden die beiden betroffenen Reporter wegen falscher
Anschuldigung im Gefängnis landen. Aber die Gerechtigkeit siegte.
Zumindest ein Teil der Gerechtigkeit. Der Polizei wurden Planstellen
gestrichen, und der Rest der korrupten Infrastruktur erhielt eine
geziemende Verwarnung, auch in wirtschaftlich harten Zeiten vorsichtig zu
sein. Richter und solche Leute.
»Ich sitze zwischen
zwei Stühlen, Al.«
»Du brichst mir das
Herz. Und nun weiter im Text. Pighee, der FBI-Mann.«
»Warum machst du es mir
so schwer? Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Wo hast du das denn
gelesen?«
»Na schön! Hör
zu. Gartland sagt, du sollst dich aus dem Pighee-Fall raushalten. Pighee
und einige der anderen Leute da sind vom FBI, und du sollst sie in Ruhe
lassen.«
»Und wenn ich das nicht
tue?«
»Du scheinst die
Situation nicht zu verstehen, Al.«
»Und ob ich das tue.«
»Gartland wollte direkt
Vorgehen, aber ich sagte, es wäre besser, wenn ich mit dir spreche,
und daß du ein vernünftiger Bursche bist. Daß man dich
überzeugen könnte, wenn es einen guten Grund dafür gibt,
deine Nase irgendwo nicht hineinzustecken. Du gibst doch zu, daß es
Dinge auf der Welt gibt, die zu wissen du kein Recht hast, oder?«
»Ich nehme es an.«
»Nun, das ist eins
davon. Aber du brauchst nicht mit mir darüber zu reden. Sprich mit
Gartland.«
Ich dachte einen Augenblick
nach. Und fragte dann: »Wie meinst du das, Gartland wollte ›direkt‹
Vorgehen? Was heißt ›direkt‹?«
»Frag ihn das. Und
jetzt komm.«
»Jetzt?«
»Jetzt.« Er stand
auf und ging voran. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu
folgen.
*
Vom Aufenthaltsraum der
Polizisten aus gesehen, war das Büro des Chefs der Mordkommission das
erste hinter der Rezeption. Gartland, ein Berufsoffizier von Ende Fünfzig,
genoß, als Miller mich hineinführte, gerade den Ausblick aus
dem dritten Stock über die Dächer der städtischen
Markthallen.
»Soll ich bleiben?«
fragte Miller.
Gartland drehte sich um und
winkte mich zu einem Sitzplatz. »Im Gebäude, Miller, aber nicht
im Zimmer«, sagte er.
Miller schloß die Tür
hinter sich.
»Nun, was ist das für
eine Geschichte?« fragte Gartland.
Er versuchte, mich aus dem
Gleichgewicht zu bringen. Nachdem er mich hatte zu sich bringen lassen,
tat er nun so, als wäre ich derjenige, der etwas von ihm wollte. Ich
sagte gar nichts, sondern setzte mich nur.
Nach einer Weile grinste er
und wandte sich einer der oberen Schubladen seines Schreibtischs zu.
»Raucher?«
»Nein.«
Er nahm eine Zigarette aus
der Schublade, zündete sie bedächtig mit einem Taschenfeuerzeug
an, inhalierte tief und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Lieutenant
Miller hat Sie ins Bild gesetzt?«
»Er sagt, Sie wollen,
daß ich eine vollkommen legale Nachforschung, für die man
mich engagiert hat, beenden soll.«
»Sie sind alte Freunde,
wenn ich recht verstanden habe.«
»Außerhalb der
Geschäftsstunden.«
»Was doch heißen
sollte, daß Sie ein gewisses Vertrauen in sein Urteil haben?«
»Bis zu einem
bestimmten Punkt.«
»Miller ist ein guter
Beamter, finde ich«, sagte Gartland.
»Er ist nicht besser
als irgend jemand sonst, wenn es darum geht, ohne vernünftige
Informationen Entscheidungen zu treffen. Mein Eindruck ist,
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