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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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was er Ihre grundehrliche Einstellung nennt, ebenso wie für ein
     gewisses Maß von Intelligenz bei Ihnen.«
    Ich dankte Miller im Stillen
     für diese Einschätzung.
    »Auf der anderen Seite,
     wenn man die Unterlagen der Fälle studiert, die von Ihnen und gegen
     Sie eingebracht worden sind…«
    »Augenblick mal…«
    »Den guten Dingen gegenüber«,
     fuhr Gartland beharrlich fort und schwenkte einige Papiere, »befindet
     sich in dieser Akte ein klarer Beweis für einen Hang zur
     Verantwortungslosigkeit. Ehrliche Verantwortungslosigkeit, aber immerhin
     Verantwortungslosigkeit.«
    Ich hörte auf zu
     protestieren. Er war am Schlag.
    »Sie zeigen eine
     mangelnde Bereitschaft, sich mit Leuten zu besprechen, auf ihr Urteil zu hören.
     Sie scheinen Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und daraufhin zu
     unbesonnenen Handlungen zu neigen.«
    »Wenn in einem Napf
     Wasser ist, dann trinke ich auch daraus.«
    »Ihr Abstecher ins
     Entropist Hospital ist ein neuerlicher Beweis dafür. Sie haben das
     Leben eines Patienten gefährdet, um den Beweis zu erbringen, daß
     er nicht derjenige war, der er ist.«
    »So hat es vielleicht
     ausgesehen«, sagte ich scharf. »Aber die eigentliche Absicht
     dahinter war, die Leute dazu zu bringen, endlich auf unbeantwortete Fragen
     zu reagieren. Und meine Anwesenheit hier scheint zu beweisen, daß
     ich Erfolg damit hatte.«
    »Aber dabei das Leben
     eines Mannes zu riskieren?«
    Ich begann meinen Standpunkt
     näher zu erläutern, aber er hob die Hand, um mich zu bremsen.
     Ich bremste. Die Eskapade im Entropist gehörte nicht gerade zu meinen
     Glanzleistungen, gleichgültig, welche Rechtfertigungen und Resultate
     dahinter standen. 
    »Nein«, sagte er.
     »Aber ich muß herausfinden, was für eine Art Mensch Sie
     sind. Sie wissen oder vermuten Dinge, die eine Reihe von Menschenleben in
     Gefahr bringen könnten. Die Frage ist nun, ob man Ihnen vertrauen
     kann; ob Sie verantwortungsbewußt handeln.«
    »Halten Sie es für
     wahrscheinlich, daß ich losrenne und irgendwelchen Leuten einen Wink
     gebe? Leuten, denen der Gedanke, daß Loftus in ein FBI-Projekt
     verwickelt ist, vielleicht nicht gefällt?«
    »So könnte man es
     ausdrücken, ja.«
    »Nun, es ist nicht
     wahrscheinlich, daß ich irgend jemandem einen Wink gebe. Selbst wenn
     ich wüßte, an wen ich mich da wenden müßte.«
    »Tja, dann«,
     sagte Gartland, »wenn ich Ihr Versprechen habe, daß Sie Ihre
     Nachforschungen umgehend einstellen…« Er wartete.
    »Innerhalb vernünftiger
     Grenzen«, sagte ich.
    »Nun sehen Sie mal,
     Samson…«
    »Ich habe weder den
     Wunsch noch die Absicht, mich in ein wichtiges FBI-Projekt einzumischen.
     Aber ich kann Ihnen kein Blankoversprechen geben, ohne darüber
     nachzudenken. Das«, stellte ich fest, »wäre unbesonnen
     von mir. Ich habe noch ein paar nebensächliche Untersuchungen laufen,
     und wenn ich meiner Klientin nicht die Wahrheit sagen darf, muß ich
     mir für sie auch noch etwas Überzeugendes ausdenken. Aber was
     auch immer ich von jetzt an tun werde, ich werde mich ganz bestimmt mit
     Miller beraten, wenn mir etwas merkwürdig vorkommt. Und zwar, bevor
     ich irgend etwas unternehme, ob unbesonnen oder sonstwie.«
    Gartland dachte einen Moment
     darüber nach. Er hatte im wesentlichen bekommen, was er wollte. Dann
     sagte er: »Ich werde mich persönlich darüber auf dem
     laufenden halten, was Sie in dieser Angelegenheit unternehmen. Und wenn es
     auch nur den leisesten Hinweis darauf gibt, daß Sie die betroffenen
     Personen in diesem letzten Stadium ihrer Arbeit einem unnötigen
     Risiko aussetzen, dann sind Sie wieder hier, noch ehe Sie bis drei zählen
     können.«
    Miller begleitete mich zum
     Aufzug. »Wie ist es gelaufen?«
    »Harter Bursche, dein
     Gartland. Er sagte, wenn ich nicht nach seinen Regeln spielte, würde
     er mich einfach aus dem Spiel rausnehmen. Rechte hin, Rechte her.«
    »Er hat ein Paar
     verdammte Scheuklappen auf den Augen«, sagte Miller. Das machte für
     mich zwar nicht viel Sinn, kam aber einem Ausdruck von Illoyalität
     irgendeinem Teil des Polizeisystems gegenüber näher als irgend
     etwas, was ich je von ihm gehört hatte.
    »Könnte er es tun?«
    »Wahrscheinlich«,
     sagte Miller. Er wollte nicht darüber nachdenken. Das war nicht das,
     was er unter ehrlicher Polizeiarbeit verstand. »Sieh besser zu, daß
     er es nicht unter Beweis stellen muß.«
    »Auf der anderen Seite
     scheint er nicht ganz unrecht zu

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