Der stumme Handlungsreisende
was er Ihre grundehrliche Einstellung nennt, ebenso wie für ein
gewisses Maß von Intelligenz bei Ihnen.«
Ich dankte Miller im Stillen
für diese Einschätzung.
»Auf der anderen Seite,
wenn man die Unterlagen der Fälle studiert, die von Ihnen und gegen
Sie eingebracht worden sind…«
»Augenblick mal…«
»Den guten Dingen gegenüber«,
fuhr Gartland beharrlich fort und schwenkte einige Papiere, »befindet
sich in dieser Akte ein klarer Beweis für einen Hang zur
Verantwortungslosigkeit. Ehrliche Verantwortungslosigkeit, aber immerhin
Verantwortungslosigkeit.«
Ich hörte auf zu
protestieren. Er war am Schlag.
»Sie zeigen eine
mangelnde Bereitschaft, sich mit Leuten zu besprechen, auf ihr Urteil zu hören.
Sie scheinen Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und daraufhin zu
unbesonnenen Handlungen zu neigen.«
»Wenn in einem Napf
Wasser ist, dann trinke ich auch daraus.«
»Ihr Abstecher ins
Entropist Hospital ist ein neuerlicher Beweis dafür. Sie haben das
Leben eines Patienten gefährdet, um den Beweis zu erbringen, daß
er nicht derjenige war, der er ist.«
»So hat es vielleicht
ausgesehen«, sagte ich scharf. »Aber die eigentliche Absicht
dahinter war, die Leute dazu zu bringen, endlich auf unbeantwortete Fragen
zu reagieren. Und meine Anwesenheit hier scheint zu beweisen, daß
ich Erfolg damit hatte.«
»Aber dabei das Leben
eines Mannes zu riskieren?«
Ich begann meinen Standpunkt
näher zu erläutern, aber er hob die Hand, um mich zu bremsen.
Ich bremste. Die Eskapade im Entropist gehörte nicht gerade zu meinen
Glanzleistungen, gleichgültig, welche Rechtfertigungen und Resultate
dahinter standen.
»Nein«, sagte er.
»Aber ich muß herausfinden, was für eine Art Mensch Sie
sind. Sie wissen oder vermuten Dinge, die eine Reihe von Menschenleben in
Gefahr bringen könnten. Die Frage ist nun, ob man Ihnen vertrauen
kann; ob Sie verantwortungsbewußt handeln.«
»Halten Sie es für
wahrscheinlich, daß ich losrenne und irgendwelchen Leuten einen Wink
gebe? Leuten, denen der Gedanke, daß Loftus in ein FBI-Projekt
verwickelt ist, vielleicht nicht gefällt?«
»So könnte man es
ausdrücken, ja.«
»Nun, es ist nicht
wahrscheinlich, daß ich irgend jemandem einen Wink gebe. Selbst wenn
ich wüßte, an wen ich mich da wenden müßte.«
»Tja, dann«,
sagte Gartland, »wenn ich Ihr Versprechen habe, daß Sie Ihre
Nachforschungen umgehend einstellen…« Er wartete.
»Innerhalb vernünftiger
Grenzen«, sagte ich.
»Nun sehen Sie mal,
Samson…«
»Ich habe weder den
Wunsch noch die Absicht, mich in ein wichtiges FBI-Projekt einzumischen.
Aber ich kann Ihnen kein Blankoversprechen geben, ohne darüber
nachzudenken. Das«, stellte ich fest, »wäre unbesonnen
von mir. Ich habe noch ein paar nebensächliche Untersuchungen laufen,
und wenn ich meiner Klientin nicht die Wahrheit sagen darf, muß ich
mir für sie auch noch etwas Überzeugendes ausdenken. Aber was
auch immer ich von jetzt an tun werde, ich werde mich ganz bestimmt mit
Miller beraten, wenn mir etwas merkwürdig vorkommt. Und zwar, bevor
ich irgend etwas unternehme, ob unbesonnen oder sonstwie.«
Gartland dachte einen Moment
darüber nach. Er hatte im wesentlichen bekommen, was er wollte. Dann
sagte er: »Ich werde mich persönlich darüber auf dem
laufenden halten, was Sie in dieser Angelegenheit unternehmen. Und wenn es
auch nur den leisesten Hinweis darauf gibt, daß Sie die betroffenen
Personen in diesem letzten Stadium ihrer Arbeit einem unnötigen
Risiko aussetzen, dann sind Sie wieder hier, noch ehe Sie bis drei zählen
können.«
Miller begleitete mich zum
Aufzug. »Wie ist es gelaufen?«
»Harter Bursche, dein
Gartland. Er sagte, wenn ich nicht nach seinen Regeln spielte, würde
er mich einfach aus dem Spiel rausnehmen. Rechte hin, Rechte her.«
»Er hat ein Paar
verdammte Scheuklappen auf den Augen«, sagte Miller. Das machte für
mich zwar nicht viel Sinn, kam aber einem Ausdruck von Illoyalität
irgendeinem Teil des Polizeisystems gegenüber näher als irgend
etwas, was ich je von ihm gehört hatte.
»Könnte er es tun?«
»Wahrscheinlich«,
sagte Miller. Er wollte nicht darüber nachdenken. Das war nicht das,
was er unter ehrlicher Polizeiarbeit verstand. »Sieh besser zu, daß
er es nicht unter Beweis stellen muß.«
»Auf der anderen Seite
scheint er nicht ganz unrecht zu
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