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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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sind?«
    »Jawohl.«
    »Nun, dann ist es ja in
     Ordnung.« Sie hielt mir eine gelbe Karte hin. »He, warten Sie,
     ich habe Ihren Namen nicht draufgeschrieben. Wie heißen Sie?«
    Ich sagte es ihr.
    »Okay«, sagte sie
     und gab mir die Karte. »Wenn man die Arbeiter natürlich dabei
     erwischt, daß sie Tabletten stehlen oder sonst irgend etwas, dann
     heißt es pffft.«
    »Einfach so?«
    »Ja. Aber bei freier
     medizinischer Behandlung und freier Versorgung mit Medikamenten müßten
     sie ja verrückt sein, so etwas zu tun, nicht wahr?« 
    »Ja«, sagte ich.
     »Einfach verrückt.«
    »Zumindest ist es das,
     was Sir Jeff glaubt. Und es scheint zu funktionieren.«    
    *
    Das Betriebsgelände von
     Loftus erstreckte sich über ein großes Gebiet westlich der
     Meridian-Schnellstraße im Süden der Stadt. Ich war durch den
     Haupteingang hineingegangen und hatte ein Gemisch von alten und neuen Gebäuden
     vorgefunden, die eindeutig nach Verkauf und Verwaltung aussahen. Ein
     Wachmann, der in Personalunion auch als Parkplatzwächter fungierte,
     hatte mich zur Abteilung Klinische Forschung gelotst.   
    Er nickte mir zu, als ich das
     Gebäude mit der gelben Karte wieder verließ. »Wollen Sie
     rein? Dann immer die Straße hinunter, und zeigen Sie Ihre Karte dem
     Wachtposten in diesem kleinen Bau dort, ja?«
    Ich ging die zweihundert
     Meter auf das runde Backsteingebäude zu, das wie ein Aussichtsturm
     Fenster nach allen Seiten hatte. Von mir aus gesehen rechts davon befand
     sich ein hoher Maschendrahtzaun; links von dem Haus blockierte eine
     drehbare Schranke den Zugang für Fahrzeuge aller Art. Und dahinter
     noch mehr Maschendrahtzaun. Als ich die Straße überquerte und
     auf das Tor zuging, sah ich auf der linken Seite einen großen
     Parkplatz mit mehreren hundert Wagen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren
     offensichtlich so streng, daß »die Arbeiter« nur zu Fuß
     und nicht mit dem Wagen hineingelassen wurden.
    An dem runden Pförtnerhaus
     wurde ich von einem hochgewachsenen Wachmann angesprochen, der meine gelbe
     Karte sorgfältig studierte. Sie schien in Ordnung zu sein, und
     nachdem er mich eingetragen hatte, fragte er: »Kennen Sie den Weg zu
     Forschung Drei?«
    Ich kannte ihn nicht, also
     gab er mir Anweisungen.
    »Danke«, sagte
     ich.
    »Auch da müssen
     Sie sich ein- und austragen. In ein Buch, direkt hinter der Tür.«
    »Oh. In Ordnung.«
    »Und melden Sie sich
     auch wieder bei mir ab, wenn Sie gehen.«
    »Was passiert, wenn ich
     es vergesse? Werde ich dann in kleine Stücke gehackt und Sir Jeff zum
     Frühstück serviert?«
    Es war ein ziemlich
     armseliger Scherz, und ich hatte Sir Jeffs Namen ganz umsonst mißbraucht.
     Der Wachtposten brummte vor sich hin und sagte: »Vergessen Sie es
     einfach nicht.«
    Ich fand Forschung Drei ohne
     Schwierigkeiten. Das Gebäude war ein zweistöckiger Schuhkarton jüngeren
     Datums. Die meisten anderen Verwaltungsbauten, an denen ich vorbeigekommen
     war, waren relativ alt, aber modernisiert und umgebaut. Offensichtlich
     hatte man verschiedentlich der Versuchung widerstanden, das ganze Gebiet
     leerzufegen und alles neu zu bauen.
    Hinter der Tür, einsam
     und allein auf einem kleinen Holztisch, fand ich das Buch, in das ich mich
     eintragen sollte. Es war niemand da, der mich dazu bringen konnte, es zu
     tun. Also tat ich es.
    Der Flur zu meiner Rechten
     wie zu meiner Linken war leer. Selbst die in einem hellen Meergrün
     gestrichenen Wände waren kahl, bis auf vier Telefone, zwei an jeder
     Seite. Am Ende eines jeden Flurs gab es etwas, das wie eine Dusche aussah.
    Ich fühlte mich zwar
     nicht unsauber, ging aber hin, um mir die Sache einmal näher
     anzusehen. Ein graues, steigbügelförmiges Stahlding hing von
     einer Kette herab. Dahinter konnte man auf einem Schild lesen: »Vorschriftsmäßige
     Notfalldusche. Ziehen Sie den Griff fest nach unten. Stellen Sie sich
     direkt unter den Hahn. Entfernen Sie betroffene Kleidungsstücke.«
    Ein bißchen zu öffentlich
     für meinen Geschmack, aber in einem vorschriftsmäßigen
     Notfall kann man eben nicht alles haben.
    Zum ersten Mal, seit ich das
     Gebäude betreten hatte, hörte ich menschliche Stimmen, und zwar
     anscheinend aus dem Stockwerk über mir. Ich ging zurück zur
     Treppe, und noch während ich das tat, kam ein Mann in einem weißen
     Laborkittel herunter. Ich lief auf ihn zu.
    »Entschuldigen Sie
     bitte, hier soll es einen Mr. Dundree geben. Wissen Sie, wo ich ihn

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