Der stumme Handlungsreisende
sind?«
»Jawohl.«
»Nun, dann ist es ja in
Ordnung.« Sie hielt mir eine gelbe Karte hin. »He, warten Sie,
ich habe Ihren Namen nicht draufgeschrieben. Wie heißen Sie?«
Ich sagte es ihr.
»Okay«, sagte sie
und gab mir die Karte. »Wenn man die Arbeiter natürlich dabei
erwischt, daß sie Tabletten stehlen oder sonst irgend etwas, dann
heißt es pffft.«
»Einfach so?«
»Ja. Aber bei freier
medizinischer Behandlung und freier Versorgung mit Medikamenten müßten
sie ja verrückt sein, so etwas zu tun, nicht wahr?«
»Ja«, sagte ich.
»Einfach verrückt.«
»Zumindest ist es das,
was Sir Jeff glaubt. Und es scheint zu funktionieren.«
*
Das Betriebsgelände von
Loftus erstreckte sich über ein großes Gebiet westlich der
Meridian-Schnellstraße im Süden der Stadt. Ich war durch den
Haupteingang hineingegangen und hatte ein Gemisch von alten und neuen Gebäuden
vorgefunden, die eindeutig nach Verkauf und Verwaltung aussahen. Ein
Wachmann, der in Personalunion auch als Parkplatzwächter fungierte,
hatte mich zur Abteilung Klinische Forschung gelotst.
Er nickte mir zu, als ich das
Gebäude mit der gelben Karte wieder verließ. »Wollen Sie
rein? Dann immer die Straße hinunter, und zeigen Sie Ihre Karte dem
Wachtposten in diesem kleinen Bau dort, ja?«
Ich ging die zweihundert
Meter auf das runde Backsteingebäude zu, das wie ein Aussichtsturm
Fenster nach allen Seiten hatte. Von mir aus gesehen rechts davon befand
sich ein hoher Maschendrahtzaun; links von dem Haus blockierte eine
drehbare Schranke den Zugang für Fahrzeuge aller Art. Und dahinter
noch mehr Maschendrahtzaun. Als ich die Straße überquerte und
auf das Tor zuging, sah ich auf der linken Seite einen großen
Parkplatz mit mehreren hundert Wagen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren
offensichtlich so streng, daß »die Arbeiter« nur zu Fuß
und nicht mit dem Wagen hineingelassen wurden.
An dem runden Pförtnerhaus
wurde ich von einem hochgewachsenen Wachmann angesprochen, der meine gelbe
Karte sorgfältig studierte. Sie schien in Ordnung zu sein, und
nachdem er mich eingetragen hatte, fragte er: »Kennen Sie den Weg zu
Forschung Drei?«
Ich kannte ihn nicht, also
gab er mir Anweisungen.
»Danke«, sagte
ich.
»Auch da müssen
Sie sich ein- und austragen. In ein Buch, direkt hinter der Tür.«
»Oh. In Ordnung.«
»Und melden Sie sich
auch wieder bei mir ab, wenn Sie gehen.«
»Was passiert, wenn ich
es vergesse? Werde ich dann in kleine Stücke gehackt und Sir Jeff zum
Frühstück serviert?«
Es war ein ziemlich
armseliger Scherz, und ich hatte Sir Jeffs Namen ganz umsonst mißbraucht.
Der Wachtposten brummte vor sich hin und sagte: »Vergessen Sie es
einfach nicht.«
Ich fand Forschung Drei ohne
Schwierigkeiten. Das Gebäude war ein zweistöckiger Schuhkarton jüngeren
Datums. Die meisten anderen Verwaltungsbauten, an denen ich vorbeigekommen
war, waren relativ alt, aber modernisiert und umgebaut. Offensichtlich
hatte man verschiedentlich der Versuchung widerstanden, das ganze Gebiet
leerzufegen und alles neu zu bauen.
Hinter der Tür, einsam
und allein auf einem kleinen Holztisch, fand ich das Buch, in das ich mich
eintragen sollte. Es war niemand da, der mich dazu bringen konnte, es zu
tun. Also tat ich es.
Der Flur zu meiner Rechten
wie zu meiner Linken war leer. Selbst die in einem hellen Meergrün
gestrichenen Wände waren kahl, bis auf vier Telefone, zwei an jeder
Seite. Am Ende eines jeden Flurs gab es etwas, das wie eine Dusche aussah.
Ich fühlte mich zwar
nicht unsauber, ging aber hin, um mir die Sache einmal näher
anzusehen. Ein graues, steigbügelförmiges Stahlding hing von
einer Kette herab. Dahinter konnte man auf einem Schild lesen: »Vorschriftsmäßige
Notfalldusche. Ziehen Sie den Griff fest nach unten. Stellen Sie sich
direkt unter den Hahn. Entfernen Sie betroffene Kleidungsstücke.«
Ein bißchen zu öffentlich
für meinen Geschmack, aber in einem vorschriftsmäßigen
Notfall kann man eben nicht alles haben.
Zum ersten Mal, seit ich das
Gebäude betreten hatte, hörte ich menschliche Stimmen, und zwar
anscheinend aus dem Stockwerk über mir. Ich ging zurück zur
Treppe, und noch während ich das tat, kam ein Mann in einem weißen
Laborkittel herunter. Ich lief auf ihn zu.
»Entschuldigen Sie
bitte, hier soll es einen Mr. Dundree geben. Wissen Sie, wo ich ihn
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