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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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überhaupt hin?«, krächzte sie.
    Anstatt einer Antwort steuerte die Frau auf ein Gebäude zu, das Courtney für eine verlassene Scheune hielt. Als sie näher kamen, sah sie auch vertrocknete Steppenläufer-Büsche über die staubige Ebene rollen. Steppenläufer. Panisch suchte sie die Landschaft nach Anzeichen von Leben ab. Nichts und niemand war hier. Kein Zeuge.
    Und wo war Will?
    Mit einem Knirschen kam der Wagen neben der Scheune zum Stehen. Die Frau zog die Handbremse an und drehte sich wieder zu Courtney.
    »Du bist ein Niemand, verstehst du? Nichts! Und wenn du mir nicht diese eine Information gibst, die ich haben will, wirst du deinen Freund nie wiedersehen.«
    Courtney wurde übel. »Wo ist er?« Und sogleich bereute sie die Frage, da die Verrückte plötzlich lächelte.

    »Das möchtest du gerne wissen, was?« Wieder griff sie auf den Rücksitz. Diesmal hob sie eine Computertasche vom Boden auf. Verblüfft verfolgte Courtney, wie sie einen schlanken silbernen Laptop auspackte und anschaltete.
    Und dann begriff sie. Die E-Mails.
    »Wie wär’s denn mit einer kleinen Schatzsuche«, kicherte die Frau im Edel-Trainingsanzug. »Du hast die Karte, das ist der E-Mail-Verkehr zwischen Eve und John, und ich behalte den Schatz. Hast du das begriffen? Ich werde keinen einzigen Cent von dem Geld zurückgeben. Ich hab’s mir verdient!«
    Panisch sah Courtney auf den Computer. Hier in der Einöde hätte sie doch nie im Leben Empfang. War das dieser Verrückten denn nicht klar? Und würde sie vollends ausrasten, wenn sie es merkte? Sie schielte hinter sich auf den Mann in ihrem Rücken, aber der blickte nicht auf den Bildschirm. Er beobachtete Courtney. Mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen.
    Das Pfefferspray hatte er anscheinend nicht vergessen.
    »Verdammt noch mal!« Die Frau hämmerte mit einem manikürten Finger auf die Eingabetaste. »Was ist mit dem Scheißding los?« Courtney bemerkte, dass sie am ganzen Leib zitterte. Sie musste irgendwelche Drogen genommen haben!
    »Na, dann eben nicht!« Ruckartig riss sie den Kopf hoch und richtete ihren irren Blick auf Courtney. Sie holte die Handtasche vom Rücksitz und zog eine Pistole hervor. Der riesige schwarze Revolver stand in einem seltsamen Gegensatz zu ihren weiß lackierten Nagelspitzen.

    »Vergessen wir den Computer! Du kannst mir auch einfach dein Passwort sagen. Aber eins solltest du wissen: Wenn du mich anlügst, stirbt er. Hast du das verstanden?«
    Courtney nickte.
    »Das Passwort!«
     
    Will bog dort vom Highway ab, wo sich die Staubwolke zu setzen begann. Ungefähr einen Kilometer davon entfernt stand ein kleines, halb verfallenes Gebäude. Dahinter war der Sebring verschwunden.
    Will sprang aus dem Suburban. Um Lärm zu vermeiden, ließ er die Tür auf. Zwei Personen, wahrscheinlich beide bewaffnet. Er nahm seine Glock in die Hand, entsicherte sie und machte sich auf den Weg.
     
    »Das Passwort!«, gellte ihre Stimme.
    Was sollte sie tun? Würde sie schießen, sobald sie es ihr verriet? Das Passwort war ihr einziger Trumpf, das einzige Mittel, sich etwas Zeit zu verschaffen.
    »Es ist mein Geburtstag.«
    »Was?«
    »Mein Geburtstag. Mein Passwort ist mein Geburtstag. Auf dem Computer in der Arbeit.« Oh Gott, oh Gott! Warum, in Gottes Namen, ließ sich Will so viel Zeit? Warum war niemand anderes in der Nähe? Wie lange musste sie das noch ertragen?
    Die Frau stieß einen wütenden Seufzer aus. »Und wann hast du Geburtstag?«
    »Am zweiundzwanzigsten August.«
    Sie runzelte die Stirn. Offenbar wusste sie nicht, wie
sie das Passwort schreiben sollte. »Und das Jahr?«, forderte sie.
    »Nicht das Datum«, entgegnete Courtney. »Das Sternzeichen.«
    »Das Sternzeichen?«
    »Ich bin Löwe.«
    »Das ist das Passwort? Löwe? Das hat nur vier Buchstaben.«
    Gott, wo blieb Will nur? Warum half ihr denn niemand?
    »Das ist alles?«
    Courtney schielte zu dem Mann in ihrem Rücken, der immer noch die Waffe auf sie gerichtet hielt. Dann sah sie auf den schwarzen Revolver. Die Hände, die ihn hielten, zitterten, aber das wäre bei dieser kurzen Distanz egal. Courtney fiel auf, dass sie, genau wie David, auf dem Beifahrersitz saß.
    Und Will würde sie finden. Er würde sie tot sehen, so wie sie David tot gesehen hatte. Nur dass sie David nicht geliebt hatte. Sondern Will liebte, so wie er sie liebte, und er würde nie darüber hinwegkommen.
    »Raus aus dem Auto.« Die Frau fuchtelte mit der Pistole und deutete auf die Tür.
    Sie würden sie irgendwo

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