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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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sich.
    »Unbedingt.«
    »Dann geh du als Erste. Ich muss noch ein bisschen telefonieren.«
    Courtney duschte. Sie benutzte Wills billige Supermarktseife, obwohl sie wusste, dass ihre Haut davon austrocknen würde. Aber immerhin roch sie nach Will. Sie wusch sich das Haar, und sobald sie fertig war, wickelte sie sich in ein Badetuch. Als sie aus dem Bad kam, telefonierte Will immer noch und sprach, dem Klang nach zu urteilen, mit Devereaux oder einem anderen Kollegen. Sie legte sich aufs Bett, um auf ihn zu warten.
    Sie hatte nichts Sauberes anzuziehen.
    Doch ehe sie genauer darüber nachdenken konnte, war sie eingeschlafen.
    Als sie erwachte, lag sie unter der Bettdecke. Will stand vor dem Schrank und zog sich ein Hemd an. Durch die Jalousien am Fenster fiel Licht.
    »Wie spät ist es?« Mit müden, schweren Lidern sah sie sich nach einer Uhr um.
    »Halb acht.«
    Verwirrt richtete sie sich auf. Wo war ihr Handtuch?
    Er zog einen Gürtel durch die Schlaufen seiner Hose und kam auf ihre Seite des Betts.
    »Amy Harris hat heute Morgen ein paar Sachen für dich vorbeigebracht. Gegen zehn kommt sie wieder
und holt dich ab. Um halb elf hast du einen Termin mit deinem Anwalt.« Er schloss den Gürtel, während sie versuchte, ihre Trägheit abzuschütteln.
    »Wer hat mit Ackerman telefoniert?«
    »Ich.« Er küsste sie auf die Stirn, ehe er zurück zum Schrank ging und sich ein Paar Schuhe nahm.
    »Bin ich verhaftet?« Ohne lange nachzudenken, verlieh sie mit dieser Frage einfach einer der Ängste Ausdruck, die sie schon die ganze Zeit plagten. Einige andere waren Würgegriffe, trostlose Felder und schwarze Revolver.
    »Nein. Aber du brauchst einen Anwalt, um die ganze Situation zu klären. Wahrscheinlich kann er für dich sogar einen Deal aushandeln: Weil du mit der Polizei kooperiert hast, werden alle Anschuldigungen gegen dich fallengelassen.«
    »Welche Anschuldigungen?«
    Er blickte sie über das Bett hinweg an. »Lügen. Behinderung polizeilicher Ermittlungen. Cernak hat einen ganzen Katalog solcher Sachen, obwohl das meiste davon Unsinn ist. Sprich mit deinem Anwalt darüber. Und sieh zu, dass er dich zu einem Gespräch mit Cernak mitnimmt.«
    »Wo wirst du da sein?«
    »Ganz in der Nähe.«
     
    Er war sogar näher, als sie erwartet hatte – nämlich am anderen Ende des langen Konferenztisches in einem weiteren Verhörzimmer der Polizeidirektion Austin. Dieser Raum war allerdings wesentlich eleganter als die beiden anderen, in denen sie zuvor gewesen war.

    Hier gab es sogar gepolsterte Stühle und eine Kaffeemaschine.
    Nach mehreren Stunden des Abwägens, Taktierens und Verhandelns, nach endlosen Aufzeichnungen von Aussagen und unzähligen Formularen schob Ackerman eine dünne Mappe über den Tisch. Sie enthielt Ausdrucke der E-Mails in Courtneys immer noch aktivem Bella-Donna-Account, und Cernak war sichtlich erfreut, sie endlich in die Hand zu bekommen. Sie waren ein weiterer Hinweis darauf, dass die Kanzlei Wilkers & Riley im LivTech-Prozess die Geschworenen unstatthaft beeinflusst hatte. Damit hatten sie ein zusätzliches Beweisstück, mit dem sich Lindsey Kahn, Jim Wilkers, Peter Riley und wer weiß wie viele andere in einem Gerichtsverfahren konfrontiert sähen.
    Wenn es ihnen nicht gelang, vorher einen Deal auszuhandeln. Immerhin waren sie Anwälte, und deswegen, vermutete Courtney, würden sie es zumindest versuchen. Doch bei einem Fall von solcher Bedeutung und vor allem angesichts der Mordserie hatten sie kaum Aussichten auf Milde. Beliebt waren Anwälte ohnedies nicht, und Lüge, Betrug und Mord waren denkbar ungeeignet, um sie den Leuten sympathischer zu machen.
    Als alles vorbei war, brachte Ackerman Courtney zu Wills Wohnung.
    »Das war dann wohl alles, oder?« In dem vollgestopften Kombi blinzelte sie den einzigen Anwalt an, den sie nicht verachtete.
    Er lächelte. »Noch nicht ganz, fürchte ich. Sie bekommen noch eine Rechnung von mir.«

    Sie verzog das Gesicht.
    »Keine Sorge, ich bin nicht so teuer.«
    »Das glaube ich Ihnen gerne. Nur – könnten Sie sich auch eine Bezahlung in Naturalien vorstellen?«
    Er beäugte sie misstrauisch. »An was für Naturalien haben Sie denn da gedacht?«
    »Also, Ihr Haarschnitt ließe sich zum Beispiel optimieren.« Sie lächelte, um das Gesagte etwas abzumildern. »Und sobald ich einen neuen Job gefunden habe, kann ich Ihrer Frau auch ein paar Spa-Behandlungen anbieten.«
    Erleichtert lachte er auf. Von Anfang an hatte sie gewusst, dass er ein anständiger

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