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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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entspannend und erfrischend, aber die Temperatur war mörderisch.
    Sie holte tief Luft und versuchte, jeden Gedanken, der mit David zu tun hatte, aus ihrem Kopf zu verscheuchen. Der Nachmittag war ein einziger Reinfall gewesen. Stundenlang hatte sie juristische Zeitschriften und Zeitungsartikel durchstöbert, aber nichts Nützliches erfahren, außer dass sie sich nicht als Detektivin eignete. Ihre Hochachtung vor Will wuchs, weil er sich über irgendwelche Indizien den Kopf zerbrach und alle möglichen Spuren verfolgte.
    Natürlich bedeutete sein Job nicht, dass er nur vorm
Computer saß und auf den Bildschirm starrte. Er ging auch zu Tatorten. Er trug eine Waffe. Es war alles sehr Hüter-des-Gesetzes-mäßig aufregend. Aber zu aufregend für Courtney. Nach letzter Woche wollte sie nie wieder auch nur in die Nähe eines Tatorts oder einer Leiche kommen.
    Sie drückte ihren Rücken durch und atmete tief ein und aus. Nacheinander arbeitete sich durch alle Bodenpositionen. Sie versuchte, ihren Kopf freizumachen. Einfach sie selbst sein. Sie wollte ganz lockerlassen und spüren, wie die Energie sie durchströmte, als sie zur Schlussposition kam. Dieser Teil war ihr der liebste – dieser ruhige, schwebende Zustand, in dem sie sich ganz bei sich fühlte.
    Nur leider war er allzu früh vorbei.
    »Namaste.« Mit einem Ehrfurcht gebietenden Nicken nickte der Yogalehrer Courtney zu, als sie und die anderen Besucher des Kurses das Studio verließen.
    Auf dem Bürgersteig brachte der Verkehrslärm sie in die Realität zurück. Überraschenderweise war es in der dampfigen Abendluft kühler als im Studio. Sie klemmte ihre Yogamatte unter den Arm und machte sich auf den kurzen Heimweg. Es war beinahe dunkel. Sie kam an der Reinigung und dem asiatischen Imbiss vorbei und überlegte, wie sie den Abend verbringen sollte. Sie könnte etwas zu essen mitnehmen und Fiona einladen. Oder sie könnte Jordan anrufen und fragen, ob sie Lust auf einen Drink hatte.
    Während sie das Für und Wider abwog, bog sie in den Oak Trail. Ein Abend mit Jordan versprach viel Spaß, würde aber auch viel Geld kosten. Mit Fiona
wäre der Abend billiger, aber sie würde die ganze Zeit so tun müssen, dass alles okay wäre, damit sich ihre Schwester nicht so viele Sorgen machte.
    Auf einmal stockte Courtney der Atem.
    Dieser schwarze SUV. Der hatte doch auch gestern Nacht dort gestanden. Nachdem sie diese Geräusche gehört hatte. Sie zwang sich, weiterzugehen und ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Sie erkannte die Form des Wagens und die dunkel getönten Scheiben. Bis gestern hatte sie ihn noch nie hier gesehen, und ihr wurde klar, dass er auch nicht hierhergehörte.
    Beunruhigt sah sie sich um. In ihrem Haus war alles dunkel. Außer ihr war niemand auf der Straße. Und die Einfahrt war so leer, wie sie sie verlassen hatte.
    Sie konnte nicht nach Hause gehen. Sie wusste nicht genau warum, aber sie spürte dasselbe seltsame Jucken zwischen den Schulterblättern wie im Zilker Park. Jemand beobachtete sie.
    Irgendetwas war faul. Sie war allein. Ungeschützt. Sie hatte weder eine Handtasche noch ein Handy oder das Pfefferspray. Und natürlich auch keine Beretta. Das Einzige, was sie dabeihatte, war der Hausschlüssel, der an einem ihrer Turnschuhe baumelte, die Yogamatte unterm Arm und eine Wasserflasche in der Hand.
    Sie wandte sich um und ging rasch in Richtung Donut-Laden. Das Jucken wurde stärker, und nun hatte sie keinen Zweifel mehr, dass sie beobachtet wurde. Kein Autoverkehr. Keine Fußgänger. Der Donut-Laden kam ihr wie die Rettung vor, aber er schien meilenweit entfernt.

    Hinter ihr sprang grummelnd ein Motor an. Courtneys Herz begann zu rasen. War es wirklich möglich -
    Das Grummeln wurde zum Röhren. Sie ließ alles fallen und sprintete los. Sie rannte auf das rettende Neonlicht zu. Ihre Beine schmerzten. Der Lärm kam näher.
    Sie schlug einen Haken, sprang auf den Gehweg. Sie sah sich um.
    Ein schwarzes Auto. Verchromter Kühlergrill. Er kam näher!
    Wieder stürzte sie nach links, knapp an einem Laternenpfahl vorbei. Ihre Füße schienen über den Boden zu fliegen. Sie rannte zum Licht. Sie hatte es fast geschafft, fast geschafft, fast. Schrill quietschten hinter ihr Bremsen, und sie schrie auf.

Kapitel 8
    Gerade als Will das Polizeigebäude verließ, vibrierte sein Handy. Auf dem Display stand eine unbekannte Nummer.
    »Hodges.«
    »Wo bist du?«
    Er kannte die Stimme. Ihre. »Bin grad aus dem Büro.«
    »Wir müssen uns treffen.

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