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Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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beeinflussen zu lassen, wie sie wollte.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, lupfte er den Deckel der Pizzaschachtel an. Der Anblick und der Duft der hauchdünnen, knusprigen, dick mit Käse und Peperoni belegten Pizza ließen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen und beinahe vergessen, dass es im ganzen Haus nach Courtney roch. Er wollte schon nach einem Stück Pizza greifen, hielt sich aber zurück und klappte den Deckel wieder zu. Stattdessen nahm er die Fernbedienung und zappte, bis er eine Sportsendung fand.
    Sein Team, die Houston Astros, spielte in Phoenix gegen die Diamondbacks. Und führte 4:0 im fünften
Inning. Er machte es sich auf den bunten Couchkissen bequem, während sich der beste Pitcher der Diamondbacks einen Fehlwurf leistete. Dann kämpfte er ein ganzes Inning lang gegen das immer lauter und lauter werdende Knurren seines Magens an.
    »Bist du Astros-Fan?«
    Er sah auf. Sie stand in T-Shirt und ausgewaschenen Jeans hinter der Couch.
    »Klar. Und du?«
    »Hat mir mein Großvater vererbt«, erwiderte sie und flocht das feuchte Haar zu einem Knoten. »Seit den Zeiten von Nolan Ryan war er absoluter Astros-Fan.«
    Sie setzte sich neben Will auf die Couch, klappte den Deckel der Pizzaschachtel auf und nahm sich ein Stück. »So, und jetzt erzähl, was im Zilker Park war.«
    Er rutschte etwas näher an sie heran und griff ebenfalls nach einem Stück Pizza. »Um ungefähr halb vier sind Devereaux und ich hingefahren. Wir wollten Leute treffen, die regelmäßig im Park sind. Jemand, der uns bei der Befragung letzte Woche vielleicht entgangen ist.«
    Er biss in die Pizza. Nicht mehr ganz heiß, aber noch immer ausgezeichnet.
    »Und?« An Courtneys Mundwinkel klebte etwas Tomatensoße, aber er sagte nichts.
    »Devereaux hat tatsächlich einen gefunden. Kannst du dich an einen Mann in Jogginghose erinnern, der ungefähr um halb vier vorbeilief? Er sagt, er hatte Kopfhörer auf.«
    Sie schüttelte den Kopf.

    »Egal. Jedenfalls behauptet er, dass du ihm aufgefallen bist, so allein in dem Buick.«
    Erstaunt zog sie die Augenbrauen in die Höhe.
    Er meinte auch, dass in einer Parkbucht ein paar hundert Meter vom Pfad entfernt ein schwarzes Cadillac SUV stand. Mit laufendem Motor.«
    »Ein Cadillac SUV?« Sie beugte sich nach vorne. »Meinst du den Escalade? Hatte er denn verchromte Trittbretter?«
    »An den Details arbeiten wir noch.« Er verschwieg ihr, dass der Zeuge sicher war, dass er einen Escalade gesehen hatte. Und dass er an einem Mann im Trainingsanzug vorbeigejoggt war, der auf dem Pfad in entgegengesetzter Richtung lief. Der Zeuge hatte angegeben, er könne sich genau daran erinnern, weil ihm dieses Outfit so seltsam vorkam bei der Hitze.
    Courtney legte ihr Pizzastück auf den Couchtisch. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Danke«, hauchte sie.
    »Wofür?«
    Sie schlug die Augen auf. Sie glänzten leicht. »Weil du mir als Erster bestätigst, dass ich nicht verrückt bin.«
    »Natürlich bist du nicht verrückt.«
    Sie beugte sich wieder vor. »Hat ihn die Spaziergängerin mit dem Hund denn auch gesehen? Diesen Cadillac?«
    »Schwer zu sagen«, antwortete Will. »Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    Sie riss die Augen auf. »Das ist doch ein Scherz?«
    »Leider nein. Sie heißt Beatrice Moore. Angeblich.
Auf alle Fälle ist sie nicht zu finden. Und die Adresse, die sie dem Streifenpolizisten angegeben hat, ist offenbar falsch.«
    »Oh, mein Gott, ich hab’s dir doch gesagt!« Sie beugte sich zu ihm und ergriff seinen Arm. »Das war doch ein abgekartetes Spiel! Meine Beretta, die ganzen E-Mails und SMS und David. Das hängt alles zusammen. Du glaubst mir doch, oder?«
    Diese Frage konnte er ihr nicht beantworten. Er sah weg, blickte nach unten, auf den Tisch und die Pizza.
    »Will?«
    »Wir sind noch dabei, den neuen Zeugen zu überprüfen. Vielleicht weiß er noch mehr. Glaubwürdig ist er jedenfalls.«
    Wieder ließ sie sich nach hinten in die Kissen sinken. Ihr Blick wanderte zur Decke. »Jemand will mich töten.« Er hörte das leichte Zittern in ihrer Stimme. »Davids Mörder will auch mich umbringen. So ist es doch, oder?«
    »Du musst vorsichtig sein.« Mit ernster Miene sah er sie an. »Kannst du denn bei Verwandten unterkommen? Bei deinem Großvater vielleicht? Oder bei deiner Schwester?«
    »Mein Großvater lebt in einem Pflegeheim«, erwiderte sie. »Und bei Fiona geht es nur im Notfall. Sie und ihr Verlobter haben nur ein winziges Häuschen. Da bin ich nur im

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