Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der stumme Ruf der Nacht

Titel: Der stumme Ruf der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
hatte. Oder auch die Vorstellung, dass es ein anderer tun könnte.
    Sie nahm ihre Handtasche und rutschte aus der Sitznische. »Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, Detective.«
    Er sah ihr in die Augen. »Sie wissen doch, dass Sie die Nächste sein könnten. Es wäre klug, wenn Sie mit mir sprechen und sich von mir helfen lassen.«
    »Danke, aber ich komme gut allein zurecht.«

    Sie drehte sich um und ging. Nathan sah erst ihr hinterher und dann auf die Suppe. Sie hatte kaum etwas davon gegessen.
    Aber seine Visitenkarte war verschwunden.
     
    Der Tag von Fionas Hochzeit war schön und klar und voller Hoffnung.
    Vor allem für Will.
    Er sah, wie das lächelnde Paar, gefolgt von einer Vielzahl von Gästen, aus der Kirche kam. Zweiundfünfzig zählte er insgesamt – beileibe keine kleine Hochzeit, aber doch nicht annähernd groß genug, als dass Will unbemerkt bleiben könnte.
    Von seinem Versteck auf der anderen Straßenseite sah er, wie Devereaux und die anderen Gäste zu ihren Autos gingen. Die Trauung war schlicht gewesen, das Zeremoniell ohne viel Pomp. Fiona trug ein knielanges weißes Kleid ohne Schleier und Schleppe. Dafür hatte sie ein strahlendes Lächeln im Gesicht, das sich nur einen Moment lang verdüsterte, als sie die Straße hinunterblickte. So als suchte sie jemand.
    Als das Brautpaar die Kirche verlassen hatte, holte Will seinen Suburban aus einem nahe gelegenen Parkhaus und fuhr zu Fionas und Jacks Haus, wo sie die Feier ausrichten wollten. Dorthin, wo Courtney zuletzt gewohnt und er vor fünf Wochen gefrühstückt hatte. Will hatte sich zuvor in der Gegend umgesehen und in der Straße hinter dem Haus ein leeres Anwesen entdeckt. Nun rangierte er rückwärts in der Auffahrt, um den Wagen unter einer gewaltigen Eiche zu parken. Von dort aus konnte er durch den Zaun das Haus auf
der anderen Straßenseite beobachten. Er stellte den Motor ab und wartete.
    Die Septembersonne war noch immer sengend heiß, deshalb sollte die Feier im Haus stattfinden. Die Gäste gingen jedoch auch ins Freie, und immer wieder bildeten sich auf der Terrasse kleine Gruppen. Menschen, die sich unterhielten oder rauchten. Will begann zu schwitzen. Sein schwarzes T-Shirt wurde feucht, die Stiefel kamen ihm viel zu schwer vor. Er trank von seinem Energy Drink und behielt das Haus im Auge. Und wartete.
    Wie hieß es bei der Army? Sich beeilen und warten.
    Da vibrierte das Handy in seiner Hosentasche. Devereaux. Verdammt, hatte der ihn etwa entdeckt?
    »Wo bist du denn?«, herrschte ihn Devereaux an. »Ich dachte, du hast heute Dienst.«
    »Ich mache gerade Pause. Was ist los?«
    »Ich bin auf dem Revier. Und was, glaubst du, ist gerade reingekommen?«
    Wills Magen zog sich zusammen, aber er sagte nichts.
    »Kannst du dich an diese Anwältin erinnern? Die zusammen mit Alvin den Prozess geführt hat?«
    »Lindsey Kahn«, sagte Will. »Was ist mit ihr?«
    »Ich habe ihr gestern auf Verdacht einen Besuch abgestattet. Sie ging mir schon seit Tagen aus dem Weg. Na egal, ich hab ihr meine Visitenkarte gegeben, und gerade eben rief mich ihr Freund an und sagte, dass sie gestern nicht von der Arbeit nach Hause gekommen ist.«
    Will lief ein Schauer den Rücken hinunter. »Sie wird vermisst?«

    »Ihr Auto steht vor ihrem Fitnessstudio, aber seit gestern fünf Uhr hat sie niemand mehr gesehen.«
    Aus dem Augenwinkel nahm Will auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Bewegung wahr. Irgendetwas Weißes …
    Scheiße.
    »Der Freund macht sich jedenfalls Sorgen. Sie war in letzter Zeit ziemlich nervös. Und hatte die ganze Zeit Angst und sorgte sich um ihre Sicherheit.«
    Will fluchte innerlich, als Fiona die Einfahrt heraufkam. Sie riss die quietschende Beifahrertür auf, und Will zuckte beinahe zusammen, als sie sich mit ihrem makellos weißen Brautkleid auf dem zerschlissenen Sitz niederließ. Dann zog sie die Tür wieder zu.
    »Ich ruf später zurück«, schnitt er Devereaux ab und legte auf.
    Einen Augenblick lang sahen sie sich nur an. Dann wandte sie den Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, auf ihre Hochzeitsfeier.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er dümmlich.
    »Vielen Dank.« Sie schaute sich im Auto um und schien eher beeindruckt als entsetzt. »Das Ding ist ja riesig. Es wundert mich, dass ich dich nicht schon vor der Kirche gesehen habe.«
    »Da war ich zu Fuß.«
    Ihr Blick blieb auf dem Rücksitz hängen, und Will stöhnte innerlich auf, als sie die dort liegende Akte ergriff und auf ihren Schoß legte. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher