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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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wollte nicht durch die Mordbereitschaft, nicht an Böhm vorbei. Er verabschiedete sich von Trudchen Steiner in der Tür, die direkt von Gennats Vorzimmer auf den Gang führte. Als er hinaustrat, saß da schon Manfred Oppenberg auf der Holzbank. Rath würdigte ihn keines Blickes, und der Produzent hielt sich mit seiner Wiedersehensfreude ebenfalls zurück.
    Rath ärgerte sich über Meisner und dessen Auftreten, noch mehr aber ärgerte er sich über sich selbst und seine Blödheit. Er hatte Victor Meisner unterschätzt, der Mann war nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Die Auftritte als schluchzendes Nervenwrack - eine einzige Schmierenkomödie. Der eiskalte, berechnende, skrupellose Schweinehund, das war sein wahres Gesicht. Falls er überhaupt ein wahres Gesicht hatte und nicht aus lauter Masken bestand, die man der Reihe nach wegnehmen konnte, wie man eine Zwiebel häutet und häutet, bis nichts mehr übrig bleibt.
    Sein Büro betrat er nur, um Hut und Mantel anzuziehen. »Kann ich Ihnen Kirie noch eine Weile lassen, Erika?«, fragte er die Sekretärin. »Ich muss noch mal raus, einen Zeugen befragen und kann den Hund nicht überall mitnehmen.«
    Erika Voss seufzte, aber sie sagte Ja.
    Er hatte Glück, der Portier saß in seiner Loge. »Heute ohne Hund, Herr Kommissar?«
    »Ist noch in der Hundeschule. «
    »Sie haben Pech, Herr Meisner ist wieder nicht da. Haben Sie ihn denn gestern nicht mehr getroffen?«
    »Ich habe noch ein paar Fragen an Sie. Meine Kollegen mögen sich vielleicht nicht für Sie interessiert haben, ich schon.« Rath zückte sein Notizbuch, um die Wichtigkeit dieses Gesprächs zu unterstreichen. »Sie konnten sich gestern an diesen Streit zwischen Herrn Meisner und seiner Frau erinnern. Ich möchte Sie bitten, mir möglichst genau zu sagen, worum es da gegangen ist.«
    Der Portier kratzte sich unter der Uniformmütze am Kopf.
    »Na, dass sie eben mit einem anderen Produzenten Filme machen wollte. Und dass er sich das aus dem Kopf schlagen könne. Ich werde dich nicht länger mitschleppen, hat sie gesagt. Du bist der Klotz an meinem Bein, hat sie gesagt.«
    Rath schrieb fleißig mit. »Sie haben auch noch irgendwas erzählt von ihrem guten Namen, und dass Betty Winter den nicht hergeben würde. Können Sie sich da vielleicht doch an mehr erinnern?«
    »Es ging um ein Theater, wenn ich das richtig verstanden habe.
    Er wollte, dass sie da mitspielt, aber sie sagte Nein. Und dann fragte er sie, was sie von dem Namen halte und sie sagte: Meinen guten Namen werde ich dafür bestimmt nicht hergeben, das kannst du dir abschminken! «
    »Haben Sie mitbekommen, um welches Theater es ging?« »Einen Namen habe ich nicht gehört, aber es muss irgendwo draußen in Wei ... «
    Der Portier brach mitten im Satz ab und wurde plötzlich flammend rot.
    »Guten Morgen, Herr Meisner«, sagte er.
    Rath drehte sich um. Victor Meisner schaute so freundlich wie ein Glas saure Gurken.
    »Sie wird man wohl auch nicht los, was?«
    »Das ist eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften«, sagte Rath. »Ich für meinen Teil wundere mich, Sie hier zu sehen. Ich dachte, Sie drehen in Marienfelde.«
    »Da wird heute nicht gedreht, dank Ihrer fleißigen Behörde. Ist ja kein Mensch da.« Meisner fummelte den Wohnungsschlüssel aus der Tasche und drückte den Aufzugknopf. »Hat Ihnen Ihr Chef wenigstens den Kopf gewaschen nach Ihren Ausfällen vorhin und Ihnen gesagt, wie Sie sich zu benehmen haben?«
    Die Aufzugtür öffnete sich und Meisner stieg ein.
    Er wollte sich mit einem Lächeln verabschieden, doch kurz bevor die Tür schloss, sprang Rath zu ihm in die Kabine. Das Lächeln gefror.
    »Was sind denn das für Methoden?«, fragte Meisner, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. »Wollen Sie ein Geständnis aus mir herausprügeln? Ich habe doch schon gestanden.« Mit einem Mal verfiel der Schauspieler wieder in den weinerlichen Tonfall, den Rath schon kannte: »Ich habe sie umgebracht, ich habe sie umgebracht!« Meisner grinste. » Ich war gut, nicht wahr, Herr Kommissar? Sie haben mir doch geglaubt, oder?«
    Rath sagte nichts. Er drückte eine Taste, und der Aufzug blieb mit einem Ruck stehen. »Was wollen Sie?« »Die Wahrheit.«
    »Sagen Sie mir doch einfach, was Sie für die Wahrheit halten, und ich sagen Ihnen, was ich davon halte.« »Sie haben Ihre Frau getötet.«
    »Das weiß die ganze Welt.«
    »Mit Absicht.«
    »Wer kann schon in einen Menschen hineinschauen?«
    »Sie haben sich Krempins

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