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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Professorinnen – unterbrich mich nicht, ich fange gerade erst an –, einer englischen Geliebten von Adams, von der man meinen würde, ihr Geschmack hätte es ihr verboten, auch nur einen Tag mit ihm zu verbringen – von einer Liebesaffäre ganz zu schweigen! Mit einem wohlhabenden Mitglied der besten Gesellschaft habe ich gesprochen, das eines Tages beschloß, Islam zu studieren – aus Gründen, die einfach so grotesk waren, daß sie nicht erfunden sein können. Mit einer über-drehten, geriebenen Witwe und einem vom Tode seines Vaters wenig berührten Sohn – von Arabella, ihrer Mutter und vielen, vielen anderen ganz zu schweigen.«
    »Aber Kate…«
    »Unterbrich mich nicht. Ich bin noch nicht fertig. Vielleicht werde ich nie fertig, du kannst also gehen, wenn du willst, dich leise fortschleichen, aber unterbrich mich nicht. Ich bin noch nicht bei meinem Resümee angelangt, welches, wie Susan Pollikoff sagen würde, beinhaltet, daß nichts von all dem zusammenpaßt, oder, mit Ausnahme der mise-en-scène, die kleinste Verkettung zeigt. Ich habe die Erlaubnis bekommen, in einem Heuhaufen zu suchen, der wunderbar arrangiert wurde, aber keine Nadel verbirgt.«
    »Darf ich etwas sagen?«
    »Nur, wenn es mitfühlend und tröstlich ist.«
    »Ich werde mir Mühe geben. Vielleicht erinnerst du dich nicht mit der gleichen Deutlichkeit, die meine Erinnerung auszeichnet-, aber in jeder Ermittlung kommst du an einen Punkt, an dem du dich haargenau so fühlst wie jetzt. Meistens ist das, um diesen Abend herrlicher Klischees um ein weiteres zu bereichern, das Dunkel vor der Morgendämmerung. Plötzlich wirst du alles verstehen, so, als hättest du das Zauberwort gefunden. Warum gehst du nicht in A-115

    dams’ Büro, falls es noch nicht weitergegeben wurde, setzt dich auf seinen Stuhl und meditierst? Vielleicht hast du zu viele Leute in deinem Büro empfangen, und die Wahrnehmungen sind durcheinan-dergeraten. Versuch es.«
    »Ich bin bereit, alles zu versuchen – auch, dich umzubringen. Das ist weder mitfühlend noch tröstlich.«
    »Doch. Denk darüber nach. Und dann probier es mit den Schwiegertöchtern. Vielleicht haben sie sich zusammengetan, um es dem Schwiegerpapa zu zeigen. Bei der Witwe könntest du es auch noch einmal versuchen. Die hat dich offenkundig mit einem gewissen je ne sais quoi inspiriert.«
    »Willst du mich reizen, bis ich über dich herfalle?«
    »Endlich«, sagte Reed, »hast du es kapiert.«
    116

Zehn
    wenn du dein Herz, Nerv und Sehne zwingen kannst, dir zu gehorchen, wenn es sie längst nicht mehr gibt, und so durchzuhalten, wenn nichts mehr in dir ist außer dem Willen, der ihnen sagt: »Haltet durch!«

    Als Kate am nächsten Morgen erwachte, war Reed schon gegangen. Auf ihrem Frühstückstablett fand sie einen Zettel: »Mein Liebling, das einzige, was mir als Trost für Dich einfällt, ist der Rat aus einem alten Film (nicht Fernsehen) mit Danny Kaye, wenn ich mich recht erinnere. War er auch so ein Hofnarr wie Du und ich? Eine wunderschöne Frau schlängelt sich an ihn heran, um ihm für den geplanten Mord am König einen Tip zu geben. ›Die Schüssel mit dem Füßel birgt die Kugel mit dem gift’gen Fusel. In dem Glas mit dem Maß ist der Saft für die heilend’ Kraft.‹ Bald darauf, wie’s immer geschieht, muß sie ihren Rat abändern: ›Die Schüssel mit dem Füßel ist entzwei. An ihrer Stell’ findst du einen Krug mit ’nem draufgemalten Pflug. Jetzt ist die Kugel mit dem gift’gen Fusel in dem Glas mit dem Maß. Und der Krug mit dem draufgemalten Pflug birgt den Saft für heilend’ Kraft.‹ Vielleicht habe ich das Ganze nicht mehr Wort für Wort zusammenbekommen, aber ich bin sicher, Du verstehst die Botschaft. In Liebe.«
    Als Kate diese Botschaft und all die guten Nachrichten der ›New York Times‹ verdaut hatte, beschloß sie, noch einmal all ihre Fakten durchzugehen. Aber es geht ja nicht um Fakten, mahnte sie sich. Es geht um die Geschichte, die sie irgendwann ergeben werden. Hatte sie, als sie gestern abend zu Reeds Ergötzen ihre Fakten hatte Revue passieren lassen, vielleicht etwas vergessen? Allerdings: Zum einen hatte sie Adams’ Buch gelesen, oder zumindest darin herumgeblättert, und war zu dem Schluß gekommen, daß es ihr, als Nichtkenne-rin der arabischen Kultur, einen guten Überblick bot. Für Leute mit einer gewissen Kenntnis des Themas war es vielleicht deshalb nicht besonders informativ. Das Buch hinterließ bei Kate den Eindruck, daß die Araber einen

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