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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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Suche? Dass Ujuna korrupt war und in ihrer Position eigene, unschöne Pläne verfolgte? »Werkzeug« hatte Merwyn die Schale genannt. Aber Targon war mehr als ein Werkzeug. Er konnte eine mächtige Waffe sein. Mit einem solchen Verbündeten könnten wir Wasser-Leute sogar den Thron beanspruchen, wenn die alte Regentin starb. War das der Grund, warum – wie Fyona Nell erzählt hatte – in letzter Zeit besonders viele Sucher ausgeschickt worden waren, um nach der Schale zu forschen? Warum ich mit niemandem über diesen Auftrag hatte reden dürfen, nur mit Ujuna?
    Ein eisiges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus, während ich den Gedanken zu Ende dachte.
    Vielleicht plante Ujuna einen Alleingang, um an die Macht zu gelangen. Sie war eine Nachfahrin des Sturmläufers, vielleicht dachte sie, dass sie Targon kontrollieren könnte.
    War der Rat unserer Gilde wirklich um so vieles besser und edler als die Regentin?
    Joelle nahm meine Hand und drückte sie. »Alles klar, Tjeri? Du siehst blass aus.«
    Nichts war klar. Ich fühlte mich, als hätte man mich eben erst unter einer Lawine hervorgezogen. »Es könnte sein, dass wir die Schale vernichten müssen«, sagte ich.
    Merwyn fuhr auf. »Was redest du da für Unsinn, Tjeri? Du willst die Schale vernichten ? Das kommt gar nicht infrage!«
    Ja, es war ein Fehler gewesen, den anderen von der Suche zu erzählen. Mir wurde regelrecht schlecht, als ich das erkannte. »Erst habe ich gedacht, dass unser Rat Targon noch am ehesten unter Kontrolle halten könnte, weil er ein Gott des Seenlands ist«, versuchte ich zu erklären. »Aber seit ich gehört habe, was Ynea erzählt hat, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Was ist, wenn unser Rat versucht, Targon wieder als Verbündeten einzusetzen?«
    »Vielleicht könnte das sogar sinnvoll sein. Aber das ist nicht unsere Entscheidung«, sagte Merwyn ärgerlich. »Falls du es vergessen hast, Tjeri, wir sind gerade erst Meister geworden. Ganz kleine Fische. Bessere Botenjungen.«
    Ich antwortete nicht. Aber mir ging eine ganze Menge im Kopf herum. Zum Beispiel, dass jemand, der es – selbst mit viel Glück – geschafft hatte, Targons verschollene Schale zu finden, vielleicht doch mehr war als ein Botenjunge. Außerdem hatten auch Botenjungen ein Gewissen. Meines fühlte sich gerade wie ein Bleiklumpen an.
    In diesem Moment spürte ich einen warnenden Gedanken und blickte auf. Über uns schwebte mein Skagarok. Aufgeregt teilte er mir mit, dass er Soldaten gesichtet hatte. Viele Soldaten. Genauer konnte er es nicht mitteilen, denn er konnte nur bis sieben zählen.
    »Sie sind uns auf den Fersen«, sagte ich zu den anderen. »Verdammt, wir müssen weiter!«
    Entschlossen stand Ynea auf. Die Sondierungskräuter wirken nicht lange – ihre Augen waren wieder weit geöffnet, ihr Blick war klar. Es schien ihr Kraft gegeben zu haben, dass sie ihre Erinnerungen zurückhatte. »Ja, nichts wie weg hier. Ich gehe nicht zurück, auf keinen Fall gehe ich dorthin zurück!«
    Wir kletterten weiter, so schnell wir konnten. Die Rast hatte mir gut getan, doch schon bald ließ mich mein Körper wieder spüren, dass ich ihm zu viel zugemutet hatte. Verbissen konzentrierte ich mich darauf, weiterzugehen. Einen Schritt. Und noch einen. Schritt für Schritt in Richtung Freiheit. In Richtung Sicherheit und vielleicht Erlösung.
    Immer wieder blieb Merwyn stehen, ließ die Augen über das Terrain unter uns schweifen. Beim dritten Mal stieß er einen leisen Fluch aus. Erschrocken wandten wir uns um – und sahen als kleine, schwarz-silberne Punkte die Soldaten, die uns verfolgten. Sie waren viel näher, als ich geahnt hatte, und es waren mindestens zwanzig.
    Merwyn kniff die Augen zusammen und sagte: »Zarbas Rache, sie haben sogar Kletterausrüstung dabei, scheint mir. Strickleitern, Seile. Und sie haben ein Tempo drauf ... unglaublich!«
    »Einer von ihnen ist Spinnenfinger«, fügte Mi‘raela hinzu. »Er selbst ist es, er selbst!«
    Spinnenfinger. Von den Menschen Cyprio genannt. Es überlief mich kalt. Den anderen sagte dieser Name nichts, aber als ich Yneas Blick begegnete, sah ich die Angst darin. Auch sie wusste, was es bedeutete, von Cyprio höchstpersönlich gejagt zu werden. Wir hatten ihm getrotzt, wir hatten ihn ausgetrickst. Das Maß war voll. Er würde uns hetzen wie wilde Tiere ... bis er uns zur Strecke gebracht hätte.

Entscheidung am Gipfel
    Wir kletterten schneller. Merwyns Kraft schien unerschöpflich, aber Ynea begann schon bald zu

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