Der Sucher (German Edition)
tat weh. Es hatte so gut angefangen, damals auf dem Markt! Aber zwei Winter waren eine lange Zeit ... Verliebtheit verfliegt bisweilen schnell ...
»He, Tjeri, was ist eigentlich mit dir los? Du sagst ja gar nichts mehr.« Auf einmal war Joelle neben mir.
»Nichts ist los – ich habe genau wie du die Nase voll von Tassos«, wich ich aus. Was einmal als Ablenkung taugte, konnte den Dienst auch zweimal tun.
* * *
Wir hatten geradezu unverschämtes Glück. Während unserer letzten Tage in Tassos sahen wir nur einmal von weitem ein paar Skorpionkatzen, und da wir einen großen Bogen um Dörfer machten, brauchten wir uns nicht mehr mit erbosten Feuer-Leuten herumzuschlagen. Auch die Phönixbäume taten uns nichts. Vier Tage später saßen wir in einer Schänke in Alaak und prosteten uns zu. »Auf unsere bestandene Feuertaufe!«, rief Merwyn und trank einen ausgiebigen Schluck von dem schäumenden Polliak. »Der schlimmste Teil ist geschafft.«
»Ich habe gehört, durch diese Tortur in der Wüste sortiert der Rat ein Drittel der angehenden Agenten aus«, meinte Joelle.
»Wundert mich nicht«, sagte ich mit einem schiefen Grinsen. Um ein Haar hätte ich zu diesem Drittel gehört. Doch aufzugeben war einfach nie in Frage gekommen. Inzwischen fühlte ich mich abgehärtet genug für den Rest der Reise.
Alaak ist eine wunderbare Provinz. Tiefe Wälder in allen Farben – am spektakulärsten ist wohl der Weiße Wald in der Nähe der Felsenburg –, Dörfer, die aussehen wie eine Ansammlung von grasbewachsenen Hügeln, breite Handelswege aus festgestampfter Erde, auf denen man nur hin und wieder einem Dhatla ausweichen muss. Friedfertige Menschen, die manchmal tatsächlich grüßen, auch wenn sie einer anderen Gilde angehören. Sogar offenes Wasser gibt es hier!
Zur Feier unserer Ankunft in Alaak hatten wir unser ganzes Geld zusammengelegt und uns Zimmer in der Schänke geleistet. Für jeden ein eigenes natürlich – ich hatte es unglaublich satt, Merwyn nachts schnarchen zu hören. Auch für ein Bad, ein gutes Essen und den Polliak reichte das Geld noch. Danach waren wir pleite. Egal! Nur noch zwei Tagesreisen, dann waren wir am Treffpunkt. Alles weitere würde der erfahrene Agent, unser neuer Lehrmeister regeln. Aber daran, an Pflicht und Aufträge, wollte ich gerade nicht denken. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich mit der Suche nach der Schale noch keinen einzigen Schritt weitergekommen war. Ich hatte unter einem Vorwand die ältesten Händler, denen wir begegnet waren, ausgehorcht und bei einigen Schmieden herumgefragt – schließlich war Metall ihr Spezialgebiet –, aber ohne Erfolg.
»Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es eine halbe Tagesreise entfernt einen See«, sagte ich und nahm einen Schluck aus meinem Krug. »Na, wie klingt das? Ist doch morgen einen kleinen Umweg wert, oder?«
Joelles Augen leuchteten auf. »Ich finde, es wäre auch einen großen Umweg wert. Vielleicht sollten wir einfach die Zimmer in der Schänke sausen lassen, weiterwandern und im See übernachten.«
»Ohne Schwimmhaut?« Merwyn zog die Augenbrauen hoch. »Wenn du aufwachst, wirst du durchgefroren sein. Nein, vergesst es, ich jedenfalls bleibe hier.«
»Manchmal glaube ich, die haben dich als Kind vertauscht, und du gehörte eigentlich zu den Erd-Leuten«, zog ich ihn auf.
In einer Ecke der Schänke saß ein Mädchen, das mir gefiel. Sie war etwa so alt wie ich und gehörte zur Erd-Gilde. Immer wieder ließ ich den Blick zu ihr hinüberwandern, musterte verstohlen ihr zartes Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Ihre großen, dunklen Augen erinnerten mich an Lourenca.
Sie saß mit ein paar anderen Leuten, die älter als sie waren, am Tisch und langweilte sich offensichtlich. Als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete, war sie erst überrascht. Dann begann sie, ebenfalls kühne Blicke zu mir herüberzuschicken.
Nach einer Weile sagte sie etwas zu ihren Begleitern, stand auf und ging in Richtung Hintertür. Ich wartete ein paar Atemzüge lang, dann sagte ich zu Merwyn: »Ganz schön stickig hier drin. Ich gehe mal frische Luft schnappen ...« und folgte dem Mädchen.
Tatsächlich, sie wartete draußen. Ich lehnte mich an die Wand neben sie und blickte hoch zu den Sternen. »Ich heiße Tjeri. Und du?«
»Nellis.« Sie sah mich neugierig von der Seite an. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal mit jemandem von der Wasser-Gilde unterhalten würde. Alle sagen, ihr seid ein bisschen seltsam ...«
»Das ist ja
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