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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Anblick dieser Gerippe mich in meinem bisherigen Zutrauen erschüttert hat.«
    Er wies dabei auf einen gewaltigen Knochenhaufen, der erst kürzlich aufgeschüttet schien und an dem man noch Spuren davon bemerkte, daß das frühere Fleisch davon gekocht worden war.
    Dieser Eindruck sollte nur wenige Augenblicke später noch mehr bekräftigt werden.
    Der König und seine beiden Gäste waren nach dem Grunde der Grotte gelangt, bis vor den Eingang einer Wandvertiefung, welche etwa den Seitenkapellen ähnelte, die man öfter in Domkirchen findet. Hinter dem Gitter von sehr festem Holze, welches den Eingang abschloß, sah man in einem hölzernen Käfig einen Gefangenen, der nur Raum hatte, um darin zusammenkauern zu können, und offenbar bestimmt war, durch erzwungene Ruhe etwas – gemästet zu werden
    Das war Matakit!
    »Sie! Sie! Väterchen! rief der unglückliche Kaffer, sobald er Cyprien bemerkt und erkannt hatte. Ach, nehmen Sie mich mit fort von hier! Befreien Sie mich!… Ich will lieber nach dem Griqualande zurückkehren und wenn ich dort gehenkt werden sollte, als länger in diesem Hühnerbaue zu schmachten und den schrecklichen Tod zu erwarten, den der grausame Tonaïa mir aufgespart hat, ehe ich verzehrt werde!«
    Diese Worte sprach er mit so kläglicher Stimme, daß Cyprien sich, als er den armen Teufel hörte, ganz ergriffen fühlte.
    »Gut, Matakit! antwortete er ihm. Ich kann Dir die Freiheit wieder verschaffen, aber ehe Du den Diamanten nicht herausgegeben, wirst Du diesen Käfig nicht verlassen.
    – Den Diamanten, Väterchen! rief Matakit. Den Diamanten! Den hab’ ich nicht!… Den hab’ ich niemals gehabt!… Ich schwöre es Ihnen!«
    Das sagte er mit einem solchen Accente der Wahrheit, daß Cyprien an seiner Aufrichtigkeit nicht wohl zweifeln konnte Wir wissen übrigens daß es ihm von Anfang an schwer gewesen war, Matakit für den Urheber eines solchen Verbrechens zu halten.
    »Wenn Du es aber nicht warst, fragte er weiter, der jenen Diamanten entwendet hat, warum ergriffst Du überhaupt die Flucht?
    – Warum, Väterchen? erwiderte Matakit. Weil man, wenn meine Kameraden die Probe mit der Gerte bestanden hätten, sicher gesagt haben wurde, ich selbst sei der Dieb und habe durch List den Verdacht nur auf falsche Fährte lenken wollen. Im Griqualande, das wissen Sie ja selbst nur zu gut, henkt man, wenn es sich um einen Kaffern handelt, einen Angeschuldigten noch bevor man ihn verhört und verurtheilt… das flößte mir Angst ein, und ich floh gleich einem Schuldbeladenen durch den Transvaal.
    – Was der arme Teufel da ausgesagt, scheint mir wirklich auf Wahrheit zu beruhen, bemerkte Pharamond Barthès.
    – Ich zweifle daran auch nicht, antwortete Cyprien, und vielleicht hat er gar nicht so unrecht daran gethan, sich der griqualändischen Justiz ganz zu entziehen.«
    Dann wendete er sich wieder an Matakit.
    »Nun gut, sagte er zu ihm, ich bezweifle nicht, daß Du an dem Diamanten-Diebstahl, dessen man Dich angeklagt hat, unschuldig bist; doch wenn wir auch betheuern, daß Du keinen Antheil daran hattest, wird man das in der Vandergaart-Kopje schwerlich glauben. Willst Du Dich dennoch der Gefahr aussetzen, dahin zurückzukehren?
    – Ja… ich will Alles wagen… um nicht noch länger hier zu bleiben! versicherte Matakit, dem der Schrecken alle Glieder zu lähmen schien.
    – Wir werden das Nöthige ordnen, antwortete Cyprien, und hier mein Freund Pharamond Barthès wird die Verhandlungen führen.«
    Der Jäger zögerte keinen Augenblick, dem großen Tonaïa die Angelegenheit vorzutragen.
    »Sprich offenherzig!… Was verlangst Du im Austausch für Deinen Gefangenen?« fragte er den Negerkönig.
    Dieser besann sich kurze Zeit und erklärte schließlich:
    »Ich verlange vier Flinten, zehnmal zehn Patronen für jede Waffe und vier Säckchen mit Glasperlen. Das ist doch nicht zu viel, nicht wahr?
    – Das ist zwanzigmal zu viel, doch Pharamond Barthès ist Dein Freund und wird Alles thun, Dir gefällig zu sein!«
    Dann schwieg auch er ein Weilchen und fuhr nachher fort:
    »Höre mich an, Tonaïa! Du sollst die vier Gewehre, die vierhundert Patronen und die vier Säckchen Perlen erhalten. Du aber lieferst uns dafür das nöthige Ochsengespann nebst Nahrungsmitteln und ein Ehrengeleit, um alle diese Männer nach dem Transvaalgebiet zu schaffen.
     

    Man hatte Fackeln angezündet. (S. 211.)
     
    – Abgemacht!« erklärte Tonaïa mit höchst befriedigter Stimme
    Dann schlug er einen mehr vertraulichen

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