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Der suendige Engel

Der suendige Engel

Titel: Der suendige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ertönte das Lachen. »Wohin es dich beliebt. Ich erkläre es dir: Du befindest dich in einem Labyrinth. Wenn du Glück hast, gelangst du zum Ausgang und bist frei!«
    »Wer sagt mir, daß Ihr kein falsches Spiel mit mir treibt?«
    »Du willst mein Wort anzweifeln?«
    »Nein, nur .«
    »Also, schweig und hör mir weiter zu: Auch dein Geliebter befindet sich in diesem Labyrinth - angekettet in einer der Kammern. Nur du kannst seine Ketten lösen - wenn du darauf verzichtest, sofort den Weg zu finden, der in die Freiheit führt .«
    Calara stöhnte gequält auf. Also war jedes Wort wahr, das man sich über Salea erzählte: Ihre sprichwörtliche Grausamkeit. Ihre perfide Fantasie. Und ihre teuflische Verschlagenheit. Salea labte sich am Schmerz ihrer Opfer.
    »Bedenke«, fuhr die Stimme fort, »du könntest das Glück haben, zu deinem Geliebten zu gelangen, ihn von seinen Ketten zu befreien, und gemeinsam könntet ihr den Weg in die Freiheit finden.«
    Calara straffte sich und war bemüht, ihrer Stimme einen entschlossenen Tonfall zu geben, als sie antwortete: »Ich werde solange suchen, bis ich ihn finde!«
    »Nur zu! Allerdings gibt es noch eine dritte Möglichkeit .«
    Calara ahnte es: Das Labyrinth mochte derart verzweigt sein, daß sie irgendwann vor Blutdurst wahnsinnig werden und schließlich rapide altern würde. Schon jetzt verspürte sie nagenden Hunger, denn ihre letzte Blutmahlzeit lag bereits zwei Tage zurück.
    Aber sie hatte sich getäuscht.
    »Es gibt noch jemanden in diesem Labyrinth«, fuhr die Stimme fort. »Er kann es kaum erwarten, deine Bekanntschaft zu machen und sich deine schwarze Seele einzuverleiben. Vielleicht ist er gerade jetzt ganz in deiner Nähe und hört uns zu. Oder er durchstreift einen anderen Teil des Labyrinths und sucht nach dir. Lauf, sonst findet er dich!«
    Die Stimme verstummte.
    Calaras kurz entflammte Hoffnung war vollends erloschen. Trotzdem hatte sie keine andere Wahl, als ihr Glück zu versuchen. Sie dachte an Magrador, ihren Geliebten. Wenn es stimmte, daß er irgendwo in diesem Labyrinth angekettet war, dann mußte sie ihm helfen. Salea hatte auf der Klaviatur ihrer Gefühle genau den richtigen Ton getroffen.
    Zögernd setzte Calara einen Fuß vor den anderen. Ihr natürlicher Instinkt schien in dieser Umgebung völlig zu versagen. Sie drückte sich eng an der kalten Steinwand entlang. Bereits nach wenigen Metern hatte sie die erste Abzweigung erreicht.
    Rechts oder links?
    Sie entschied sich für den linken Gang. Er schien unmerklich in die Tiefe zu führen, so daß sie zweifelte, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie kehrte um und nahm den anderen Gang. Dieser führte sanft bergan. Weitere Abzweigungen folgten, und schon nach kurzer Zeit hatte sie sich hoffnungslos verirrt.
    Eine weitere Eigentümlichkeit des Labyrinths trug zu ihrem Dilemma bei: Es schien sich über mehrere Stockwerke zu erstrecken. Die Gänge führten wahllos auf- und wieder abwärts und krümmten sich in verwirrenden Winkeln. Nur ein kranker Geist konnte diese Gänge erbaut haben.
    Plötzlich stutzte Calara. Sie glaubte einen Laut gehört zu haben. Gespannt lauschte sie in die Dunkelheit.
    Da war es wieder! Es klang wie das Wimmern eines Mannes.
    Magrador? Sie war sich nicht völlig sicher. Die Sorge und ihre Furcht kämpften miteinander. Schließlich gewann ihre Sorge die Oberhand. Beherzt ging sie weiter, dem Wimmern entgegen. Es war schwierig, die Richtung genau zu lokalisieren. Mehrmals, als sie bereits glaubte, ganz nahe am Ziel zu sein, wurde es wieder leiser. Ein-mal verebbte es sogar völlig. Vielleicht waren die Gänge auch so erbaut, daß sie die erzeugten Laute aus einer ganz anderen Richtung vortäuschten.
    Als Calara um eine weitere Ecke bog, sah sie vor sich etwas aufblitzen. Hier waren der Gang und die Wände wieder in völlige Dunkelheit getaucht. Selbst ihre scharfen Augen vermochten die Nacht hier nicht mehr zu durchdringen.
    Da war es wieder, dieses eigenartige Aufblitzen. Es erinnerte sie an die Augen eines Raubtieres. Calara erstarrte. Jeden Moment rechnete sie damit, daß sich etwas aus der Finsternis heraus auf sie stürzen würde. Aber nichts geschah.
    Sie lauschte und wartete. Aber weder war das Wimmern zu hören noch das Aufblitzen ein weiteres Mal zu sehen.
    Ängstlich und zögernd setzte sie ihren Weg fort. Einmal wollte sie sich in eine Fledermaus verwandeln, um sich besser orientieren zu können. Aber so sehr sie sich auch anstrengte: Das, was sie sonst mühelos

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