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Der suendige Engel

Der suendige Engel

Titel: Der suendige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Sekunde gealtert. Womöglich war ihr Körper nur noch begehrenswerter geworden. Dennoch: die Jahre hatten andere Spuren hinterlassen . Ihr schwarzes Herz war zu Stein geworden. Sie spürte, wie es mit jedem Tag schwerer wurde und ihre Lebensfreude immer mehr zum Versiegen brachte.
    Ihr Wort war Gesetz in Al'Thera. Ein Wink von ihr genügte, und sie konnte sich jeden gefügig machen. Sie war die Herrin über Leben und Verlöschen, über Trauer und Freude, Glück und Verderben.
    In erster Linie über letzteres. Dunkle Taten prägten ihre Herrschaft. Saleas Grausamkeit war Legende. Die Bewohner Al'Theras duckten sich, wenn sie nur ihren Namen hörten. Sie war eine Tyrannin, die ihr eigenes Volk ausbeutete, es dezimierte und ihm jede Hoffnung nahm.
    O ja, es hatte Aufstände gegeben. Von Zeit zu Zeit begehrten ihre Untertanen auf, angeführt von einem dieser Verrückten, die sich anmaßten, Al'Thera »in eine bessere Zukunft« zu führen.
    Begriffen diese Narren denn nie, daß es keine Zukunft für die Stadt gab, solange sie sich an diesem Ort befand, von Rank'Nors Macht zwischen den Dimensionen gehalten? Die Hoffnung auf Freiheit war so unsinnig wie der Versuch, der Stadt zu entfliehen. Niemand, der es je versuchte, war auch nur wenige Schritte weit gekommen, nachdem er die unsichtbare Grenze überschritten hatte.
    Wie auch immer, jene Aufstände waren geeignet, Kurzweil in Sa-leas Dasein zu bringen, auch wenn sie nur kurz währten und Rank'Nor ein Festmahl bescherten.
    Es gab nur zwei Dinge, an denen Salea noch Freude hatte: An den Liebesspielen mit Rank'Nor, da er sie in immer neuer, überraschender Gestalt nahm. Und an den Grausamkeiten, die sie mit immer perfiderer Perfektion ersann. Doch es fiel ihr zunehmend schwerer, überhaupt etwas zu empfinden. Die Macht der Gewohnheit verlangte ihren Tribut.
    Und längst hatte der Stein des schwarzen Blutes seine Schuldigkeit getan. Es war ihr schnell zu eintönig geworden, die immer gleichen Rituale dort abzuhalten. Dafür erdachte sie sich phantasievollere Szenarien, um Rank'Nors Hunger nach den schwarzen Seelen der Vampire zu stillen. So, daß auch sie etwas davon hatte. Und sei es nur ein außergewöhnliches Schauspiel.
    Vor ihr auf dem Diwan ruhte eine gläserne Kugel. Sie zeigte das angstverzerrte Antlitz einer jungen Frau .
    * Mit großen, vor Entsetzen geweiteten Augen sah Calara, wie die eisenbeschlagene Tür hinter ihr ins Schloß fiel. Sie hörte, wie der Riegel von außen vorgeschoben wurde.
    »Willkommen in meinem Palast«, hörte sie eine Stimme sagen.
    Irritiert sah sich Calara um, aber außer kahlen dunklen Mauern um sie herum war nichts zu sehen. Dennoch ahnte sie, wer die Worte ausgesprochen hatte. Es mußte Salea sein, die grausame Herrscherin, deren Name, wenn überhaupt, nur im Flüsterton über die Lippen der Bewohner Al'Theras kam.
    »Was ... was habt Ihr mit mir vor?« fragte Calara mit zitternder Stimme. Sie war eine junge Vampirin mit attraktiven Gesichtszügen. Ihr großer Busen hob sich verheißungsvoll unter ihrem Gewand ab.
    Ein höhnisches Lachen ertönte. »Hast du etwa Angst vor der Dunkelheit?«
    Natürlich fürchtete sie sich nicht davor. Was sie schaudern machte, das war ihre Umgebung. Daß man sie in dieses Verlies gesperrt hatte, hatte jeden Hoffnungsfunken in ihr zum Erlöschen gebracht.
    Vor wenigen Stunden erst waren die Häscher der Herrscherin in das Haus eingedrungen, das sie mit ihrem Geliebten, Magrador, bewohnte. Ohne den Hauch einer Chance und ohne jegliche Gegenwehr hatten sie sich festnehmen lassen. Doch bis zuletzt hatte Calara gehofft, daß alles nur ein Irrtum war. Hieß es nicht, daß nur Jungfrauen auf dem Stein des schwarzen Blutes geopfert wurden?
    Sie selbst war längst keine Jungfrau mehr. Außer Magrador hatte es noch eine ganze Reihe von Männern gegeben.
    Obwohl es viele andere gab, die in den Palast verschleppt und spurlos verschwunden waren, hatte Calara den Gedanken immer weit von sich geschoben, daß eines Tages sie an der Reihe sein würde.
    Sie versuchte die Dunkelheit mit ihrem scharfen Blick zu durchdringen. Tatsächlich schien dieses Verlies weiter ins Innere zu führen .
    Plötzlich lichtete sich die vollkommene Finsternis. Ein schwacher Glanz erfüllte das merkwürdige Verlies. Die Mauern selbst schienen dieses seltsame Leuchten auszustrahlen.
    »Geh deinen Weg«, fuhr die unsichtbare Stimme fort.
    »Wohin?« fragte Calara. Die Angst hielt ihre Brust wie eine stählerne Klaue umschlossen.
    Abermals

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