Der süße Hauch von Gefahr
sich irgendwie dafür zu rächen?«
Mr Kirkwood zuckte die Achseln.
»Ich habe keine Ahnung. Bis das hier passiert ist, hatte ich diese hässliche Seite von Ormsby überhaupt nicht kennengelernt. Nie hätte ich gedacht, dass er sich so unehrenhaft verhält.« Er seufzte.
»Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie er uns jetzt noch schaden kann, aber ich möchte euch beide warnen, seinetwegen auf der Hut zu sein.« Er warf Thalia einen langen Blick zu.
»Besonders dich, meine Liebe. Du musst sehr vorsichtig sein.«
Thalia erschauerte.
»Ich möchte ihn nie wiedersehen. Und bestimmt nicht mit ihm sprechen. Er ist ein Ungeheuer.«
Da sie wusste, wie leicht ihre Schwester sich in etwas hineinsteigern konnte, lächelte Juliana und sagte rasch:
»Da deine Schwierigkeiten mit dem Marquis hinter uns zu liegen scheinen und du dich zudem auf dem Wege der Besserung befindest, denke ich, wir sollten uns allmählich Gedanken wegen der Hausgesellschaft machen, die wir verschieben mussten.«
Thalia war sofort Feuer und Flamme … und erfolgreich abgelenkt. Sie klatschte in die Hände und rief entzückt:
»O ja! Ich kann es gar nicht erwarten, Piers wiederzusehen.« Leichte Röte stieg ihr in die Wangen, und sie sah ihren Vater schüchtern an.
»Und Papa kann nun meine Verlobung mit ihm offiziell bekannt geben.«
Mr Kirkwood kniff sie zärtlich in die Wange.
»Macht dich die Heirat mit deinem Piers glücklich?«, fragte er, und um seinen Mund spielte ein Lächeln.
»Oh Papa, das wünsche ich mir mehr als alles andere«, erklärte Thalia atemlos und mit glänzenden Augen.
Mit einem Blick zu Juliana sagte er:
»Nun gut, dann haben wir, glaube ich, eine Hausgesellschaft zu planen und eine Verlobung zu verkünden.« Seine Augen funkelten belustigt.
»Ich könnte mir denken, dass es für uns alle ein arbeitsreicher und aufregender Sommer wird.«
Seine Worte waren unschuldig genug, aber Juliana erkannte einen Unterton in seiner Stimme, der ihren Verdacht erhärtete. Da sie ihren Vater und seine Abneigung gegen Missstimmungen kannte, wusste sie auch, wie wenig es nutzen würde, wenn sie ihn mit ihrem Verdacht konfrontierte, dass Asher mit ihm über sie gesprochen hatte. Ein Lächeln zuckte um ihren Mund. Armer Vater. In die Ecke gedrängt, würde er nur stottern und stammeln und alles abstreiten.
»Wie bald können wir die Gesellschaft ansetzen?«, fragte Thalia und unterbrach damit Julianas Gedanken.
Indem sie das lästige Problem von Ashers geheimnisvollem Besuch an diesem Morgen vorerst beiseiteschob, lächelte Juliana ihre jüngere Schwester an.
»Ich werde mich darum kümmern, dass die Einladungen morgen versandt werden.« Nach einem prüfenden Blick auf Thalias blasses Gesicht sagte sie:
»Zwar scheint es dir schon deutlich besser zu gehen, aber es wird meiner Meinung nach noch ein paar Tage dauern, bis du deine alte Form wiedergefunden hast. Daher denke ich, es wäre am besten, wenn die Gäste erst ab Donnerstag in einer Woche eintreffen. Das lässt uns zudem ausreichend Zeit, alles in Ruhe zu planen und vorzubereiten.«
»Himmel, das sind ja noch mehr als zehn Tage – geht es wirklich nicht schon früher?«, widersprach Thalia.
Juliana legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie an sich.
»Das stimmt schon«, sagte sie und lächelte.
»Aber, Süße, bedenke auch, wir können unmöglich zulassen, dass dein zukünftiger Gatte hier ankommt und dich mit fahlem Teint und eingefallenen Wangen sieht, oder?«
Thalia schlug die Hände vors Gesicht und riss die schönen blauen Augen weit auf.
»Oh, nein, das geht auf keinen Fall.«
Ormsby ritt von maßloser Wut erfüllt von Kirkwood fort, er konnte kaum an etwas anderes denken, als Kirkwood seine beleidigenden Worte heimzuzahlen. Seine Lippen bildeten eine verärgerte schmale Linie, die Augen hatte er zusammengekniffen; er starrte blindlings nach vorne und nahm noch nicht einmal die paar Kutschen und Pferde wahr, denen er auf seinem Weg begegnete. Wie konnte Kirkwood es nur wagen, so mit ihm zu sprechen? Wie konnte dieser Junker vom Land es wagen, ihn aus seinem Haus zu werfen, als sei er nicht mehr als ein hergelaufener Dienstbote? Wie konnte er es wagen! Er war schließlich Ormsby! Niemand sprach so zu ihm. Niemand. Ihm stieg die Zornesröte in die Wangen. Und niemand, überlegte er voller Niedertracht und Bosheit, verweigerte ihm, was er haben wollte.
Lange bevor sie nach London gekommen und der Liebling der guten Gesellschaft geworden war, hatte er
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