Der süße Hauch von Gefahr
Augenblick im fahlen Mondschein. Ihre steife Körperhaltung und ihr entschlossen gerecktes Kinn verrieten zweifelsfrei, dass sie wünschte, sie wäre irgendwo anders als hier. Doch schließlich stammte die Idee zu diesem Treffen, mit dem Ort und der Zeit von ihr. Ihm kam ein Gedanke, und er runzelte die Stirn, etwas, das ihm hätte auffallen müssen, sobald er ihre Nachricht gelesen hatte. Das hier war nicht nur ein seltsamer Ort, um sich zu treffen, das ganze Verhalten passte einfach nicht zu Juliana. Mit Ausnahme von ein paar Eskapaden zu einer Zeit, als sie beide noch Kinder gewesen waren, hatte sich Juliana immer auf dem Pfad bewegt, den man von ihr erwartete, und nie irgendeine Neigung zu erkennen gegeben, diesen Weg zu verlassen. Anders als er hatte sie ihren Eltern nie Grund zur Sorge bereitet und immer das Richtige getan. Ein Ausbund an Tugend, das war die Juliana, die er kannte. Was, zur Hölle, wunderte er sich, war so wichtig, dass sie im schlimmsten Fall – wenn man sie eben doch hier erwischte – Klatsch und Tratsch sowie den Verlust ihres guten Rufes in Kauf nahm?
Er schaute sich erneut um. Gewöhnlich hätte er ihr zugestimmt, dass das Torhäuschen der perfekte Ort für ein geheimes Treffen war. Es lag gut versteckt, von den meisten Menschen vergessen, und es war höchst unwahrscheinlich, dass selbst ein Wilderer über sie stolpern würde. Dennoch war es keine Stelle, die er ausgewählt hätte, um sich mit einer anständigen jungen Dame wie Juliana zu verabreden. Er lächelte schief. Und Juliana auch nicht, wenn sie – wie er zuvor schon – das Haus betreten hätte.
»Wag es nicht, mich auszulachen, Asher Cordell«, verlangte Juliana empört, als sie sein Lächeln bemerkte.
»Ich hätte dich nicht um ein Treffen gebeten, wenn es nicht wichtig wäre.«
Asher schüttelte den Kopf.
»Ich habe dich nicht ausgelacht«, verteidigte er sich.
»Ich fand nur die Umstände komisch.«
Er griff nach ihr, und Juliana schrak bei der Berührung seiner Hand an ihrem Arm heftig zusammen.
»Ganz ruhig«, sagte er leise, beinahe als wäre sie eine erschreckte Stute.
»Ich werde dir nichts tun.« Ohne sie loszulassen, erklärte er:
»Ich zweifle nicht daran, dass, was auch immer dich herbringt, dir wichtig ist, aber das hier ist nicht der richtige Ort, um uns zu treffen und etwas Wichtiges zu besprechen. Du bist vor Angst fast außer dir, und du würdest hier nur ständig zusammenzucken und aufschreien, weil dich ein Schatten erschreckt, statt dich auf das zu konzentrieren, was du von mir willst.«
»Du hast recht«, räumte sie unglücklich ein, »aber mir ist kein besserer Platz eingefallen.« Steif fügte sie hinzu:
»Es ist nicht meine Gewohnheit, mich mit Herren auf so unziemliche Weise zu verabreden.«
»Nein, davon bin ich überzeugt«, pflichtete er ihr bei. Er drehte sie um und zog sie halb, halb führte er sie zu ihrem Pferd. Dort angekommen half er ihr beim Aufsitzen und sagte dann:
»Ich bin gleich wieder da. Mein Pferd ist hinter dem Haus versteckt angebunden.«
»Oh! Ich habe mich schon gefragt …«, sie brach ab, schenkte ihm ein unsicheres Lächeln, »es tut mir leid, dass ich mich so seltsam verhalte. Es ist nur, dass …«
Er wartete, als sie aber nichts weiter sagte, nur verlegen den Kopf schüttelte, verschwand er in die Dunkelheit. Einen Moment später erschien er wieder auf dem Rücken eines großen schwarzen Wallachs. Er lächelte ihr beruhigend zu und sagte:
»Reite mir nach. Ich kenne eine ruhige Stelle, an der wir reden können.«
Trotz ihrer Bedenken wegen der Situation folgte Juliana ihm ohne Widerworte, als er sein Pferd in den Wald lenkte. Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Falte, als sie merkte, dass sie immer weiter von Kirkwood fortritten. Wie, um alles in der Welt, sollte sie den Weg zurück nach Hause finden?
Als spürte er ihre Bedenken, blieb Asher stehen, und als sie neben ihn kam, erklärte er:
»Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich darum, dass du heil wieder auf Kirkwood eintriffst.«
Mit einem leichten Lächeln nickte sie.
»Wohin reiten wir?«, wollte sie wissen.
»Es gibt da eine Hütte, die die Wilderer benutzen, nur noch ein kleines Stück von hier. Es ist ebenso unwahrscheinlich, dass jemand dorthin kommt, und ich weiß, dass es dort sauberer und bequemer ist als im Torhaus.«
Er grinste.
»Es gibt sogar zwei Stühle.«
»Woher weißt du das?«
»Weil ich, meine Süße, es überprüft habe, bevor ich zum Torhaus geritten bin.«
Sie
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