Der süße Hauch von Gefahr
schüttelte den Kopf, das entsetzliche Bild von Asher, wie er am Galgen baumelte, erschien vor ihrem geistigen Auge.
»Nein. Ich hätte dich niemals um Hilfe bitten dürfen, verlangen, dass du so ein Wagnis eingehst.« Sie senkte den Blick und starrte vor sich hin, ohne wirklich irgendetwas wahrzunehmen.
»Es muss noch einen anderen Weg geben. Ich muss einen anderen Weg finden. Ich erkenne jetzt, dass es ein alberner Plan war; ich hätte dich niemals in diese Sache hineinziehen dürfen.«
Asher nahm sich ihre Hand und brachte sie dazu, ihn wieder anzuschauen. Mit einem schiefen Lächeln sagte er:
»Du kannst mich nicht aufhalten.«
»Aber du darfst nicht!«, rief sie, und ihr Herz klopfte schneller vor Angst um ihn.
»Ich verbiete es dir! Verstehst du nicht, in welch entsetzlicher Lage du wärst, wenn du beim Einbruch in Ormsbys Haus ertappt wirst? Was würde es für deine Großmutter bedeuten, wenn du gefasst würdest?«
»Ich werde aber nicht gefasst.«
»Aber das kannst du doch gar nicht sicher wissen.«
Er wollte mit ihr deswegen nicht streiten. Ob sie es nun wollte oder nicht, er war entschlossen, in der nächsten Nacht in Ormsbys Haus einzubrechen und, sofern das Glück ihm hold war, dem Marquis die Briefe ihrer Schwester zu stehlen. Es würde geschehen, und nichts von dem, was sie sagen oder tun konnte, würde ihn umstimmen. Er las die Sorge in ihrer Miene, und er verspürte einen Stich des Bedauerns. Wie konnte er ihr begreiflich machen, dass es ihm größte Genugtuung verschaffen würde, Ormsby die Briefe abzunehmen, und dass dieser Diebstahl in vielerlei Hinsicht nichts mit ihr oder ihrer Familie zu tun hatte? Himmel, er war dankbar für die Gelegenheit, Ormsbys Pläne für Thalia zu durchkreuzen.
Er hob ihre Finger an seine Lippen, küsste sie und lächelte, als sie sie ihm entzog und sie wieder in ihren Schoß legte.
»Du musst mir einfach glauben, wenn ich dir sage, dass ich nicht erwischt werden werde«, erklärte er, und fragte sich dabei insgeheim, was sie wohl tun würde, wenn er sich über sie beugte und sie auf den süßen kleinen Mund küsste.
»Vergiss nicht, Ormsby wird gar nicht zu Hause sein. Die Diener werden entweder bereits zu Bett gegangen oder mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt sein. Sie werden keinen Grund haben, sich in die Nähe der Bibliothek zu begeben, ganz zu schweigen davon, hineinzugehen. Ich weiß bereits, wo sich der Tresor befindet, und ich bin mir sicher, ihn mühelos öffnen zu können.« Als sie nicht überzeugt aussah, fuhr er fort:
»Juliana, ich werde mich nicht länger als zehn Minuten in Ormsbys Bibliothek aufhalten … Und wenn die Briefe wirklich dort sind, werden all deine Sorgen ein Ende haben.«
»Aber was, wenn …?«
Er legte ihr einen Finger auf den Mund, damit sie schwieg, genoss das Gefühl ihrer weichen Lippen.
»Ich werde dir genau sagen, was geschehen wird«, sagte er.
»Der Marquis wird heute Abend zum Essen nach Apple Hill fahren. Sobald ich mich davon überzeugt habe, dass er dort ist, werde ich nach Ormsby Place reiten und die Briefe stehlen. Ich werde in die Bibliothek gehen und wieder heraus sein, ehe jemand ahnen kann, dass ich überhaupt das Land des Marquis’ betreten habe.«
Sie schaute ihn forschend an. Den Ausdruck kannte sie noch von früher, er würde sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen.
»Und du wirst vorsichtig sein?«, fragte sie ängstlich, sich dem Unvermeidlichen fügend.
Ihr Blick fiel auf ihre Hände, die sie im Schoß verschränkt hatte.
»Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustieße.«
Ihre Worte waren ein angenehmer Schock, und er musste sich eingestehen, was er schon eine Weile gewusst hatte: dass es viel an Juliana gab, was ihm gefiel – und zwar sehr. Er musterte ihren gesenkten Kopf einen Augenblick lang, folgte mit den Augen einer verirrten Locke, die sich an ihre Wange schmiegte, ehe er seinen Blick zu ihrem reizenden Busen gleiten ließ. Er wollte weder über Ormsby noch über Thalias verfluchte Briefe reden, worüber er viel lieber reden würde … Himmel, dachte er zynisch, als seine Lenden sich spannten und das Blut in seinen Adern schneller floss, er wollte überhaupt nicht reden. Er wollte sie mit einer Heftigkeit, die verflixt schwer zu unterdrücken war, in seine Arme reißen und sie küssen, die seidige Haut berühren, von der er wusste, dass sie sich unter dem zarten Musselin verbarg. Er wollte den weichen Mund unter seinen Lippen spüren, während er in sie
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