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Der sueße Kuss der Luege

Der sueße Kuss der Luege

Titel: Der sueße Kuss der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Decke singend und lachend durch die Wohnung spaziert. Grün, so grün, und versuche, bei dem Versuch, irgendwie Luft in meinen Körper zu bekommen, nicht hysterisch zu werden. Da höre ich ein lautes Brummen durch das Rauschen. Ein rotes Rettungsboot der DLRG, das aussieht wie ein umgebauter Jetski, rast auf mich zu. Ich versuche zu winken, schaffe es aber nicht, wundere mich, warum der ebenfalls rot gekleidete DLRG-Mann erst die gelben Koffer aufsammelt, statt mich zu retten, doch dann rast das Jetskiboot auf mich zu, der Mann beugt sich zu mir und zerrt mich wie ein totes Walross auf eine Art Brett, das hinten vom Jetski bis ins Wasser reicht.
    Und dann ertönt durch das Wasserklatschen und Röhren des Motors hindurch eine Stimme, die ich kenne. »Respekt, Lu. Das hast du gut gemacht. Ich wusste, du würdest mitspielen«, höre ich sie sagen.
    Mit letzter Kraft hebe ich den Kopf, starre auf die verschwommene Gestalt in Rot vor mir, die ich vergeblich zu fokussieren versuche. Ich kenne die Stimme, natürlich kenne ich sie, aber ich will auch das verdammte Gesicht dazu sehen, nicht nur einen hellen Fleck, möchte da reinspucken, möchte es anschreien, da zuckt der Fleck plötzlich zur Seite, schreit mit schmerzverzerrter Stimme auf, die Gestalt stürzt, knallt mit dem Kopf auf die Metallverkleidung des Jetskirettungsbootes und bleibt liegen, während das Boot weiter durch das Wasser rast, direkt auf eine große braune Masse zu, die ich zwar nicht erkennen kann, aber von der ich vermute, dass es der Schleppkahn ist, der vorhin noch so weit weg war. Ich versuche, mich aus dem Wasser ins Boot hochzuziehen, ich muss ans Lenkrad kommen, schießt es mir durch den Kopf, verdammt, ich muss an dieses Lenkrad. Aber das ist höllisch schwer, ich verfluche jedes meiner viel zu vielen Kilos, ich verfluche meine Kurzsichtigkeit, die mich völlig hilflos in dieser graubraunen Umgebung macht, und dann schaffe ich es mit einem letzten Kraftakt, mich vom Brett nach vorne zu hieven. Der Mann liegt wie tot über der Kante des Bootes und ich stehe vor dem Lenkrad, aber wohin soll ich steuern, wenn ich doch alles nur verschwommen sehe? Dann fällt mir ein, dass es vielleicht ein Zündschloss gibt, aus dem ich den Schlüssel ziehen könnte. Ich bücke mich, erkenne nichts, taste nach einem Schlüssel. Und habe Glück. Ich versuche, ihn herauszuziehen, das geht aber nicht, dann drehe ich ihn zur Seite, schlagartig verliert das Boot an Geschwindigkeit, sodass es mich umreißt und der bewusstlose Mann über Bord geschleudert wird.
    Das Rettungsboot ist zum Stehen gekommen und schwankt auf dem aufgewühlten Main hin und her, der Regen klatscht auf mich runter, über mir donnert es nur noch müde und neben mir erkenne ich das stetige Stampfen des Schleppkahns, unter das sich jetzt das feine Surren eines Motorbootes mischt.
    Ich kann nur hoffen, dass Hilfe kommt, vielleicht ist es die Wasserschutzpolizei, vielleicht die DLRG, diesmal die echte. Sehen kann ich immer noch nichts. Am ganzen Körper zitternd bleibe ich zusammengekauert liegen und versuche zu verstehen, was eben passiert ist. Aber meine Gedanken gehorchen mir nicht, denn mir geht nur Ida im Kopf herum. Was ist nun mit Ida?

Er am Dienstag, dem 9. Juli 2002
    Jo entdeckte das kleine blitzende Auge, als er im Bad auf dem Klo mit der rosafarbenen Plüschhülle saß und das neue Buch studierte, mit dem er seinen Bruder dazu bringen wollte, mehr zu lesen. Aber er machte sich keine Illusionen, Jan hasste das Lesen. Niemals würde er freiwillig allein etwas lesen. Er übte nur, wenn er neben ihm saß, dann aber blieb er verbissen dran. Noch immer konnte er seinen älteren Pflegebruder nicht einschätzen. Obwohl Jan ihn seit der Szene am Baggersee nie wieder geschlagen hatte, behandelte Jo seinen Bruder lieber wie ein rohes Ei, schließlich konnte er nie wissen, was Jans Zorn erregte. Und dieser Zorn konnte sich auf höchst perfide Weise äußern. Das war auch der Grund, warum ihn alle anderen in Ruhe ließen. In Ruhe lassen? War das die richtige Beschreibung dafür? Eigentlich nicht. Viel eher war es so, dass sich außer ihm selbst niemand um Jan kümmerte.
    Seine Schwestern hämmerten an die Badezimmertür. Jo zuckte zusammen und ihm fiel das Buch aus der Hand, zwischen das Handtuchregal und die Badewanne. Er war gezwungen, sich auf den Bauch zu legen und eine Hand auszustrecken, um es dort hervorzuziehen. Er reckte sich und drehte sich leicht und in diesem Moment fiel ihm dieses Blinken

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