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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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haben?«
    »Keine Ahnung. Es war dunkel, und ich hatte solche Angst …«
    Tanny Brown sprach eindringlich und leise, während er das Album mit den Kinderfotos in der Hand behielt. »Überlegen Sie bitte ganz genau, Missus Collins. Was haben Sie gesehen …?« Der Polizeileutnant warf dem uniformierten Polizisten einen Blick zu; der Beamte nickte unauffällig. »Also, Sie hätten bestimmt nicht geschossen, wenn Sie nicht gesehen hätten, wie er mit dieser Waffe auf Sie zielt, nicht wahr?« Die Frau starrte ihn verständnislos an. »Sie hätten nicht geschossen, hätten Sie nicht Angst um Ihr Leben gehabt?«
    »Nein«, antwortete sie langsam.
    »Sie hätten nicht geschossen, wenn Sie nicht gewusst hätten, dass Sie sich einzig und allein durch tödliche Gewalt vor ihm retten konnten, richtig?«
    Ganz allmählich schien es der Frau zu dämmern, auch wenn Brown wusste, dass sie seine Worte nicht einmal halb verstanden hatte.
    »Also«, erwiderte sie leise, »ich hab gesehen, wie er etwas hochgehoben und auf mich gerichtet hat …«
    »Und da er schon einmal auf Sie geschossen hatte …«
    »Ja, genau, Mr. Brown. Ich hatte Angst.«
    »Und Sie konnten nirgends hin und sich verstecken?«
    Die Frau gestikulierte heftig. »Wo wollen Sie sich denn hier drinnen verstecken? Die reinste Mausefalle.«
    »Drei Kinder? Alle von ihm?«
    »Nein, Sir. Buck war nicht ihr Daddy. Wahrscheinlich haben sie ihn an meinen anderen Mann erinnert. Aber es sind gute Kinder, Mr. Brown. Gute Kinder.«
    »Wo ist ihr richtiger Daddy?«
    Die Frau zuckte die Achseln. Die Geste sprach Bände über blaue Flecken und das Elend in Trailer-Parks.
    »Wollte nach Louisiana, um sich auf den Bohrinseln Arbeit zu suchen. Fast sieben Jahre her. Er ist weg, ganz einfach. Wir waren nicht richtig verheiratet.«
    Tanny Brown wollte gerade noch eine Frage stellen, als von draußen wütendes Gebrüll ertönte, gefolgt von Rufen der Polizisten.
    Die Frau auf dem Sofa schnappte hörbar nach Luft und kauerte sich auf den Boden. »Das ist sein Bruder. Ganz bestimmt. Der bringt mich um, Gott, der bringt mich um!«
    »Nein«, sagte Brown ruhig. Er gab der Frau die Fotos ihrer Kinder zurück, und sie drückte das Album fest an die Brust. Dann gab er dem Streifenpolizisten Zeichen, an der Tür Wache zu stehen, während er selbst den Wohnwagen verließ.
    Von der Treppe aus sah er, wie sich zwei Polizisten nach Kräften bemühten, einen großen, schweren Mann zu überwältigen, der sie in ohnmächtiger Wut abzuschütteln versuchte. Inzwischen waren die Kriminaltechniker verschwunden. Der Mann war außer Rand und Band und wehrte sich so heftig gegen den Zugriff, dass er die Ordnungshüter mit zu der Leiche zerrte.
    »Buck, Buck! Mein Gott, nein! Bitte nicht! Mein Gott! Lasst mich los. Ich bring die Schlampe um! Ich bring sie um!«
    Die Polizisten im Schlepptau, stürzte er voran. Im selben Moment verstellten ihm zwei weitere Uniformierte den Weg. Einer der Cops fiel hin und fluchte. Die Menschentraube fing zu pfeifen und zu johlen an, was den Mann nur noch wütender machte.
    »Ich bring das Miststück um, verdammt!«, brüllte er in glühendem Zorn. Sein wutverzerrtes Gesicht wurde von den Warnleuchten der Streifenwagen erfasst. Ein Fußtritt traf einen der Polizisten, die ihn festhielten, am Schienbein. Der Mann schrie auf und packte sich im Sturz ans Bein.
    Tanny Brown war mit wenigen Schritten bei dem Bruder des Toten. Er stellte sich ihm direkt in den Weg.
    »Maul halten!«, brüllte er.
    Für einen Moment hielt der wild gewordene Mann inne und starrte den Lieutenant an, dann stürmte er weiter. »Ich bring das Drecksstück um«, kreischte er.
    »Ist das Ihr Bruder?«, brüllte Brown ihm hinterher.
    Der Mann wand sich unter dem Griff der Polizisten. »Sie hat Buck umgelegt, dafür leg ich sie um. Du verfluchtes Drecksstück! Du bist tot!«, schrie er an Brown vorbei.
    »Ist das Ihr Bruder?«, wiederholte Brown seine Frage etwas leiser.
    »Du bist tot, du Miststück!«, fauchte der Mann. »Was geht dich das an? Wer bist du, Nigger?«
    Innerlich zuckte Brown bei dem Schimpfwort zusammen, doch äußerlich blieb er ungerührt stehen. Eine Sekunde fühlte er sich versucht, dem Mann in den Magen zu boxen, wusste es jedoch besser. So dämlich es von dem Kerl auch war, ihn zu beleidigen, er war höchstwahrscheinlich nicht zu dämlich, um sich über ihn zu beschweren. Vor seinem geistigen Auge sah Brown einen Haufen Schriftkram.
    Einer der Beamten, die den Mann zurückhielten,

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