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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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du richtig Ärger, kapiert?«
    »Das können Sie nicht machen.«
    »Nehmt ihn in Haft«, sagte Brown zu den Polizisten. »Erweist ihm ein bisschen Gastfreundschaft.«
    »Mit Vergnügen«, sagte der Mann, der den Tritt abbekommen hatte, und riss den Mann brutal an seinen Handschellen herum.
    »Immer sachte«, sagte Brown. Der Untergebene starrte den Lieutenant an. »Na ja«, fügte Brown mit einem Lächeln hinzu. »Sie müssen es mit der Sanftmut auch nicht übertreiben.« Die letzte Anweisung fügte er im Flüsterton hinzu. »Und stecken Sie den Kerl zu den kräftigsten, bösartigsten, fiesesten schwarzen Brüdern in die Zelle, die wir haben. Vielleicht können die ihm beibringen, Leute nicht zu beleidigen.«
    Zwei der uniformierten Polizisten brachen in Gelächter aus.
    Tanny Brown wandte sich von dem Mann ab, der unter wildem Protest zum Streifenwagen geschleift wurde, und kehrte zu der Frau zurück, die schweigsam im Wohnwagen saß.
    »Missus Collins, wir müssen zur Polizeistation. Dort verlesen wir Ihnen Ihre Rechte. Dann möchte ich, dass Sie diesen Anwalt anrufen und ihn kommen lassen, damit er Ihnen hilft. Haben Sie verstanden?«
    Sie nickte. »Ich muss meine Kinder anrufen.«
    »Das kann warten.«
    Er drehte sich zu dem uniformierten Beamten um. »Sorgen Sie dafür, dass so schnell wie möglich eine Kollegin hier rauskommt, um sie zum Revier zu fahren. Sie soll ihr unterwegs was zu essen geben.«
    »Wie lautet die Anklage?«, fragte der Polizist.
    Tanny Brown drehte sich ein letztes Mal zu dem Klumpen Fleisch um, der vor dem Wohnwagen auf der Erde lag. »Wie wär’s mit ›Abfeuern eines Schusses aus einer Feuerwaffe innerhalb der Stadtgrenzen‹? Das wird reichen, bis ich mit dem Staatsanwalt gesprochen habe.«
    Er kehrte nach draußen zurück und blieb neben der Leiche stehen.
    Idiotisch, dachte er. Absolut idiotisch.
    Er sah auf die Uhr. Heute Nacht wird viel gestorben, dachte er.
    Als er in die Augen des Toten blickte, verblasste das Gesicht. Stattdessen sah er Joanie Shrivers Leichnam vor sich, der, von einem betroffenen, wütenden Suchtrupp umringt, reglos auf dem Boden lag. Sie standen in ihren schlick- und dreckverschmierten Wathosen und Gummistiefeln am Rand des Sumpfs.
    Er erinnerte sich, wie er sie berühren, sie zudecken wollte, wie er sich mühsam beherrschte und alle Willenskraft zusammennahm, um Schritt für Schritt, nach ehernen Regeln, die Ermittlungsarbeit zu dem Gewaltverbrechen einzuleiten.
    Er schluckte, um das Bild aus seiner Erinnerung zu verbannen. Es war meine Schuld, dachte er. Ich werde es in Ordnung bringen. Diesmal werde ich es nicht vermasseln.
    Und so verfolgten die Toten Tanny Brown, während er langsam zu seinem Streifenwagen ging. Dabei war in dieser Nacht nichts endgültig vorbei. Nicht einmal das Leben, das der Staat eingefordert hatte.

    In den frühen Morgenstunden rief Bruce Wilcox an. Am Himmel und durch die Bäume schimmerte das erste fahle Licht und gab den Gegenständen Kontur.
    Brown hatte sich die verbleibende Nacht mit dem Geständnis von Mrs. Collins um die Ohren geschlagen; zwei Stunden lang hatte er sich die bittere Geschichte sexueller Gewalt und regelmäßiger Prügel angehört, in etwa das, was er erwartet hatte. Die Geschichten sind austauschbar, dachte er, nur die Opfer wechseln. Anschließend hatte er sich mit einem mürrischen stellvertretenden Staatsanwalt angelegt, der nicht gerade begeistert war, aus dem Schlaf gerissen zu werden, und zuletzt mit einem auf Scheidungen spezialisierten Anwalt verhandelt, für den der Fall offenbar eine Nummer zu groß war. Notwehr, hatte Brown gegenüber dem Staatsanwalt argumentiert, der seinerseits auf Mord im Affekt beharrte. Am Ende hatten sie sich auf Totschlag geeinigt, und er hatte dem Mann klargemacht, dass die Verbrechen, die Mrs. Collins im Lauf der Jahre erduldet hatte, das, was in dieser Nacht geschehen war, weit in den Schatten stellten.
    Als er im Morgengrauen die letzten Berichte unterzeichnete und die Erschöpfung ihn wie ein Bleigewicht niederdrückte, klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch.
    »Ja?«
    »Tanny? Hier spricht Bruce. Ein Serienmörder weniger auf der Welt. Er hat es durchgezogen.«
    »Lass hören.«
    »Im Prinzip hat er allen gesagt, sie könnten ihn mal, und sich auf den Stuhl gesetzt.«
    »Gütiger Gott.« Brown merkte, dass seine Erschöpfung wie weggeblasen war.
    »Kannst du laut sagen. Der alte Sully war bis zuletzt ein verdammter Wichser. Aber deswegen rufe ich nicht an. Ich

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