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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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hab da noch was viel Interessanteres für dich.«
    Tanny Brown hörte seinem Partner die fast kindliche Aufregung an, die zu allem, was in dieser Nacht passiert war, und zu der frühen Stunde so gar nicht passen wollte.
    »Schieß los«, sagte er. »Was ist so interessant?«
    »Unser guter Mr. Cowart. Mann, der alte Knabe war fast den ganzen Tag mit dem gruseligen Typ allein, um sich anzuhören, wie der Scheißkerl einen Mord nach dem anderen gesteht – über den Daumen rund vierzig! Quer durch Florida, Louisiana und Alabama. Eine regelrechte Verbrechenswelle, nur eben eine One-Man-Show. Na, jedenfalls kommt unser guter alter Cowart kurz vor Mitternacht von seinem Tête-à-Tête zurück, und Junge, ich kann dir sagen, der Kerl ist fix und fertig – kreidebleich, kann sich kaum auf den Beinen halten. Als sich die anderen Presse-Aasgeier auf ihn stürzten, ist er beinahe ausgerastet. Die haben ihn ziemlich gnadenlos mit ihren Fragen bombardiert. Hat mich irgendwie an diese Wrestling-Kämpfe erinnert. Ich meine, du weißt, dass du unterlegen bist, und trotzdem versuchst du einen Griff nach dem anderen, obwohl der Gegner jeden pariert, im selben Moment kontert, bis du keine Chance mehr hast und bis zum Schluss nur einkassierst. Und jedes Mal tut’s mehr weh.«
    »Das ist allerdings interessant.«
    »Mein Reden. Als er es schließlich satthatte, sich von seinen Kumpeln auseinandernehmen zu lassen, ist er abgezischt, als wär der Leibhaftige hinter ihm her.«
    »Wo ist er hin?«
    »Nach Miami zurück. Hat er zumindest gesagt. Na ja, ich kann’s nicht beschwören. Er soll sich heute irgendwann mit diesen Ermittlern aus Monroe County treffen. Die waren mit unserem alten Cowart auch nicht ganz zufrieden. Der weiß was über diesen Doppelmord und rückt nicht damit raus.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Na ja, Tanny, ist nur so ’n Gefühl. Aber der Kerl sah nach allem, was er sich angehört hatte, ziemlich seekrank aus. Und ich glaube, er hat nicht mal die Hälfte von dem rausgelassen, was da zwischen ihm und Sully abgegangen ist.«
    Während er dem aufgeregten Bericht seines Partners lauschte, lehnte Brown sich zurück. Man brauchte nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie es dem Reporter unter der Flut von Informationen die Füße wegzog.
    Es gibt Dinge, dachte er, die wir lieber nicht erfahren. Er überlegte fieberhaft.
    »Bruce, weißt du, was ich denke?«
    »Wetten, dasselbe wie ich.«
    »Ich wette, Cowart hat was zu hören bekommen, das er nicht hören wollte. Etwas, das ihm seine ganze, schöne Theorie in der Luft zerfetzt hat.«
    »Das Leben läuft eben nicht immer nach Plan, was, Chef?«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Also, wenn du mich fragst, hätte es den eiskalten Bastard nicht so leicht umgehauen, sich ein paar Mordgeständnisse anzuhören, egal, wie viele. Ich meine, fast alle sind davon ausgegangen, dass Sully mehr auf dem Kerbholz hatte als diejenigen, die er zugegeben hatte, das war demnach keine große Überraschung, aber …«, fing Wilcox an, doch weiter kam er nicht, da Brown seinen Gedanken zu Ende führte.
    »Es gibt nur einen Mord, der ihm was bedeutet.«
    »Sehe ich verdammt genauso.«
    Und nur einen, der mir etwas bedeutet, dachte Brown.

    Während er im ersten Morgengrauen nach Hause fuhr, überschlugen sich die Fragen in seinem Kopf. Vor ihm fuhr der Zeitungsjunge auf seinem Rad im Zickzackkurs die Straße entlang. Brown holte ihn ein. Als er das Auto hörte, drehte sich der Junge um, winkte beim Anblick des Detectives und trat in die Pedale. Brown sah ihm hinterher. In der Dämmerung verschwammen die Umrisse der Häuser und Gärten wie auf einem verwackelten Foto. Er bog in seine Einfahrt und blickte sich einen Moment lang um. Was er vor sich sah, war ein Bild moderner bürgerlicher Sicherheit: ordentlich in Reih und Glied verputzte, gemauerte Häuser in strahlenden Pastellfarben oder in Weiß, allesamt inmitten gepflegter Gärten mit Ziergehölzen und saftig grünen Rasenflächen, dazu das neueste Automodell in der Einfahrt. Eine typische Mittelschichtexistenz. Jedes Haus in diesem Viertel mit zehn Straßen war von ein und derselben Baufirma entworfen – ein Viertel mit eigener, wenn auch gleichförmiger Handschrift. Das hier war nicht der alte Süden. Hier wohnten ein paar Anwälte, einige Ärzte, der eine oder andere Polizist – Leute, die sich so wie er aus der Arbeiterschicht hochgearbeitet hatten. Schwarze und Weiße. Das moderne Amerika auf dem Weg in die Zukunft. Er

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