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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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durch den Schädel. »Habe ich Sie getötet?«
    Einen kurzen Moment lang überlegte er, wie es wäre, wenn er einfach die Wahrheit sagte, doch im selben Moment drängte sich ihm die Frage auf, was die Wahrheit war. Alles stand und fiel mit den Worten des Hingerichteten. Ein Mann, der gerne log. Bis zu seinem Tod.
    Als er aufsah, bemerkte er, dass der Lokalredakteur ihn beobachtete. Der Mann breitete die Arme aus und wedelte mit beiden Händen. Komm zum Schluss, wollte er ihm mit der Geste sagen. Cowart wandte sich wieder dem Artikel zu, an dem er schrieb und der, wie er wusste, unverändert in die Zeitung kommen würde.
    Als er unschlüssig auf den Bildschirm starrte, hörte er hinter sich eine Stimme.
    »Das kauf ich ihm nicht ab.«
    Es war Edna McGee. Das blonde Haar flatterte ihr ums Gesicht, als sie energisch den Kopf schüttelte. Sie starrte auf ein paar Seiten getippten Text. Sullivans Geständnis.
    »Was?« Cowart wirbelte zu seiner guten alten Freundin herum.
    Sie runzelte die Stirn und verzog das Gesicht, während sie die Worte des Delinquenten verschlang. »Hör mal, Matt, ich glaube, wir haben hier ein Problem.«
    »Was denn?«, fragte er noch einmal.
    »Na ja, ich werf nur gerade einen Blick drauf, und, sicher, was er zu einigen dieser Verbrechen sagt, klingt ehrlich. Kann gar nicht anders sein, ich meine, mit diesen Einzelheiten und so. Aber, hier, in diesem Absatz, da behauptet der Kerl, er hätte vor ein paar Jahren diesen Jungen umgebracht, den Verkäufer in dem Mini-Markt beim Souvenirstand für Indianerzeug am Tamiami Trail. Behauptet, er wär wegen einer Cola oder so reingegangen, hätte dem Jungen in den Rücken geschossen und die Kasse ausgeräumt, bevor er nach Miami weitergezogen ist. Na ja, ich kann mich an dieses Verbrechen erinnern, verflucht noch mal. Ich hab darüber berichtet. Weißt du noch? Ich hab eine Reportage über all die Geschäfte geschrieben, die rings ums Miccosukee-Reservat wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, und in diesem Zusammenhang hab ich dann auch ein bisschen über die Verbrechen recherchiert, denen die Leute da draußen in den Everglades ausgeliefert sind, erinnerst du dich?«
    Er hielt sich am Schreibtisch fest.
    »Matt, alles in Ordnung?«
    »Ich erinnere mich an deine Reportage«, antwortete Cowart langsam.
    Edna sah ihn eindringlich an. »Also, bei den meisten ging es um Raubüberfälle, zum Beispiel auf dem Weg zu den Bingo-Spielen, und um die Bürgerwehr, die die Indianer wegen all der Bargeschäfte zusätzlich organisiert hatten.«
    »Kann mich dunkel erinnern.«
    »Na ja, ich hab mich auch mit dieser Schießerei beschäftigt. Ich meine, es ist mehr oder weniger so passiert, wie Sullivan es beschreibt. Und es klingt auch so, als hätte er diesen Laden schon mal von innen gesehen. Und es stimmt auch, dass der Junge von hinten erschossen wurde. Das stand überall in der Zeitung …« Sie wedelte mit dem Stoß beschriebener Seiten in der Luft. »Ich meine, oberflächlich betrachtet hat er es alles richtig wiedergegeben. Nur dass er es nicht gewesen ist. Auf gar keinen Fall. Sie haben dafür drei Teenager aus South Dade verhaftet. Die Forensik konnte nachweisen, dass das Projektil im Rücken des Jungen aus einer ihrer Waffen stammte. Es gibt ein Geständnis von einem der drei und eine Aussage gegen den Schützen vom Fahrer des Fluchtfahrzeugs. Zwei der Burschen sitzen wegen vorsätzlichen Mordes eine Haftstrafe von fünfundzwanzig Jahren ab. Der dritte konnte einen Deal aushandeln. Aber es steht absolut fest, wer den Mord begangen hat.«
    »Sullivan …«
    »Was weiß ich, keine Ahnung. Er war zur fraglichen Zeit in Südflorida. Daran besteht kein Zweifel. Ich meine, ich müsste mir die Daten und so noch mal genau ansehen. Wahrscheinlich ist er, als es passiert ist, fast dran vorbeigefahren. Der Fall machte Schlagzeilen. Der ermordete Junge war der Neffe eines der Stammesältesten, das kam ausführlich in den Lokalblättern, auch im Fernsehen, weißt du nicht mehr?«
    Er entsann sich vage und fragte sich, wieso er nicht darauf gekommen war, als Sullivan ihm die Geschichte erzählt hatte. Er nickte.
    Edna schüttelte den Stoß Papiere in ihrer Hand. »Was soll’s, Matt, wahrscheinlich hat er die Wahrheit gesagt, zumindest bei den meisten von diesen Verbrechen. Aber bei allen? Wer weiß? Eins stimmt jedenfalls nicht, so viel steht fest. Wie viele noch?«
    Cowart wurde flau. Die Worte »wahrscheinlich hat er die Wahrheit gesagt« trafen ihn wie ein Schlag in den

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