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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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eigenen Gebrauch eine Neunmillimeter besorgt.
    Sie nahm den Fuß vom Gas und drosselte das Tempo auf das Tempolimit. Im Rückspiegel beobachtete sie, wie ein anderer Wagen dicht an sie heranfuhr und dann auf die Spur neben ihr wechselte. Es war ein Staatspolizist in einem nicht gekennzeichneten Ford, der Rasern auflauerte. Sie war offensichtlich in seine Radarfalle getappt, so dass er aus der Deckung gekommen war, um sie heranzuwinken.
    Er spähte hinter seiner Pilotensonnenbrille zu ihr hinüber.
    Sie lächelte und zuckte übertrieben mit den Achseln, als der Mann in ein Grinsen ausbrach. Er hob die Hand, als wollte er sagen, geht klar, dann gab er Gas und überholte sie. Sie griff zum Funkgerät und wechselte zur Frequenz der Staatspolizei.
    »Hier spricht Morddezernat Monroe eins-vier. Bitte kommen.«
    »Morddezernat Monroe, Trooper Willis. Ich hab Sie mit 95 Meilen gestoppt. Wo brennt’s denn?«
    »Tut mir leid, Troop. Es war ein schöner Tag, ich arbeite an einem interessanten Fall, und ich hatte Lust, mir ein bisschen frischen Wind um die Ohren wehen zu lassen. Bin schon runter.«
    »Kein Problem, eins-vier. Ähm, hätten Sie Zeit für einen kleinen Imbiss?«
    Sie lachte. Anbaggern am Tempolimit. »Im Moment negativ. Aber Sie können’s ja in ein paar Tagen noch mal auf dem Revier Largo versuchen.«
    »Wird gemacht.«
    Sie sah, wie er die Hand hob und zurückfiel. Jetzt macht er sich ein paar Tage lang Hoffnungen, dachte sie und hätte sich am liebsten bei ihm entschuldigt. Er wird enttäuscht sein. Dabei hatte sie eine eiserne Regel: nie mit jemandem zu schlafen, der wusste, dass sie bei der Polizei war. Nie mit jemandem zu schlafen, den sie eventuell wiedersehen würde.
    Zwei Narben, dachte sie. Eine außen, eine innen.
    Sie konzentrierte sich wieder auf den Highway Richtung Miami.

    Eine Empfangsdame in der Redaktion des Miami Journal erklärte ihr, Matthew Cowart sei nicht im Büro. Zuerst war sie verblüfft, dann gespannt. Er ist einer Sache auf der Spur, dachte sie. Er ist hinter jemandem her. Während sie den Wunsch äußerte, den Lokalredakteur zu sprechen, ging sie ihre Vermutungen durch. Die Empfangsdame telefonierte kurz, dann bat sie die Polizistin, auf einem Sofa Platz zu nehmen, wo sie ungeduldig wartete. Es dauerte zwanzig Minuten, bevor der Lokalredakteur in der Flügeltür erschien, um sie zu begrüßen.
    »Es tut mir leid, dass Sie warten mussten«, sagte er. »Wir saßen mitten in der Nachrichtenkonferenz, und ich konnte nicht weg.«
    »Ich würde gerne noch einmal mit Cowart sprechen«, antwortete sie und war bemüht, sich ihre Anspannung und Neugier nicht anmerken zu lassen.
    »Ich dachte, Sie hätten ihn dieser Tage schon befragt.«
    »Ich habe noch keine vollständige Aussage von ihm.«
    »Nicht?« Die Art, wie er mit den Achseln zuckte, ließ keinen Zweifel daran, dass sich sein Mitleid in Grenzen hielt.
    »Es gibt noch Klärungsbedarf.«
    »Tut mir leid, aber er ist nicht da«, sagte der Redakteur. Er sah sie aufmerksam an. »Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    Sie durchschaute die Unaufrichtigkeit seines Angebots. »Nun ja«, sagte sie und bemühte sich um einen dankbaren Ton. »Ich bekomm immer noch nicht auf die Reihe, wie Sullivan seine Kontakte knüpfen und seinen Handel abschließen konnte …« Sie hob die Hand, um einer Zwischenfrage des Redakteurs zuvorzukommen. »Schon klar, ich weiß auch nicht, wie mir Mr. Cowart da weiterhelfen soll, aber das Ganze übersteigt irgendwie mein Vorstellungsvermögen, und ich hatte gehofft, er könnte mir vielleicht einen zusätzlichen Hinweis geben.«
    Das klang hoffentlich harmlos genug, und der Redakteur wirkte ein wenig beruhigt.
    »Was soll ich sagen«, antwortete er, »wir tappen da alle genauso im Dunkeln.«
    Sie lachte. »Ganz schön vertrackt, was?«
    Er nickte lächelnd, ohne ihr auf den Leim zu gehen. »Ich denke, er hat Ihnen nach bestem Wissen Auskunft gegeben. Aber …«
    »Ja, wissen Sie«, erwiderte sie, indem sie jedes Wort betonte, »jetzt, wo er Zeit gehabt hat, alles, was er gehört hat, noch einmal zu überdenken, fällt ihm ja vielleicht doch noch das eine oder andere ein. Sie glauben nicht, woran sich manche Leute auf einmal wieder erinnern können, wenn sie erst mal in Ruhe darüber nachgedacht haben.«
    Der Lokalredakteur lächelte. »Das überrascht mich nicht im Geringsten. Das, woran sich die Leute erinnern, ist schließlich auch unser Metier.« Er wechselte die Stellung der Füße und strich sich mit der

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