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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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wissen Sie. Einen neuen Anfang zu machen.«
    »Ehrlich, das würden Sie für mich tun? Selbstverständlich verspreche ich Ihnen das, Ehrensache«, beteuerte sie hoch und heilig.
    »Bleiben Sie dran«, erwiderte der Anwalt. »Ich seh mal nach.«
    Sie wartete geduldig, gespannt. Die kleinen Täuschungsmanöver waren ihr leichtgefallen. Sie hoffte, so schnell wie möglich einen Flug nach Norden zu erwischen. Zwar hatte sie noch keine Ahnung, was sie mit Ferguson machen sollte, wenn sie ihn fand, doch eins stand für sie fest: Wo dieser Mann war, da waren die Antworten auf all ihre Fragen nicht weit. Sie rief sich die Augen des Mannes ins Gedächtnis, wie sie ihr aus der Zeitung entgegen geblickt hatten. Der unschuldige Mann.

17
    Newark
    I hre Maschine zog eine letzte Schleife über dem Flughafen und brach dann im Sinkflug durch die dünne Wolkendecke, und sie sah die Stadt wie wahllos durcheinandergewürfelte Bauklötzchen unter sich liegen. Über den hohen, rechteckigen Bürogebäuden schimmerte die schwache Frühlingssonne. Als Andrea aus dem Fenster starrte und an das feuchtkalte Aprilwetter dachte, das sie erwartete, sehnte sie sich einen Moment lang nach der verlässlichen Hitze in den Keys. Dann wischte sie den Gedanken beiseite und konzentrierte ihre ganze Energie auf Ferguson.
    Geh’s behutsam an, mahnte sie sich. Behandle ihn wie einen dicken Fisch an einer dünnen Angelschnur – ein heftiger Ruck oder zu viel Druck, und schon ist die Schnur gerissen, und der Fisch sucht das Weite. Und dieser Faden war besonders zart: Außer dem Auftauchen eines gewissen Reporters gab es nichts, was Ferguson mit dem Doppelmord am Tarpon Drive verband. Keine Zeugen, keine Fingerabdrücke oder Blutrückstände. Nicht einmal die Vorgehensweise, denn was hatte der Sexualmord an einem kleinen Mädchen mit dem Abschlachten eines alten Ehepaars gemein? Dabei hatte er, wenn sie Cowart und seiner Zeitung glaubte, nicht einmal den ersten Mord begangen.
    Als das Flugzeug zur Landung ansetzte, sah sie das breite Band des Turnpike, des Nord-Süd-Highways von New Jersey, der sich durch die Landschaft wand. Plötzlich fühlte sie sich mutlos und niedergeschlagen; sie war ohne Sinn und Verstand einem verrückten Einfall gefolgt und täte wahrscheinlich gut daran, einfach den nächsten Flieger zurück nach Florida zu nehmen und an der Seite von Weiss weiterzuarbeiten. Als sie in der Lobby des Miami Journal gestanden hatte, war ihr alles so klar und eindeutig erschienen, doch der trübe, graue Himmel von New Jersey spiegelte die Unsicherheit, die sie plötzlich überkam.
    Sie fragte sich, ob Ferguson aus seiner Erfahrung im Knast und vor Gericht etwas gelernt hatte. Vermutlich schon. Nach allem, was sie von Cowart wusste, war der Mann intelligent, gebildet und passte nicht in das übliche Bild eines Schwerverbrechers. Es gehörte zu den erstaunlichen Binsenweisheiten der Polizei, dass ein Verdächtiger, der den Knast von innen gesehen hatte, deshalb nicht schwerer zu überführen war, sondern sogar leichter. Ferguson allerdings, vermutete sie, war wohl ein Fall für sich.
    Trotzdem … Sie erinnerte sich an einen Moment auf dem Boot ihres Stiefvaters vor ungefähr fünf, sechs Jahren. Sie waren mit der Ebbe am frühen Abend zum Angeln hinausgefahren. Unter einer der unzähligen Brücken der Keys hatte der Kunde einen großen, vielleicht fünfzig Kilo schweren Tarpun am Haken. Der Fisch hatte sich mit zitternden Kiemen zwei Mal aufgebäumt und den Kopf hin und her geworfen, dann war die elegante, silbrige Gestalt untergetaucht und durch das dunkle Wasser geschwommen. Dabei hatte er sich die Strömung zunutze gemacht, um dem Zug der Schnur zu entkommen. Der Kunde hatte sich ächzend und stöhnend mit gespreizten Beinen gegen die Bootswand gestemmt und fast eine Stunde lang seine Kräfte mit dem Tier gemessen. Der Fisch hatte ihn gezwungen, immer mehr Schnur nachzulassen, während er unbeirrbar auf die Brückenpfeiler zuschwamm.
    Kluger Fisch, dachte sie. Starker Fisch. Als hätte er gewusst, dass er, wenn er es erst einmal bis dahin geschafft hatte, die Schnur an einer scharfen Kante zertrennen konnte. Er brauchte nichts weiter zu tun, als diese straff gespannte, dünne Nylonschnur an einem Pfeiler zu reiben. Der Fisch war schon einmal an einem Haken gewesen. Er kannte den Schmerz des Widerhakens in seinem Maul und die Kraft der Angelschnur, die ihn an die Oberfläche zog. Die Erfahrung war seine Stärke. Er geriet nicht in Panik, sondern hielt

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