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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Schüssen aus der Hand gefallen war. Die Waffe war ihm so vertraut wie die Stimme und das Lachen seines Partners. Er wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, wie Ferguson in den Besitz des Dienstrevolvers geraten war, und der Gedanke bereitete ihm körperliche Schmerzen. Er warf einen letzten Blick auf den Mörder und sagte laut: »Du wolltest mich mit der Waffe meines Partners töten, du Scheißkerl, aber sie hat sich geweigert.« Sein Blick fiel auf die Fleischwunde an Fergusons Bein, die Cowarts blindwütiger Schuss ihm zugefügt hatte. Mit einer solchen Wunde wäre er sowieso nicht weit gekommen. Ganz bestimmt hätte er es nicht in die Freiheit geschafft. Ein einziger Glückstreffer, der seinen Tod ebenso besiegelt hatte wie die zwei gezielten, die er selbst hinterhergeschickt hatte.
    Brown hielt sich das kühle Metall der Waffe wie einen Eiswürfel an die pochende Stirn. Er dachte fieberhaft nach, sah Ferguson an und fragte ihn: »Was warst du für ein Mensch?«, doch der Tote blieb ihm die Antwort schuldig. Schließlich wandte er sich um und machte sich auf den Rückweg zu der Stelle, an der er Cowart und Shaeffer zurückgelassen hatte. Ein letztes Mal blickte er über die Schulter, nur um sicherzugehen, dass Ferguson sich nicht mehr rührte, als fürchtete er, dass er noch einmal zum Leben erwachen könnte.
    Er ließ sich Zeit und merkte zum ersten Mal, dass es im Wald inzwischen taghell war. Gleißende Sonnenstrahlen drangen durch das Blätterdach und wiesen ihm den Weg. Fast war ihm das viele Licht unbehaglich; für den Augenblick zog er das Halbdunkel vor.
    Nach wenigen Minuten hatte er die kleine Lichtung erreicht, auf der Cowart bei Shaeffer ausgeharrt hatte.
    Der Reporter blickte auf. Er hatte seine Jacke ausgezogen und sie der Verwundeten, die inzwischen kreidebleich war und trotz der Hitze zitterte, um die Schultern gelegt. Der notdürftige Verband war blutgetränkt. Sie war bei Bewusstsein, kämpfte jedoch mit dem Schock.
    »Ich habe Schüsse gehört«, sagte Cowart. »Was ist passiert?«
    Brown seufzte. »Er ist entkommen«, antwortete er.
    »Er ist was?!«, platzte Cowart heraus.
    »Schnappt ihn euch«, flüsterte Shaeffer. Am Rande der Ohnmacht wand sie sich vor Schmerz und Wut.
    »Er ist übers Wasser entwischt«, erwiderte Brown. »Ich hab’s versucht, aber …«
    »Er ist entwischt?«, fragte Cowart erneut ungläubig.
    »Verschwunden. Hat sich tief in den Sumpf vorgewagt. Ich sagte Ihnen ja bereits, was einem da passieren kann. Manche bleiben für immer verschollen.«
    »Aber ich hatte ihn getroffen«, protestierte Cowart. »Da bin ich mir absolut sicher.«
    Der Polizist antwortete nicht.
    »Ich habe ihn erwischt«, beharrte der Reporter.
    »Ja, Sie haben ihn getroffen«, antwortete Brown leise.
    »Wieso, was, was wollen Sie damit …«, stammelte Cowart. Dann verstummte er plötzlich und starrte den Polizisten an.
    Tanny Brown wand sich unter dem fragenden Blick des Reporters, als ob dieser ihm mit schwierigen Fragen zusetzte. Er riss sich zusammen und sagte in festem Ton: »Sie müssen Shaeffer hier rausbringen. Sie braucht Hilfe. Auch wenn die Verletzung nicht gefährlich ist, braucht sie dringend ärztliche Hilfe.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich geh noch mal zurück. Suche ein letztes Mal. Dann komme ich nach.«
    »Aber …«
    »Sobald wir wieder in Pachoula sind, schreiben wir ihn zur Fahndung aus. Reichen förmlich Klage gegen ihn ein. Sorgen dafür, dass er in die landesweite Verbrecherdatei kommt. Schalten das FBI ein. Und Sie schreiben Ihre Story.«
    Cowart starrte den Lieutenant weiter an und versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen.
    »Er ist entkommen«, bekräftigte Brown ungerührt.
    Und bei Cowart fiel der Groschen. Schock und Wut hielten sich die Waage. Er funkelte den Polizisten an. »Sie haben ihn getötet«, sagte Cowart. »Ich habe die Schüsse gehört.«
    Tanny Brown schwieg.
    »Sie haben ihn getötet«, wiederholte er.
    Brown schüttelte den Kopf, sagte jedoch: »Also, Cowart, jetzt hören Sie mir mal gut zu. Wenn er da draußen stirbt, wird nie jemand etwas erfahren. Nicht, was mit Bruce Wilcox passiert ist und mit all den anderen Opfern. Es ist einfach nur vorbei. Und Ferguson ist den Leuten scheißegal. Die interessieren sich nur für Sie und mich. Ein Polizist mit einer persönlichen Vendetta und ein Reporter, der versucht, seine Karriere zu retten. Niemand wird sich unsere Schlüsse und Theorien auch nur anhören wollen. Unsere fragwürdigen oder dürftigen

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