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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Laufschritt übergehen, um mitzuhalten.
    Der Boden wurde hier matschig und sog sich an ihren Schuhen fest. Über ihnen brütete eine schwere, feuchte Hitze. Je näher sie dem Sumpf kamen, desto dichter war der Wald verschlungen, verknotet und verästelt, als kämpften Wasser und Holz um die Herrschaft über das Territorium. Sie waren von Kopf bis Fuß mit Schlamm verdreckt, ihre Kleider zerrissen. Cowart dachte wehmütig daran, dass irgendwo Morgen war, mit einer frischen Brise, klarer Sicht und angenehmer Wärme. Hier nicht, stellte er fest, nicht unter dem undurchdringlichen Geflecht herabhängender Zweige, das nur spärliches Licht durchließ.
    Er konnte nicht mehr sagen, wie lange sie Ferguson schon verfolgten. Fünf Minuten. Eine Stunde. Es fühlte sich an, als wären sie ihm schon ein Leben lang auf den Fersen.
    Tanny Brown hielt abrupt an, kniete sich hin und machte den anderen Zeichen, sich zu ducken. Sie kauerten sich dicht neben ihm auf den Boden und folgten seinem Blick.
    »Wissen Sie, wo wir sind?«, fragte Shaeffer leise.
    Der Lieutenant nickte. »Fragen Sie ihn«, antwortete Brown im Flüsterton und deutete auf Cowart.
    Keuchend brachte der Reporter heraus: »Nicht weit von der Stelle, an der die Leiche des kleinen Mädchens gefunden wurde.«
    Brown nickte.
    »Irgendwas zu sehen?«, fragte Shaeffer.
    »Noch nicht.«
    Sie verharrten reglos und spitzten die Ohren. Cowart hörte in den Zweigen eines nahen Gebüschs einen Vogel aufflattern. Dann ein leises Geräusch aus dem nahen Unterholz. Eine Schlange vielleicht, die sich versteckte. Trotz der Wärme zitterte er. In weiter Ferne wehte eine leichter Wind durch die Wipfel.
    »Der Bursche ist da irgendwo«, sagte Brown.
    Er zeigte auf eine Lücke im Wald. In der einfallenden Sonne war eine kleine, klar umrissene Fläche deutlich zu erkennen. Die Lichtung hatte vielleicht einen Durchmesser von gerade einmal zehn Metern inmitten wuchernder Vegetation. Auf der hinteren Seite schlängelte sich der Pfad, dem sie folgten, wie ein dunkles Band zwischen zwei Bäumen weiter.
    »Wir müssen über diese offene Fläche«, sagte Brown leise. »Von da aus ist es nicht mehr allzu weit bis zum Wasser. Das zieht sich über zig Meilen bis ins benachbarte County. Er hat mehrere Optionen: weitergehen. Schwierig bei dem unwegsamen Gelände, und wenn er auf der anderen Seite rauskommt – falls er sich nicht verirrt oder von einer Schlange gebissen oder von einem Alligator zum Frühstück verspeist wird –, ist er durchnässt und unterkühlt und weiß, dass ich dort vielleicht schon auf ihn warte. Aus seiner Sicht wäre es das Beste, umzukehren, sich unbemerkt an uns vorbeizuschleichen, seinen Wagen flottzumachen und damit nach Alabama zu fahren, wo er dann wieder tun und lassen kann, was er will.«
    »Und wie stellt er das an?«, fragte Cowart.
    »Lockt uns weiter, bringt uns auseinander und macht sich auf den Weg.« Brown legte eine Pause ein und fügte hinzu: »Genau das hat er die ganze Zeit getan.«
    »Und die Lichtung?«, fragte Cowart. Vor Erschöpfung sprach er schleppend.
    »Die ideale Stelle.«
    Shaeffer blickte nach vorn. »Er will uns töten«, sagte sie mit einer düsteren, schrecklichen Gewissheit.
    Keiner von ihnen wollte sich auf eine Diskussion über diese Vermutung einlassen.
    »Und was schlagen Sie vor?«
    Brown zuckte mit den Achseln. »Ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen.«
    Cowart starrte auf die Lichtung und sagte mit gedämpfter Stimme: »Im Grunde läuft es immer darauf hinaus, nicht wahr? Irgendwann muss man aus der Deckung kommen.«
    Tanny Brown nickte, während er sich langsam erhob. Er blickte noch einmal zu dem Platz hinüber und sah sich darin bestätigt, dass es eine gute Stelle für einen offenen Kampf war. Genau das würde Ferguson versuchen. Man kann diese Lichtung nicht umgehen, man muss sie überqueren. Plötzlich fand er es unfair, dass sich die Uferzone des Sumpfs als Fluchthelfer mit Ferguson verbündet hatte. Jeder Ast, jede Unwegsamkeit behinderte sie und kam ihm zugute. Er suchte die Umgebung nach irgendeinem verräterischen Zeichen ab, nach einer Farbe oder Form, die ins Auge sprangen. Beweg dich, Bursche, heb die Hand, dreh den Kopf, Hauptsache, ich kann dich sehen. Er fluchte innerlich, als er ums Verrecken nichts erkennen konnte.
    Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu gehen. »Passen Sie höllisch auf«, flüsterte er.
    Mit gezogener Waffe trat er ins Freie und horchte. Shaeffer war nur zwei Schritte hinter ihm.

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