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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Earl Ferguson in Pachoula bekannt?«
    »Keine, soweit ich mich erinnere. Und halten Sie mir keine Vorträge über Stereotypen.« Brown sah Cowart mit einem argwöhnischen Blick an. Wilcox hielt es vor Wut kaum auf seinem Stuhl.
    »Statistiken besagen nicht viel«, fügte Brown ruhig hinzu.
    »Ach nein?«, entgegnete Cowart. »Na schön. Aber er war während der Ferien hier.«
    »Richtig.«
    »Und wie Sie mir hinlänglich klargemacht haben, konnte ihn hier niemand leiden.«
    »Stimmt. Er war ein Schnösel. Ein Kotzbrocken. Hielt sich für was Besseres.«
    Cowart starrte den Polizisten an. »Ist Ihnen eigentlich klar, wie lächerlich das klingt? Ein unbeliebter Junge ist bei seiner Großmutter zu Besuch, und Sie wollen ihm Vergewaltigungen anhängen? Vielleicht kein Wunder, dass er hier nicht so ganz heimisch geworden ist.«
    Tanny Brown hatte schon eine wütende Antwort auf den Lippen, verkniff sie sich aber und durchbohrte Cowart mit seinem Blick. Schließlich sagte er gedehnt: »Ja, ich weiß, wie lächerlich das klingt. So sind wir nun mal.«
    Cowart beugte sich vor und fuhr in ruhigem, sachlichem Ton mit seinen Fragen fort: »Aber deshalb sind Sie als Erstes zu seiner Großmutter gefahren und haben da nach ihm gesucht?«
    »Richtig.«
    Brown lag noch etwas auf der Zunge, doch er presste die Lippen zusammen.
    Cowart spürte, wie die Spannung zwischen ihnen wuchs, und er wusste in dem Moment, was der Polizist sich verkniffen hatte. Also sprach er es an seiner Stelle aus. »Weil Sie so ein Gefühl hatten, nicht wahr? Diesen sechsten Sinn des Polizisten. Einen Verdacht, dem Sie nachgehen mussten. Das wollten Sie doch gerade sagen, nicht wahr?«
    Brown sah ihn giftig an. »Ganz recht. Genau das wollte ich gerade sagen.« Er drehte sich kurz zu Wilcox um. »Bruce hat mich schon gewarnt, Sie seien aalglatt«, fügte er bedächtig hinzu und nahm Cowart wieder ins Visier. »Er hat recht.«
    Cowart erwiderte den kalten Blick des Polizisten. »Ich bin nicht aalglatt. Ich tue nichts anderes als das, was Sie an meiner Stelle täten.«
    »Nein, da liegen Sie falsch«, entgegnete Brown in bissigem Ton. »Ich würde nicht versuchen, diesen verdammten Mörder aus dem Todestrakt zu holen.«
    Für eine Weile herrschte zwischen dem Reporter und dem Gesetzeshüter eisiges Schweigen.
    Schließlich sagte Brown: »Das hier läuft nicht gut.«
    »Falls Sie gehofft hatten, mich davon zu überzeugen, dass Ferguson ein Lügner ist, kann ich Ihre Einschätzung des Gesprächsverlaufs nur teilen.«
    Brown stand auf und ging im Zimmer auf und ab, während er offensichtlich angestrengt überlegte. Dabei erinnerte er mit seiner angespannten Haltung, seiner geladenen Energie an einen Sprinter, der dem Startschuss entgegenfiebert. Deutlich ließ er Cowart spüren, dass er ein Mensch war, der sich nicht gerne einengen ließ, ob in einem kleinen Zimmer oder von Vorschriften und Regeln.
    »Mit dem Jungen stimmte etwas nicht«, sagte der Polizist, »das wusste ich vom ersten Moment an, lange bevor Joanie ermordet wurde. Mir ist schon klar, dass so etwas keine Beweiskraft hat, aber ich wusste es.«
    »Wann war das?«
    »Ein Jahr vor dem Mord. Ich hab ihn vom Eingang der Highschool verscheucht. Er saß einfach nur im Wagen und beobachtete, wie die Kinder aus der Schule kamen.«
    »Und was wollten Sie da?«
    »Meine Tochter abholen. Dabei habe ich ihn entdeckt. Auch danach habe ich ihn noch ein paar Mal gesehen, und jedes Mal hat er irgendwas getan, das mir Bauchschmerzen bereitete. Trieb sich zur falschen Zeit am falschen Ort herum. Oder fuhr auf der Straße langsam hinter einer jungen Frau her. Ich war nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist. Ein paar Streifenpolizisten von Pachoula sind zu mir gekommen und haben dasselbe erzählt. Einmal haben sie ihn festgenommen; er stand so um Mitternacht direkt hinter einem kleinen Mehrfamilienhaus, lungerte da einfach nur rum. Versuchte, sich zu verstecken, als der Streifenwagen vorbeikam. Zwar wurden die Vorwürfe sofort fallen gelassen, aber trotzdem …«
    »Ich warte immer noch auf so was wie Beweise.«
    »Gottverdammt!« Zum ersten Mal erhob der Lieutenant die Stimme. »Haben Sie nicht zugehört? Wir hatten keine. Wir hatten nichts weiter als Eindrücke, Beobachtungen. Zum Beispiel, wenn man zu Fergusons Haus kommt und er dabei ist, seinen Wagen zu waschen – und bereits ein Stück Bodenmatte entsorgt hat. Oder wenn Sie noch kein Wort gesagt haben und er ungefragt beteuert: ›Ich war das nicht mit dem

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