Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
zu lassen, und schüttelte schließlich den Kopf. »Ach, komm schon, Matt«, rief jemand ihm zu, »zier dich nicht so.« Doch er drängte an den Kollegen vorbei. »Mimose«, hörte er jemanden sagen.
    Cowart eilte durch den Flur und fuhr mit der Rolltreppe zur Eingangshalle hinunter. Kaum hatte er das Gerichtsgebäude durch die Haupttür verlassen, blieb er auf den Eingangsstufen stehen. Ihm schlug ein heißer Wind entgegen, der an den drei Flaggen im Eingangsbereich zerrte: eine für den Bezirk, eine für den Bundesstaat und eine für die Nation. Mit jeder erneuten Brise machten sie ein knatterndes Geräusch. Auf der anderen Straßenseite sah er Tanny Brown stehen. Der Detective starrte ihn an, bevor er mit resignierter Miene wortlos in seinen Wagen stieg. Cowart sah, wie er sich langsam in den Verkehr einfädelte und verschwand.

    Eine Woche später ordnete der Richter in einer schriftlichen Erklärung die Wiederaufnahme des Strafverfahrens gegen Robert Earl Ferguson an. Diesmal wurde der Angeklagte nicht als »wilde Bestie« charakterisiert. Auf die zahlreichen Leitartikel, in denen ein neuer Prozess für Ferguson gefordert wurde, einschließlich derer, die in Escambia County gelesen wurden, ging er ebenfalls mit keiner Silbe ein. Dafür ordnete der Richter an, Fergusons Aussagen gegenüber den beiden Detectives beim anberaumten Verfahren nicht zuzulassen. Schließlich stellte Black den nicht öffentlichen Antrag, Ferguson gegen Kaution freizulassen. Mehrere Protestvereinigungen gegen die Todesstrafe hinterlegten die Summe. Erst später erfuhr Cowart, dass ein Produzent ihnen den Betrag vorgestreckt hatte, ein Mann, der die Filmrechte an Robert Earl Fergusons Lebensgeschichte erworben hatte.

9
    Hinrichtungsbefehl
    E s folgte eine Zeit der Rastlosigkeit.
    Cowart hatte das Gefühl, als wäre sein Leben plötzlich in eine Aneinanderreihung von Momenten zersplittert, und er sehnte sich danach, dass alles wieder seinen gewohnten Gang nahm. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte ein nagendes Unbehagen nicht abschütteln, eine ungute Ahnung, die er sich nicht erklären konnte. Er fuhr an dem Tag ins Gefängnis, an dem Robert Earl Ferguson im Vorgriff auf seinen neuen Prozess aus dem Todestrakt entlassen wurde. Der Richter hatte diesen auf den Dezember verschoben. Es war die erste Juliwoche und die Straße zur Anstalt daher mit behelfsmäßigen Verkaufsständen gesäumt, an denen man Feuerwerkskörper, Wunderkerzen und rot-weiß-blaue Wimpel erwerben konnte. Der Frühling war im Sonnenstaat mit Macht in den Sommer übergegangen, und die Glut dörrte die Erde unbarmherzig aus, bis sie sich wie rissiger Zement unter den Füßen anfühlte. Über dem Boden flirrte die Hitze wie Traumbilder, so unabweislich wie ein Schneesturm in New England und genauso kräfteraubend – sie zehrte an der Energie der Menschen, an ihren Ambitionen und Wünschen. Je höher die Temperaturen stiegen, desto langsamer schien sich die Erde zu drehen.
    Draußen vor dem Gefängnistor wartete eine schwitzende Meute Presseleute auf Ferguson. Eine beträchtliche Zahl Demonstranten gegen die Todesstrafe hatte sich dazugesellt. Einige von ihnen hielten Transparente, auf denen sie seine Freilassung willkommen hießen, und ihre Sprechchöre waren nicht zu überhören: »Mit der Todesstrafe Schluss! Menschenrechte sind ein Muss.« Als der Gefangene schließlich aus der Anstalt trat, ertönten Hochrufe und hier und da Applaus. Ferguson warf einen kurzen Blick in den strahlend blauen Himmel, dann blieb er zwischen seinem hochgewachsenen Anwalt und seiner zerbrechlich zarten, grauhaarigen Großmutter stehen, die für die Reporter nur einen finsteren Blick übrig hatte. Als die Berichterstatter mitsamt Kameraleuten auf sie zudrängten, hielt sich die alte Frau mit beiden Armen am Ellbogen ihres Enkels fest. Von der erhobenen Warte der Eingangsstufen aus richtete Ferguson ein paar Worte an die Wartenden. Sein Fall, erklärte er, zeige zum einen, wie das Rechtssystem nicht funktionierte und wie doch. Er sei froh, wieder frei zu sein. Als Erstes, verriet er, freue er sich auf eine richtig gute Mahlzeit, Brathähnchen mit Gemüse und einem extra großen Schokoladeneisbecher zum Nachtisch. Er empfinde keine Bitterkeit, was ihm niemand abnahm. Er endete mit den Worten: »Ich möchte nur meinem Schöpfer dafür danken, dass er mir den Weg gewiesen hat, natürlich auch meinem Anwalt und dem Miami Journal sowie insbesondere Mr. Cowart, der zugehört hat, als ich bei

Weitere Kostenlose Bücher