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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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zunächst einfach ignoriert, statt auf ihn zu hören. Also bin ich, nachdem der Lügendetektorbericht auf dem Tisch war, wieder ins Büro und hab meine alten Notizen durchgesehen. Da hatte ich seinen Namen vermerkt und, na ja, es mag vielleicht ziemlich abwegig klingen, aber kann sein, dass ihre Angst nicht unbegründet war, verdammt!«
    »Was?«
    »Das ist zwar nicht die erste Regel für einen Mordermittler, sollte es aber sein.«
    »Was denn?«
    »Jedem zuzuhören und nichts gleich beiseitezuwischen, nur weil es zunächst nicht ins Bild passt, denn vielleicht tut es das am Ende doch.«
    Martinez war aufgeregt. »Heißt das, du hast eine Spur? Etwas, das uns weiterführt? Ich würde Alter und Jefferson liebend gerne sagen, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
    »Mach dir keine allzu großen Hoffnungen, Espy. Wir haben hier ein paar ziemlich verängstigte ältere Menschen und einen unerhörten Typ von Mörder. Unerhört und beispiellos.«
    An dieser Stelle verstummte er, weil ihm der Kopf zu sehr schwirrte. Nach einer Weile fügte er hinzu: »Aber wenn Leroy F. Jefferson ihn gesehen hat, verflucht, das wär immerhin was. Ein Anfang.«
    Espy Martinez stand von ihrem Schreibtisch auf. »Gut, bin schon unterwegs.«
    »Großartig, beeil dich, diese alten Leute könnten müde werden.«
    »Und hinterher …«
    Walter Robinson schmunzelte und sagte in veränderter Tonlage: »Na ja, danach können wir den Fall diskutieren, oder vielleicht hast du eine bessere Idee. Wenn ich mich recht entsinne, geriet unsere letzte Diskussion des Falls ziemlich, nun ja, gesellig. Aber wenn du lieber übers Wetter reden möchtest, also, ich bin dabei, wer weiß, wohin uns das führen mag.«
    Martinez wurde rot und grinste. Sie legte auf, stopfte eilig ein paar Unterlagen in ihre Aktentasche und eilte aus dem Büro. Es war schon spät und kaum noch ein Kollege oder eine Sekretärin im Gebäude. Sie sprang die hohen Stufen der bereits stillstehenden Rolltreppen hinunter, lief an leeren, dunklen Sitzungssälen vorbei, winkte dem Wachmann an der Eingangstür zu, der nur mit einem Auge von den Hochglanzseiten des
Penthouse
aufsah; so selbstvergessen starrte er auf die dort dargebotenen Brüste und Genitalien, dass er für jeden Besucher als Student durchgegangen wäre, der fürs Examen büffelt. Draußen erwartete sie die aufgestaute Hitze und das künstliche Licht der abendlichen Stadt. Ihr Eifer siegte über die gewohnte diffuse Angst, und so eilte sie entschlossen und in dem Hochgefühl zu ihrem Wagen, um wenn auch noch keine Lösungen, so doch die ersten bruchstückhaften Antworten auf ein weites Feld von Fragen zu bekommen.
     
    Simon Winter sah schweigend zu, wie der Rabbi und Frieda Kroner der jungen Frau von der Staatsanwaltschaft zuliebe ihre Geschichte noch einmal geduldig wiederholten. Ihm entging nicht, wie Espy Martinez und Walter Robinson gelegentlich Blicke tauschten, aus denen mehr als rein berufliche Freundschaft sprach, doch das berührte ihn nicht weiter; vielmehr stellte er ganz sachlich fest, dass Espy Martinez an Schönheit der Tochter seines Vermieters in keiner Weise nachstand, und das erfüllte ihn nun doch mit ein wenig Neid. Er für seinen Teil hielt sich jedenfalls fast ganz aus der Unterhaltung heraus.
    Als der Tod von Herman Stein zur Sprache kam, drehten sich die beiden alten Überlebenden zu ihm um, und er merkte, dass von ihm ein Kommentar erwartet wurde. Also sagte er: »Stein wurde ermordet.«
    Walter Robinson schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ein abgeschlossener Fall von Selbstmord.«
    »Er hat den Namen seiner Frau falsch geschrieben.«
    »Aber er war zweifellos angespannt, deprimiert und voller Angst …«, fiel Espy Martinez ein.
    Winter betrachtete sie eindringlich und suchte in ihrem Gesicht und ihren Augen nach Anzeichen für etwas, das über Jugend und Unerfahrenheit hinausging. »Ja, das war er allerdings.«
    »Aber Sie glauben nicht, dass es diesen Fehler erklärt?«
    »Auf gar keinen Fall; niemals.«
    Martinez warf Robinson einen kurzen Blick zu, doch er hatte sich zurückgelehnt und das Kinn nachdenklich auf die Brust gesenkt, ohne Simon Winter aus den Augen zu lassen.
    »Walter?«, fragte sie. »Was meinst du?«
    »Ich glaube, Menschen machen ständig Fehler«, erwiderte er langsam. »Aber ich glaube nicht, dass Herman Stein in diesen Abschiedszeilen dieser Fehler unterlaufen ist, es sei denn, mit voller Absicht.«
    Frieda Kroner schlug lautstark mit der flachen Hand auf den Holztisch des

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