Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
vertrieben hatten. Sie sind alt, dachte er, und es ist spät, und es wird nicht lange dauern, bis sie müde werden. Hören wir uns an, was sie zu sagen haben, solange die Erinnerung frisch ist.
    An der offenen Tür ließ Robinson noch einmal den Blick über das Zimmer schweifen und versuchte, sich darüber klarzuwerden, wieso er sich so unbehaglich fühlte. Er betrachtete die Leiche noch einmal. Immer noch vermied er in Gedanken ihren Namen. Er wusste, das kam noch früh genug. Für den Augenblick betrachtete er sie als einen Gegenstand, den es sorgfältig zu katalogisieren galt.

[home]
4
    Hoffnung
    A ls er vom Ende des Häuserblocks aus das Blinklicht der Streifenwagen sah, blieb Simon Winter wie angewurzelt stehen, während ihm vor Staunen die Kinnlade herunterfiel.
    Indem er einen einzigen Schritt auf die blitzenden Lichter zu machte, bestürmten ihn eine Reihe von Schreckensvisionen. Er sagte sich: Es hat irgendwo gebrannt. Es gab einen Einbruch. Einen Herzinfarkt. Einen Unfall. Mit jeder Möglichkeit beschleunigte er seine Schritte, so dass er, als er das gelbe Absperrband der Polizei erreichte, im Laufschritt den Takt seiner bösen Vorahnung auf das Pflaster schlug. Die Worte, die er am meisten fürchtete, wagte er nicht zu denken: Es hat einen Mord gegeben.
    Keuchend hielt er am Eingang zum Sunshine Arms. Auf der schmalen Straße standen mindestens ein halbes Dutzend Streifenwagen, die in einem weiten Umkreis alles in grelles Rot und Blau färbten. Er entdeckte zwei Übertragungswagen von Fernsehsendern und sah, wie sich Kamerateams plappernd auf dem Bürgersteig zusammenscharten. Ein Kombi nicht weit von ihnen trug die Kennung des County-Gerichtsmediziners, und der leere Brunnen im Hof war von uniformierten Polizisten umringt. Simon Winter merkte augenblicklich, dass niemand in Eile schien, und er schnappte nach Luft. Solange noch ein Puls schlägt, dachte er, arbeiten die Leute schnell. Wenn nicht, gehen sie’s langsam an.
    Er hatte plötzlich eine trockene Kehle und duckte sich unter dem gelben Band hindurch. Das zog die Aufmerksamkeit eines Polizisten an, der die Hand hochhielt.
    »Hey, Senior! Betreten verboten!«
    »Ich wohne hier«, erwiderte Winter. »Was ist passiert?«
    »Wie heißen Sie?«, fragte der Beamte und kam auf ihn zu. Er war noch jung und wirkte durch die eigenartige Wölbung der kugelsicheren Weste kräftiger, als er war.
    »Winter. Ich wohne in Nummer einhundertdrei, gleich da vorne. Was ist passiert?«
    »Leben Sie allein, Mr.Winter?«
    »Ja. Was ist passiert?«
    »Es gab einen Einbruch. Eine alte Frau wurde ermordet.«
    Simon Winter blieb der Name fast im Halse stecken. »Sophie Millstein?«
    »Richtig. Sie kennen die Tote?«
    »J-ja«, stammelte er. »Noch heute Abend. Ich habe sie noch heute Abend gesehen. Habe ihr dabei geholfen, sich einzuschließen …«
    »Sie haben sie heute Abend gesehen?«
    Winter nickte. Er spürte, wie sich sein Magen krampfartig zusammenzog. »Ich würde gerne mit dem Detective sprechen, der die Ermittlungen leitet«, bat er.
    »Wissen Sie denn etwas, Mr.Winter? Oder sind Sie nur neugierig?«
    »Ich möchte mit dem leitenden Detective sprechen.« Er sah den Streifenpolizisten durchdringend an, um den Tumult in seinem Kopf zu verbergen.
    Der Beamte zögerte, dann erklärte er: »Ich bring Sie zu ihm.«
    Er wollte Simon Winter gerade über den Hof geleiten, als der alte Mann sah, wie die anderen Bewohner des Gebäudekomplexes dichtgedrängt in Schlafanzügen nahe beim Brunnen standen. Mrs.Kadosh winkte ihm augenblicklich zu.
    »Mr.Winter! Mr.Winter! Mein Gott, ist das schrecklich!«, platzte sie heraus. Simon Winter lief schnell zu ihr hinüber. Mr.Kadosh schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Kann man wohl sagen«, pflichtete er seiner Frau bei.
    »Aber was ist passiert?«, fragte Winter. »Ich bin essen gegangen und danach noch etwas spazieren. Ich komme eben zurück und …«
    Mrs.Kadosh fiel ihm ins Wort – eine gedrungene Frau, die ihren mattierten Blondschopf unter einem so ausladenden Haarnetz gefangen hielt, dass es für die meisten Fischarten ausgereicht hätte, und einen leuchtend roten Bademantel mit einer riesigen Blume auf der Brust trug, ein Kleidungsstück, in dem man in einer so schwülen Nacht vor Hitze umkommen musste.
    »Ist schon fast Mitternacht, und Henry liest noch ein bisschen im Bett, nachdem er ein paar Minuten Jay Leno gesehen hat, nur die witzigen Pointen, nicht das ganze Gequatsche, und ich sitze im Bett und warte, als ich

Weitere Kostenlose Bücher