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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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noch an Leo gedacht hatte.
    Er sah sich noch einmal ihre Augen an. Nein, dachte er. Da war nichts als blankes Entsetzen.
    Winter registrierte eine Schramme, einen wirklich langen Riss an ihrem Hals, an dem die Haut verletzt war, ohne dass Blut herausgedrungen war. Er entsann sich der goldenen Halskette, die sie immer getragen hatte. Sie war verschwunden. Nach ihrem Tod abgerissen, dachte er. Deshalb hat es nicht mehr geblutet.
    »Mr.Winter?«, hörte er die fragende Stimme von Walter Robinson.
    Simon Winter warf noch einen raschen Blick auf die Finger seiner Nachbarin. Hat sie sich gewehrt? Hat sie gekratzt und um sich geschlagen und alles darangesetzt, ihre letzten Lebensjahre dem Mann abzutrotzen, der sie ihr stehlen wollte? Sie müsste Haut- und Fleischpartikel ihres Mörders unter den Nägeln haben. Doch er sah, dass Sophie Millstein ihre Nägel kurz geschnitten trug.
    Sein Blick wanderte zu ihrem rechten Unterarm. Nur vage konnte er die verblasste blaue Tätowierung ausmachen.
    Er spürte, wie etwas ihn am Ärmel berührte, drehte sich um und sah den jungen Detective eindringlich an.
    »Natürlich«, sagte er langsam. »Es ist Sophie Millstein. Ihre Halskette fehlt. Ein Strang, Goldkettchen, mit einem Amulett in der Mitte, in das ihr Name ziseliert war. So ähnlich, wie sie junge Mädchen tragen, aber ihres war etwas Besonderes. Es hatte an den beiden Enden des großen S je einen Diamanten, wenn auch keine großen. Das hat ihr Mann ihr vor ungefähr achtzehn Monaten geschenkt, und sie hat es nie abgelegt.«
    Während Walter Robinson sich das Detail notierte, holte Simon Walter tief Luft. »Sie würden die Kette wiedererkennen?«, fragte der jüngere Mann.
    »Ja. Sie könnten versuchen, Proben unter ihren Fingernägeln zu nehmen …«
    »Das geschieht im Leichenschauhaus«, antwortete Robinson. »Routineverfahren. Kennen Sie einen nächsten Angehörigen?«
    »Ja. Sie hat einen Sohn namens Murray Millstein, er ist Anwalt auf Long Island. In einer Schublade im Wohnzimmer ist ein Adressbuch. In dem kleinen Beistelltisch mit dem Telefon. Ein kleines in Leder gebundenes Adressbuch. Jedenfalls hat sie gesagt, dass sie es immer dort aufbewahrt.«
    »Im Wohnzimmer?«
    »Ja. Ich zeig’s Ihnen.«
    »Danke für Ihre Hilfe, Mr.Winter. Wir sind Ihnen wirklich verbunden …«
    »Sie hatte Angst«, sagte Simon Winter dem Detective unvermittelt. »Deshalb ist sie zu mir gekommen.«
    »Angst?«
    »Ja. Jemand hatte sie furchtbar erschreckt. Heute. Sie hatte jemanden gesehen. Sie war in Panik und fühlte sich bedroht …«
    »Glauben Sie, derjenige, vor dem sie sich fürchtete, hat etwas mit diesem Verbrechen zu tun?«
    »Ich weiß nicht. Es war ungewöhnlich. Sie war aufgelöst.«
    »War es ungewöhnlich für sie, sich zu ängstigen?«
    »Nein«, erwiderte Winter ein wenig genervt. »Sie war alt und allein. Sie hatte immer Angst.«
    »Das leuchtet mir ein. Also, geben Sie Ihre Aussage einfach bei dem Streifenpolizisten zu Protokoll. Sagen Sie ihm, was passiert ist.«
    »Es handelte sich dabei um einen Mann …«
    »Er nimmt Ihre Aussage auf. Ich muss diesen Tatort sichern und die Familie verständigen.«
    »Aber der Mann …«
    »Mr.Winter, Sie waren Kriminalbeamter. Was ist Ihrer Meinung nach hier passiert?«
    Simon Winter sah sich nicht um. Stattdessen betrachtete er Walter Robinson. »Ich würde sagen, jemand ist eingebrochen, hat sie getötet und beraubt und ist weggelaufen, als er die Nachbarn hörte. Das ist die offensichtliche Erklärung, nicht wahr?«
    »Richtig. Und wir haben sogar mehrere Zeugen, die den Täter auf der Flucht gesehen haben. Mr. und Mrs. Kadosh sowie Mr. Finkel. Ihre Nachbarn. Das Offensichtliche entspricht demnach auch der Wahrheit. Und jetzt lassen Sie bitte den Polizisten Ihre Aussage aufnehmen. Erzählen Sie ihm, wovor sie Angst hatte.«
    Den übrigen Satz behielt er für sich: Vor wem auch immer, es war verflucht noch mal der Falsche.
    Die beiden Männer blieben mitten im Wohnzimmer stehen. Simon Winter wollte wütend werden, merkte jedoch, dass er stattdessen nur versuchte, sich zusammenzureißen. Er verfluchte innerlich sein Alter und seine Unentschlossenheit.
    »Also, wo ist jetzt dieses Adressbuch?«
    »In der Schublade.«
    Winter zeigte darauf, Walter Robinson ging hin und zog sie auf.
    »Es ist nicht da.«
    »Ich hab’s heute noch gesehen. Da hat sie es immer aufbewahrt.«
    »Ist jedenfalls nicht da! Wie sah es denn aus?«
    »Rotes Leder. Nichts Teures. Ungefähr DIN A7. ›Adressen‹

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