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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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die Mr.King so gerne schreibt.«
    »Und jetzt ist er hier mitten unter uns«, fügte Irving Silver hinzu. »Wie eine ansteckende Krankheit.«
    »Haben wir nicht immer jemanden wie den Schattenmann unter uns?«, überlegte der Rabbiner laut. Der Satz verhallte unbeantwortet im Raum.
    »Können Sie ihn finden, Detective?«, fragte Frieda Kroner leise.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Werden Sie es versuchen?«
    »Falls er hier ist. Falls das, was Sie sagen, stimmt …«
    »Werden Sie nach ihm suchen, Mr.Winter?«
    Simon Winter fühlte plötzlich, wie sich als Echo auf die Frage in seiner Brust eine tiefe Traurigkeit ausbreitete. Die Antwort stieg aus dieser Dunkelheit herauf.
    »Ja. Ich werde ihn suchen.«
    »Gut«, meinte Frieda Kroner. »Dann werde ich Ihnen helfen, Mr.Winter.«
    »Ich auch«, stimmte Irving Silver ein.
    »Selbstverständlich bin ich auch dabei«, schloss sich Rabbi Rubinstein an. »Wir werden tun, was wir können.«
    Frieda Kroner nickte, dann beugte sie sich vor und goss sich noch eine Tasse Kaffee ein. Simon Winter sah zu, wie sie einen großen Schluck von der schwarzen Flüssigkeit nahm und die bittere Brühe ihren Körper durchfließen ließ. Sie lächelte, doch auf eine kalte Weise. »Gut. Und wenn Sie ihn mit unserer Hilfe finden, Detective, dann werden Sie ihn töten.«
    »Frieda!«, rief Rabbi Rubinstein. »Überlegen Sie, was Sie da sagen! Unsere Religion spricht von Vergebung und Verständnis. Das waren von jeher unsere Prinzipien.«
    »Das mag ja so sein, Rabbi. Aber mein Herz spricht für all jene, die er verraten hat und die gestorben sind. Denken Sie zuerst an die, Rabbi, und dann predigen Sie mir Vergebung.«
    Sie wandte sich an Simon Winter.
    »Ich würde lieber von Gerechtigkeit sprechen«, erklärte sie. »Finden Sie ihn und töten Sie ihn.«
    Irving Silver beugte sich vor. »Ich werde helfen. Ich werde alles tun, was ich kann. Aber Frieda hat recht. Finden und töten Sie ihn, Mr.Winter.« Er holte tief Luft und fügte hinzu: »Für meinen geliebten Bruder Martin. Und meine Eltern und alle meine Vettern und Cousinen …«
    Frieda Kroner stimmte leise ein: »Und meine Schwester und ihren Mann und meine zwei kleinen Nichten und meine Großeltern und meine Mutter, die sich solche Mühe gegeben hat, mich und all die anderen zu retten …«
    Simon Winter blieb stumm. Er spähte zum Rabbi, der die anderen beiden ansah. Er bemerkte, wie sich die Hand des Rabbi um das Buch auf seinem Schoß krallte.
    Irving Silver nahm kein Blatt vor den Mund. »Töten Sie ihn, Detective. Dann gibt es einen Alptraum weniger in der Welt. Töten Sie ihn.«
    Und da nickte auch der Rabbi.

[home]
6
    Gebete für die Toten
    S imon Winter wand sich unbehaglich auf seinem Klappstuhl aus Eisen, während ein junger Rabbi die Grabrede hielt. Auch wenn die Trauergemeinde sich unter einem dunkelgrünen Zeltdach des Bestattungsinstituts versammelt hatte, setzte die sengende Mittagshitze der Schar zu. Vorwiegend waren ältere Menschen gekommen, deren dunkle Wollanzüge zu dampfen schienen. Simon Winter wünschte sich nichts sehnlicher, als seine Krawatte zu lockern, die ihm unter dem gestärkten Kragen seines einzigen verbliebenen weißen Anzughemds den Hals zuschnürte. Als er einen Blick in die Runde warf, dachte er: Wir sehen alle so aus, als könnten wir Sophie Millstein bald in ihrem Sarg Gesellschaft leisten. Er schämte sich ein wenig für den pietätlosen Gedanken, rechtfertigte ihn jedoch mit der Gewissheit, dass in absehbarer Zeit seine eigenen sterblichen Überreste in einer Kiste aufgebahrt oder in eine Urne gestopft würden, über der jemand anders, den er nicht kannte und der ihm von Herzen gleichgültig war, seine Abschiedsworte herunterleierte.
    Der Rabbi, ein kleiner, runder Mann, der unter dem Kragen mit demselben Problem kämpfte wie Simon Winter, erhob seine Stimme:
    »Diese Frau, Sophie Millstein, wurde ins Inferno gestürzt, um sich daraus wie ein Phönix zu erheben und mit Hingabe und Güte die geliebte Gefährtin von Leo und Mutter eines brillanten Sohns, Murray, zu werden …«
    Die Stimme des jungen Geistlichen war schrill und nadelspitz. Winter richtete den Blick in den zartblauen Himmel und suchte den Horizont nach Wolken ab, die auf ein baldiges Gewitter und eine erfrischende Regenflut hoffen ließen. Doch er konnte weit und breit keine entdecken. Er sog die Luft ein, die ihm wie dichter, heißer Rauch in die Lungen drang.
    Er saß allein in der hintersten Reihe und wies sich dafür zurecht,

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