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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Texte. Zu viel Paukerei. Ich weiß noch, wie er mir einen Stapel Taschenbücher hinschob und erklärte, sie wimmelten von faszinierenden Rätseln, MacGuffins und falschen Fährten. Ich muss zugeben, ich fand sie wirklich clever.«
    Der Professor schwieg erneut. Nach einer Weile sagte er: »Stellen Sie Ihre Fragen, Mr.Winter. Dann will ich Ihnen erklären, was mir zu schaffen macht.«
    Simon Winter holte tief Luft. »Die Waffe. Er hat sich mit einer Handfeuerwaffe Kaliber achtunddreißig umgebracht …«
    »Mein Vater hat Waffen gehasst, Mr.Winter. Ich war erstaunt, dass er eine hatte. Er war ein sanftmütiger Mensch. Andererseits lebte er in Miami, und da herrscht eine Menge Gewalt, ich ging also davon aus, dass er einfach niemandem davon erzählt hatte.«
    »Die Körperhaltung, in der er sich umgebracht hat …«
    »Ja. Ein Schuss direkt über die Augen. Das hat mich irritiert, Mr.Winter. Mein Vater liebte seine Augen. Sie waren das wichtigste Werkzeug für seine Kunst. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass er sie zerstören würde.«
    »Verstehe …«
    »Und noch etwas. Die Polizei von Miami Beach hat beschrieben, wie er die Pistole gehalten hat …«
    »Ja?«
    »Na ja, das wäre für ihn schwierig gewesen. Wegen seiner Hände. All die Jahre, in denen er mit feinem Schmuck hantiert hat. All diese präzisen Schliffe. All diese akkuraten Griffe. Er hatte Arthritis in den Händen. Einen Abzug zu betätigen, und dann auch noch mit dem Daumen, wäre für ihn äußerst schmerzhaft gewesen.«
    »Haben Sie das der Polizei gesagt?«
    »Natürlich. Aber die haben mir erklärt, er habe unter Depressionen und Einsamkeit gelitten, und Menschen, die zum Selbstmord neigen, würden solche physischen Beschränkungen überwinden. Ich vermute, da ist was dran.«
    Beide Männer warteten darauf, dass der andere die Stille in der Leitung füllte.
    »Was noch?«, fragte Winter schließlich.
    »Wahrscheinlich ist es nicht von Belang, aber es hat mich wirklich seltsam berührt.«
    »Was denn?«
    »Die Polizei hat dem keinerlei Bedeutung beigemessen, aber Sie wissen sicher, dass Familienmitglieder solche Dinge mit etwas anderen Augen sehen …«
    »Was denn, Professor?«
    »Den Abschiedsbrief.«
    »Was ist damit?«
    »Na ja, er entsprach schon dem Stil meines Vaters. Direkt. Zur Sache. Wie gesagt, präzise. Es waren genau die Worte, die er geschrieben hätte, wenn er sich umbringen wollte. Er hatte schon vor langer Zeit mit uns drei Kindern seinen Frieden gemacht. Wir wussten, dass er uns liebte. Er wusste, dass er von uns geliebt wurde. Es gab dem nichts hinzuzufügen. Nein, er liebte eine klare Sprache. Ohne Schnörkel, kurz und bündig.«
    »Verstehe.«
    »Nein«, entgegnete der Professor ein wenig schroff, »Sie verstehen nicht. Diese Notiz. Diese verdammten Abschiedszeilen …« Sein Ton wurde bitter. Dennoch blieb er bei seiner pedantischen Ausdrucksweise. »Was versteht man unter einem Abschiedsbrief, Mr.Winter? Eine Botschaft. Eine abschließende Erklärung. Ein letztes Wort. Es mögen wenige Worte sein. Aber sie sind bedeutend, meinen Sie nicht?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann stimmen Sie mir darin zu, dass er etwas mitteilen wollte. Dass dies seine letzte Botschaft an mich, an meinen Bruder, an meine Schwester und an seine Enkelkinder war, die er liebte. Seine Traurigkeit und Einsamkeit, die er nicht überwinden konnte, obwohl wir uns alle Mühe gaben, ihn einzubeziehen, hat ihn zu dieser letzten Erklärung auf Erden veranlasst.«
    »Ja.«
    »Dann sagen Sie mir doch bitte«, fuhr der Professor fort, und diesmal schwang eine Woge von Trauer und Verwirrung darin, »sagen Sie mir bitte, wieso er nach einer langen Ehe beim Namen meiner Mutter das
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am Ende vergisst?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Hannah, mit
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am Ende, Mr.Winter. Nicht Hanna.
Meine geliebte Hanna
 … aber falsch geschrieben. Und das von einem Mann mit seinem Sinn für Präzision. Also, erklären Sie mir das, Mr.Winter. Welche Botschaft vermittelt uns dieser Fehler? Was fangen Sie damit an?«
    Eine Menge, dachte Simon Winter. Doch dem Professor blieb er die Antwort auf seine quälenden Fragen schuldig.

[home]
12
    In einer perfekten Welt
    D er Plan war einfach: Sergeant Lion-Man sollte die Uniform sein. Er würde einmal anklopfen, dann beiseitetreten, während ein Detective, den sie sich vom Raubdezernat Miami Beach ausliehen, mit einem Vorschlaghammer die Riegelschlösser entfernte. Der Mann arbeitete im Nebenjob als Bodybuilder und hatte sich den

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