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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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während des Mordes an Malloy gesteckt haben. Einige von ihnen dürften im Büro gewesen sein.
    Mich interessiert in erster Linie, wer nicht. Und wir müssen nach diesem Runnerboy fragen. Wird Sterling uns behilflich sein?«
    »Oh, ganz bestimmt«, sagte Sachs und erinnerte ihn daran, wie kooperativ der Firmenchef während der gesamten bisherigen Ermittlungen gewesen war. Sie ging zu Rhymes Telefon und wählte die Nummer.
    Einer der Assistenten meldete sich, und Sachs nannte ihren Namen.
    »Hallo, Detective Sachs. Hier ist Jeremy. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muss mit Mr. Sterling sprechen.« »Ich fürchte, er ist nicht abkömmlich.«
    »Es ist sehr wichtig. Der Täter hat einen weiteren Mord verübt. An einem Polizeibeamten.«
    »Ja, das kam in den Nachrichten. Es tut mir sehr leid. Moment bitte, gerade kommt Martin herein.«
    Sie hörte eine gedämpfte Unterredung. Dann ertönte eine andere Stimme aus dem Lautsprecher. »Detective Sachs. Hier Martin. Ich habe mit Bestürzung von dem Mord gehört. Aber Mr. Sterling ist derzeit nicht da.«
    »Es ist wirklich wichtig.«
    »Das richte ich ihm gern aus«, sagte der ruhige Assistent.
    »Was ist mit Mark Whitcomb oder Tom O'Day?«
    »Ich frage nach. Bitte warten Sie kurz.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Stimme des jungen Mannes ihnen mitteilte: »Mark ist leider ebenfalls nicht im Büro. Und Tom sitzt in einer Besprechung. Ich habe jedem der beiden eine Nachricht hinterlassen. Auf der anderen Leitung wartet ein zweiter Anruf auf mich, Detective Sachs. Ich muss jetzt Schluss machen. Und es tut mir aufrichtig leid um Ihren Captain.«
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    »>Und du, der du in vielen Jahren von Ufer zu Ufer überfahren wirst, bedeutest mir mehr und bist mehr in meinen Gedanken, als du glaubst.«<
    Pam Willoughby saß auf einer Bank am East River und bekam Herzklopfen. Ihre Hände wurden feucht.
    Sie drehte sich zu Stuart Everett um, den die Sonne über New Jersey in strahlendes Licht hüllte. Ein blaues Hemd, Jeans, ein Sportsakko, eine Ledertasche über der Schulter. Sein jungenhaftes Gesicht, das dichte braune Haar, die schmalen Lippen, umspielt von einem Lächeln, das oftmals ausblieb.
    »Hallo«, sagte sie mit fröhlicher Stimme. Und war wütend auf sich selbst, denn sie wollte schroff klingen.
    »He.« Er sah nach Norden zum Fuß der Brooklyn Bridge. »Fulton Street.«
    »Das Gedicht? Ich weiß. Es ist >Auf der Brooklyn-Fähre<.«
    Aus Grashalme, Walt Whitmans Meisterwerk. Nachdem Stuart Everett im Unterricht erwähnt hatte, dass es sich um seine Lieblings-Gedichtsammlung handelte, hatte Pam sich eine teure Ausgabe gekauft. Weil sie dachte, es würde die Verbindung zwischen ihnen irgendwie vertiefen.
    »Das kam bei mir gar nicht dran. Du kennst es trotzdem?«
    Pam sagte nichts.
    »Darf ich mich setzen?«
    Sie nickte.
    Dann saßen sie schweigend da. Pam roch sein Eau de Cologne. Und fragte sich, ob seine Frau es ihm gekauft hatte. »Deine Freundin hat bestimmt mit dir geredet.« »Ja.«
    »Ich mag sie. Gut, als sie angerufen hat, dachte ich erst, sie würde mich verhaften.«
    Pams Stirnrunzeln milderte sich zu einem Lächeln.
    »Sie war über den Stand der Dinge nicht glücklich«, fuhr Stuart fort. »Aber das ist gut.
    Sie passt auf dich auf.«
    »Amelia ist die Beste.«
    »Ich konnte kaum glauben, dass sie eine Polizistin ist.« Noch dazu eine Polizistin, die meinen Freund überprüft hat.
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    Ungewissheit ist manchmal gar nicht so schlecht, dachte Pam; zu viel zu erfahren, konnte böse nach hinten losgehen.
    Er nahm ihre Hand. Sie wollte sie zurückziehen, aber der Gedanke verschwand sofort wieder. »Hör mal, ich finde, wir sollten offen darüber reden.«
    Sie behielt den Blick in die Ferne gerichtet; Stuart jetzt in die verträumten braunen Augen zu sehen, wäre das Verkehrteste, was sie hätte machen können. Pam beobachtete den Fluss und den Hafen. Es gab heutzutage immer noch Fähren, aber der Großteil des Verkehrs bestand aus Privatbooten oder Frachtschiffen. Pam setzte sich oft hier ans Ufer und schaute ihnen zu. Seit sie gezwungen gewesen war, mit ihrer verrückten Mutter viele Jahre im Untergrund zu leben, tief in den Wäldern des Mittelwestens, bei einer Horde rechtsgerichteter Fanatiker, fühlte Pam sich von Flüssen und Ozeanen magisch angezogen. Sie waren offen und frei und ständig in Bewegung.
    Diese Vorstellung tröstete sie.
    »Ich war nicht ehrlich, ich weiß. Aber die Beziehung zu meiner Frau ist anders, als du denkst. Ich schlafe nicht mehr mit ihr.

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